Bochum. Zum 17. Mal wird das Car-Symposium ausgetragen. Organisator Prof. Dudenhöffer berichtet im Interview über den großem Wandel der Autobranche.
- Im Bochumer Ruhrcongress trifft sich die Automobilbranche zum 17. Car-Symposium
- Das Motto spricht Bände: Die Autoindustrie steht vor einer Zeitenwende
- Firmen und Hochschulen aus dem Ruhrgebiet, so die Botschaft, können dazu beitragen
Zum 17. Mal kommen Auto-Experten aus der ganzen Welt an diesem Mittwoch und Donnerstag zum Car-Symposium im Ruhrcongress zusammen. Mit dessen Gründer und Organisator Prof. Ferdinand Dudenhöffer, an der Uni Duisburg/Essen Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft, hat WAZ-Redakteur Andreas Rorowski über das Auto von morgen gesprochen.
Herr Dudenhöffer, das Programm des Car-Symposium ist mit „Zeitenwende in der Automobilbranche“ betitelt. Was bedeutet das?
Prof. Ferdinand Dudenhöffer: Es geht um eine Reihe von Themen. Das fängt an bei den USA und den Folgen der Trump-Politik, etwa dass Produktionen in die USA verlegt werden. Es geht weiter über das Thema China. Staatspräsident Xi Jinping spricht vom Interesse am freien Welthandel, dabei hat China hohe Importzölle. Elektromobilität ist für die Hersteller eine riesige Herausforderung. Man muss wissen, dass 30 bis 35 Prozent des Werts eines Autos am Motor, dem Getriebe und der Abgasanlage hängen. Da geht es zum Beispiel um die Frage Beschäftigung. Und schließlich ist autonomes Fahren das große Thema bei den Auto-Leuten. Wann und in welchen Schritten wird es kommen, welche rechtlichen Fragen sind damit verbunden und wie wirkt es sich auf unsere Infrastruktur aus? Brauchen wir weniger Parkplätze, holt mich das Auto automatisch ab und vieles mehr.
Wann werden wir denn autonom gefahren?
Prof. Dudenhöffer: Das geht ja jetzt schon, in E-Klasse-Modellen von Mercedes oder im Tesla ist eigenständiges Fahren auf Autobahnen schon möglich. Allerdings gibt es noch Probleme mit der Gesetzgebung, viele Fragen der Verantwortung oder Haftung sind noch gar nicht geklärt.
In den USA gibt es allerdings schon vier Bundesstaaten, in denen autonomes Fahren erlaubt ist. Die Autoindustrie steht vor Herausforderungen, wie es sie in den vergangenen 100 Jahren nicht gegeben hat.
Welches Signal könnte von diesem Car-Symposium ausgehen?
Prof. Dudenhöffer: Signal ist vielleicht ein zu großes Wort. Aber von Bochum ausgehen könnte die Botschaft, dass die Autoindustrie Riesenchancen hat, wenn wir die großen Herausforderungen angehen und uns nicht verstecken. Die Veränderungen können viele neue Jobs bringen, sie können aber auch Jobs kosten.
Bochum war mal Auto-Stadt. Wird das wieder so sein?
Prof. Dudenhöffer: Ich würde nicht allein von Bochum reden, sondern vom Ruhrgebiet. Die Region kann mit ihren Unternehmen einen Beitrag zur E-Mobilität und zum autonomen Fahren leisten. In Bochum sind das Firmen wie Voltavision, Escrypt und im Ruhrgebiet große Unternehmen wie Thyssen-Krupp oder Evonik. Dazu kommen die Hochschulen, die in vielen Bereichen Entwicklungen vorantreiben, auch über das Projekt Ruhrauto-e, das in Bochum gut vertreten ist. Wir bemühen uns gerade um Fördergelder für die deutschlandweit erste Station für das induktive Laden von Elektrofahrzeugen, d.h. Laden ohne Kabel, sondern über ein Magnetfeld
Was erhoffen Sie sich vom Car-Symposium?
Prof. Dudenhöffer: Ich sähe es gerne, wenn viele junge Menschen am Donnerstag ab 10 Uhr in den Ruhrcongress zur Karriere-Messe kommen. 100 Firmen präsentieren sich dort als Arbeitgeber. Für alle, die ein Studium abgeschlossen haben oder es gerade betreiben und die am Thema Auto interessiert sind, sollte das ein Muss sein. Der Eintritt ist frei.
>>>>Zeitenwende in der Automobilindustrie
Wissenschaftler aus aller Welt und Manager von großen Automobilunternehmen gehören zu den Teilnehmern des Car-Symposiums. Während im vergangenen Jahr etwa die Vorstände von Opel und Mercedes, Mary Barra und Dieter Zetsche, zu Gast im Ruhrcongress waren, sind diesmal Harald Krüger (BMW) und Nobelpreisträger Prof. Stefan Hell die prominentesten Teilnehmer.
Bei der ersten Auflage 2001 war Robert W. Hendry, Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG, zu Gast. Das Thema: „Mobilität im 21. Jahrhundert“, bei der 17. Auflage geht es um die „Zeitenwende in der Automobilindustrie“.