Bochum. . Die neue Sozialtherapeutische Anstalt (SothA) in Bochum, eine Ersatzeinrichtung für die Anstalt in Gelsenkirchen, wird einen eigenen Sicherheitsbereich bekommen. Die künftige Pforte des Gebäudes, dessen Bau im August 2015 beginnt, wird aber auch von der angrenzenden JVA Krümmede genutzt.

Die „Alte Dame“ ist in die Jahre gekommen. Genau genommen ist sie fast 120 Jahre alt und wird bald noch einmal ein neues Zuhause bekommen. Im Zuge des Neubaus einer Sozialtherapeutischen Anstalt (SothA) für Sexual- und Gewalttäter in direkter Nachbarschaft zur Justizvollzugsanstalt Krümmede bekommt besagte „Alte Dame“, eine denkmalgeschützte, vor fünf Jahren abgetragene Gefängnismauer aus Backstein aus dem 19. Jahrhundert, einen neuen Platz – außerhalb der Gefängnismauern, aber nah dran.

Begonnen wird im März 2015 mit dem Bau des neuen Parkhauses mit 239 Plätzen. Das Vorgängergebäude an der Castroper Straße und Reste von Bedienstetenwohnungen an der Krümmede sind mittlerweile abgerissen, um die Bauarbeiten an der SothA vorzubereiten wie Klaus Siniawa, Abteilungsleiter im Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, im Ausschuss für Planung und Infrastruktur erläuterte.

Hinter der Parkpalette, die Bedienstete ebenso wie Besucher nutzen können, wird sich in einer parallel zur Krümmede verlaufenden Flucht ein Ensemble mit vier Gebäuden anschließen: Verwaltung, das viergeschossige Hafthaus für 80 Sexual- und Gewaltstraftäter und ein zweigeschossiges Werkstättengebäude. Sie werden einen eigenen Sicherheitsbereich bilden, zur Castroper Straße aber eine gemeinsame Bauflucht mit der JVA haben. Lediglich die ebenfalls neu gebaute Pforte wird eine Verbindung mit der JVA herstellen. Durch diese Schleuse wird in Zukunft auch die Anlieferung von Versorgungsgütern erfolgen, der zweite Zugang zum Gelände an der Karl-Lange-Straße wird geschlossen.

Ersatz für alte Anstalt in Gelsenkirchen

Optisch wird sich der Neubau, den das Land konkret seit 2012 plant und der nach Fertigstellung zur Schließung der bisherigen Einrichtung in Gelsenkirchen führen wird, an die Gestaltung der JVA und ihre Typologie orientieren. „Allerdings werden die Gebäude auch von außen einen wohnlicheren Charakter haben“, erklärte Architekt Andreas Polzer vom planenden Büro Agn aus Ibbenbüren den Ausschussmitgliedern.

Neu gestaltet wird auch die Freianlage zwischen Gefängnistrakt und Castroper Straße. Der Höhenunterschied von fast zwei Metern wird mit einer Stützwand abgefangen, zwischen Mauer und Bürgersteig wird es einen Grünstreifen und eine Baumreihe geben.

Fertig gestellt sein soll die Parkpalette bereits im August 2015, der gesamte Komplex dann Ende August 2017. Die ersten Planungen hatte bereits vor zehn Jahre begonnen, der Bautermin war danach mehrmals verschoben worden. Über die Kosten des Projekts schweigt sich der BLB noch aus. „Wir befinden uns derzeit mit dem Projekt am Ende der Planungsphase, die Kostenberechnung muss noch geprüft werden“, heißt es in einer Erklärung. Nach ihrer Fertigstellung ersetzt die Bochumer SothA die alte Einrichtung für 57 Gefangene in Gelsenkirchen.

Vorbereitung auf die Freiheit

Unumstritten war der Bau der Sozialtherapeutische Anstalt in der Vergangenheit nicht. Im Sozialausschuss kam noch einmal die Frage auf, in wie fern sich die Einrichtung von einer Forensik unterscheide.

Anders als in einer forensischen Einrichtung, einem Maßregelvollzug für schuldunfähige, seelische kranke Straftäter, von denen es in NRW nach Auskunft des Justizministeriums 3000 gibt, werden in einer SothA „Strafgefangene untergebracht, die vom Gericht als schuldfähig verurteilt wurden“, so Detlef Feige, Sprecher des NRW-Justizministeriums. Sie seien für ihre Taten verantwortlich. In einer
SothA würden „behandlungsmotivierte Straftäter befähigt, nach der Entlassung ein Leben in sozialer Verantwortung zu führen.“