Bochum. „Kommunen müssen sich auf rückläufige Ausschüttungen einstellen“, so eine Studie. Auch die Bochumer Stadttochter erwartet geringere Erträge.

  • Kommunen müssen sich auf geringere Ausschüttungen ihrer Stadtwerke einstellen, heißt es in einer Studie
  • Auch die Stadtwerke Bochum rechnen mit Ertragseinbußen
  • Dennoch sieht sich das städtische Tochterunternehmen gut aufgestellt. Es hat einen Plan

Auf Erträge von mehr als 100 Millionen Euro haben es die Stadtwerke Bochum 2015 gebracht. Knapp die Hälfte davon, exakt 50,5 Millionen Euro, haben sie an die Stadt abgeführt und damit einen wesentlichen Beitrag zur Konsolidierung des städtischen Haushalts geleistet.

Auf die Dauer aber kann das offenbar nicht so weiter gehen. Laut einer Studie der Uni Leipzig erwarten viele Stadtwerke in ihren klassischen Bereichen, dem Vertrieb von Strom und Gas sowie der Bereitstellung ihrer Netze, „in den kommenden fünf Jahren sinkende Ergebnisbeiträge“. Auch in Bochum macht sich der Wettbewerbsdruck auf dem Energiemarkt trotz weiterhin hoher Gewinne bereits bemerkbar.

Ausschüttungsvereinbarung

Die Ausschüttungsvereinbarung mit der Stadt für die kommenden fünf Jahre wurde bereits nach unten korrigiert – auf in der Spitze 55 statt 58,5 Millionen Euro jährlich. Insgesamt 24,5 Millionen Euro weniger als ursprünglich geplant wird die Stadt-Tochter von 2017 bis 2021 an die Kommune abführen.

Danach wäre ein hohe Ausschüttung wichtiger denn je, von 2022 an muss Bochum seinen Haushalt ausgeglichen gestalten. Ob dies aber mit dem bereits eingeleiteten Umbau vom Energielieferanten zum Energiedienstleister gelingt, ist fraglich. „Die Kommunen werden sich mancherorts mittelfristig auf rückläufige Ausschüttungen einstellen müssen“, heißt es in der Studie.

„Wir haben ja die Ertragserwartungen schon reduziert. Und jetzt gehe ich erst einmal davon aus, dass sie zumindest für 2018/19 Bestand haben“, sagt Bochums Kämmerer Manfred Busch. Was die mittelfristige Haushaltsplanung betreffe, so gebe es viele Faktoren, die sich ändern könnten, die Ausschüttung der Stadtwerke ist nur einer davon. „Wenn die Bundesregierung beschließt, den Soli über 2019 hinaus beizubehalten, würden uns jährlich zwölf Millionen Euro fehlen.“

Vom Lieferanten zum Dienstleister

Fakt ist, der hiesige Energielieferant hat den notwendigen Umbau bereits eingeleitet. Denn: „Wir können nicht davon ausgehen, dass unser bisheriges Geschäftsmodell auch noch in 30, 40 Jahren funktioniert“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Thiel im Vorjahr bei der Vorstellung der Serviceoffensive seines Hauses. Wie viele andere Stadtwerke hofft auch Bochum auf Erträge aus den neuen Geschäftsfeldern Energiedienstleistungen, Telekommunikation und Erneuerbare Energien. Allerdings: „Das neue Geschäft ist zu kleinteilig, um die Verluste im großvolumigen Altgeschäft auszugleichen“, heißt es in besagter Leipziger Studie mit dem Titel „Stadtwerke – fit für die Zukunft?“

Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Bochum.
Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Bochum. © Dietmar Wäsche

Und deren Schlussfolgerungen „teilen wir im Wesentlichen“, sagt Dietmar Spohn, Sprecher der Stadtwerke-Geschäftsführung. „Wir erwarten Ergebnisbelastungen von rund 2 Millionen Euro pro Jahr.“ Zudem habe die Steag, an der die Stadtwerke zu 18 Prozent beteiligt sind, reduzierte bzw. ausbleibende Ausschüttungen angekündigt.

Erneuerbare bringen 6 Millionen Euro

Dennoch fühle sich sein Haus fit für die Zukunft – weil das Kerngeschäft erfolgreich laufe, sich die Beteiligungen – vor allem an Gelsenwasser mit einem Ertrag von 33 Millionen Euro – gut entwickelten und das Ergebnis im Bereich Erneuerbare Energien wachse, zuletzt haben sie 6 Millionen Euro gebracht; „mit steigender Tendenz“, so Spohn. Daher werde weiter in alternative Energie investiert, allein 86,5 Millionen Euro in die Beteiligung am Ausbau des Windparks Borkum. Mit einem Bündel von Maßnahmen will das Unternehmen versuchen, die Zielvorgaben zu erfüllen. Und danach? Spohn: „Über 2021 hinaus lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt seriös noch keine Aussagen treffen.“