Bochum. . Auf der freien Bühne in Bochum ist es eine Sitte, die Ferien einfach ausfallen zu lassen. Eine Action-Lesung erzählt von Edward dem Hamster.

  • Beim „Rotten Summer“ können die Zuschauer auch während der Sommermonate Theater erleben
  • Die „Action-Lesungen“ haben an der Rottstraße Tradition: Diesmal wird von Edward dem Hamster erzählt
  • Hans Dreher arbeitet mit dem „Young’n’Rotten“-Ensemble an einer freien Bearbeitung von „Alice“

Alle Bühnen der Stadt halten Sommerschlaf. Alle Bühnen? Nein! An der Rottstraße 5 gibt es seit einigen Jahren die schöne Sitte, die Ferien einfach ausfallen zu lassen. „Wir spielen wieder durch“, meint Theaterleiter Hans Dreher. „Eine echte Seltenheit in der deutschsprachigen Theaterlandschaft.“

Beim „Rotten Summer“ gibt es also auch in diesem Jahr die Chance, der viel gelobten Bühne direkt unter den Bahngleisen einen Besuch abzustatten. Nach den Vorstellungen, die nie länger als zwei Stunden dauern, ist es stets ein schönes Erlebnis, in den noch hellen Abend zu treten und mit den Künstlern und Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen.

Käfigstäbe und Futternapf

Neu auf dem Spielplan ist eine sogenannte „Action Lesung“: Die gewitzten Live-Hörspiele haben an der Rottstraße Tradition, vor allem „Batman hält die Welt in Atem“ genießt mittlerweile Kult-Status. Diesmal widmet sich Schauspieler Lukas Vogelsang dem wunderbaren Buch „Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990-1990“.

„Das Buch ist super lustig, aber es hat auch genügend Abgründe und viel Liebe zur Absurdität, um bei uns aufgeführt zu werden“, sagt Dreher. Edward, der Hamster, beschreibt darin sein Dasein zwischen Käfigstäben und Futternapf – wie er plötzlich dem Hamsterrad entkommt. „Diese absurde Situation erinnert durchaus an Kafkas ‘Bericht für eine Akademie’“, meint Hans Dreher. Produziert wurde die Aufführung ursprünglich für die Eröffnung der Rotunde und wird nun an der Rottstraße 5 zu sehen sein (5. und 27. August).

Einige Lieblinge vom Spielplan im Programm

Nur noch zweimal wird „Herz der Finsternis“ nach dem Roman von Joseph Conrad zu sehen sein (6. und 19. August). „Die Inszenierung ist eigentlich gut gelaufen, trotzdem können wir sie nicht weiter spielen“, sagt Dreher. Der Grund: Schauspieler Mark Tumba wechselt ans Theater nach Hannover.

Als weniger gelungen bezeichnet der Theaterleiter die Inszenierung von „Penthesilea“ mit dem Zimmertheater Tübingen. „Das lief nicht gut, vielleicht sprang der Funke einfach nicht über“, sagt Dreher.

Einige Lieblinge auf dem Spielplan werden auch im „Rotten Summer“ zu sehen sein: „Der Tod in Venedig“ nach der Novelle von Thomas Mann (26. August), „American Psycho“ (10. August) sowie das beeindruckende Kleist-Solo „Michael Kohlhaas“ mit Schauspieler Marco Massafra am Sonntag, 16. Juli, und 13. August.

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Mit fünf jungen Schauspielern der Gruppe „Young'n'rotten“ im Alter von 18 bis 24 Jahren arbeitet Hans Dreher an „Alice“: „Sehr frei nach der Vorlage von Lewis Carroll“, so der Regisseur.

Das Nachwuchs-Ensemble will sich dem Kinderbuch auf ungewöhnliche Weise nähern und spielt mit dem Mythos. In Filmen wie „Matrix“ und „Resident Evil“ taucht die Story auf (Premiere: 3. September).