Bochum. . Ingenieure der Ruhr-Uni Bochum haben eine App entwickelt, die bei der Entscheidung helfen soll, ob sich ein Umstieg auf ein Elektroauto lohnt.
- App hilft Autofahrern zu entscheiden, ob sich Umstieg vom Benziner auf Elektroauto lohnt
- Die App „EValuation“ schätzt auch Verbrauchskosten im Vergleich zum aktuellen Fahrzeug
- Erhältlich ist die mehrsprachige App für das Smartphone-Betriebssystem Android
Vor zwei Jahren haben Ingenieure des Instituts für Energiesystemtechnik und Leistungsmechatronik der Ruhr-Uni die Reichweite von Elektroautos testen lassen. Die Tester waren zufrieden.
Darauf aufbauend haben die beiden Ingenieure Philip Dost und Christoph Degner aus dem Team von Prof. Dr. Constantinos Sourkounis eine Smartphone-App entwickelt. Damit lässt sich ermitteln, welches Elektroauto zu welchem Fahrer passt. Sie soll Autofahrern bei der Frage helfen, ob der Umstieg vom Verbrennungsmotor auf ein Elektroauto für sie praktikabel wäre.
Autofahrer sind unsicher
„Viele Leute sind unsicher, ob sie mit einem Elektroauto im Alltag klarkämen“, sagt Philip Spichartz, der am Projekt „Evaluation“ beteiligt war, in dem die App entwickelt wurde.
Mit der App können Fahrer typische Strecken aufzeichnen, während sie mit ihrem „normalen“ Auto unterwegs sind. „Aus den gesammelten Daten generiert das Programm eine Liste von Fahrzeugmodellen, die die Anforderungen des Fahrers erfüllen würden“, sagt Spichartz. „Ob sie zum Beispiel eine ausreichende Reichweite hätten.“ Auch Informationen zur Kostenersparnis können sich Anwender anzeigen lassen.
Hilfe für Skeptiker
„Die App soll Interessenten, aber auch Skeptikern helfen auszuloten, ob ein Elektroauto oder ein Hybridfahrzeug für sie funktionieren würde“, sagt der Projektverantwortliche Philip Dost. „Außerdem können Leute damit herausfinden, ob ein E-Car-Sharing-Angebot in ihrer Umgebung für ihre Bedürfnisse ausreichend wäre.“
Die App zeichnet während der Fahrt GPS-Daten und Beschleunigung auf. Nutzer können selbst entscheiden, welche Strecken in die Analyse einfließen sollen. Sie starten das Programm, wenn sie losfahren, stoppen es, wenn sie angekommen sind. Andere Anforderungen, etwa die zu befördernde Personenzahl, können sie ebenfalls spezifizieren. Sie können sogar eintragen, ob sie das Fahrzeug nur bei mildem oder auch bei kaltem Klima betreiben möchten.
Als Resultat bekommen sie eine Liste von Fahrzeugen, die die ausgewerteten Strecken meistern könnten. Die Liste enthält nicht nur reine Elektrofahrzeuge, sondern auch Plug-in-Hybride und Range Extender (Reichweiten-Verlängerer), die bei leerer Batterie auf Benzinantrieb umschalten. Die Liste lässt sich nach unterschiedlichen Kriterien, etwa laufenden Verbrauchskosten oder Kaufpreis, sortieren.
Aktualisierte Datenbank
„Das Programm greift auf eine Datenbank an unserem Institut zu“, sagt Spichartz. „Wir versuchen, sie immer auf dem neuesten Stand zu halten. Wir fügen etwa neu auf den Markt kommende Fahrzeuge hinzu oder entfernen nicht mehr verfügbare Modelle. Fahrzeuge, die nicht mehr produziert werden, zeigen wir in der App immer noch an, wenn sie noch gebraucht zu kaufen sind. Sie werden dann aber speziell markiert. Derzeit sind um die 40 Autos dort aufgelistet.“
Zu jedem infrage kommenden Fahrzeugmodell zeigt die App auf Wunsch Statistiken an. Eine Grafik zeigt beispielsweise, wie der Energieverbrauch auf den gefahrenen Strecken mit dem ausgewählten Elektrofahrzeug gewesen wäre. So kann der Nutzer sehen, wie viel Puffer er gehabt hätte, bevor die Batterie zuneige gegangen wäre.
>>> Info: Wissenswertes zur App und Web-Anwendung
Erhältlich ist die mehrsprachige App für das Smartphone-Betriebssystem Android als Download unter elektromobilitaet.rub.de. Eine Version mit eingeschränktem Informationsgehalt ist kostenlos erhältlich, die Vollversion gibt es zum Preis von 1,50 Euro.
Wer kein Android-Smartphone oder kein Auto besitzt, kann den Service in vereinfachter Form auch auf einer Webseite nutzen. Dort können Daten von typischen Fahrten eingeben und angezeigt werden. Die von Rania Kontopoulou im Rahmen eines Institutsprojekts programmierte Web-Anwendung steht ebenfalls kostenlos unter elektromobilitaet.rub.de bereit.
Beide Analysetools, also Web-Anwendung und Smartphone-App, entstanden im Projekt „Evaluation“. Das Team vom Institut für Energiesystemtechnik und Leistungsmechatronik setzte die Arbeiten ohne Drittmittelfinanzierung um. Auf absehbare Zeit hoffen die RUB-Ingenieure daher, dass sich die App finanziell trägt.