Bochum. 16.000 Gefangene sitzen in einer der 37 Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen ein. 175 von ihnen werkeln und büffeln während ihrer Haftstrafe für eine berufliche Perspektive: Sie absolvieren eine Ausbildung in der JVA Langendreer.
Strafvollzug: das heißt nicht nur Wegsperren. „Resozialisierung ist das Ziel. Der erste ,Besuch’ im Gefängnis soll möglichst der letzte sein“, sagte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) bei einer Besichtigung in Langendreer. Die Anstalt ist die zentrale Bildungseinrichtung für erwachsene Strafgefangene im offenen Vollzug in NRW (für die Berufsbildung im geschlossenen Vollzug ist die JVA Geldern zuständig).
Vom einstigen Schwerkriminellen, der nach Jahren im geschlossenen Vollzug auf ein Leben in Freiheit vorbereitet wird, bis zu Straftätern mit weniger langen Haftstrafen: Am Lütgendortmunder Hellweg sollen die Gefangenen das Fundament für ein straffreies Leben legen. „Bei Kosten von 114 Euro pro Tag für einen Inhaftierten ist das nicht nur gesellschaftlich, sondern auch wirtschaftlich geboten“, so Kutschaty.
Sieben Ausbildungsberufe
Die Häftlinge werden aus Anstalten in ganz NRW nach Langendreer verlegt. Auch einige weibliche Gefangene der offenen JVA Gelsenkirchen pendeln nach Bochum. Elektroniker, Industriemechaniker, Gärtner, Maler und Lackierer, Maurer, Schweißer und Lagerfachkraft inklusive Gabelstaplerführerschein: Sieben Ausbildungsberufe werden in den anstaltseigenen Werkstätten angeboten. Die Ausbilder kommen von externen Bildungsträgern. Module ab zwei Monaten gewährleisten, dass auch Teilqualifizierungen erworben werden. Der Berufsschulunterricht wird in der JVA erteilt. Die verkürzte, gleichwohl reguläre Berufsausbildung endet nach 18 bis 21 Monaten mit einem Facharbeiterbrief – und zwar ohne „Knast-Stempel“.
Jährlich sind es 450 Häftlinge, die in Langendreer geschult werden, bevor sie zum Feierabend in ihre Zellen (die hier „Stuben“ heißen) zurückkehren. „Zwei Drittel schließen die Ausbildung erfolgreich ab. Das ist angesichts der mangelhaften Vorbildung vieler Gefangener eine gute Quote“, betont JVA-Leiterin Gisela Hoter und verweist auf die vielfältige soziale Betreuung der Knast-Azubis. Sie umfasst u.a. Suchtberatung, Anti-Aggressions-Training, Sprachförderung und Hilfen bei Bewerbungen und familiären Schwierigkeiten. Eng kooperiert die Haftanstalt mit der Agentur für Arbeit, die sich frühzeitig um Stellen bemüht.
Manche Lehrstellen bleiben unbesetzt
Dennoch sind die 175 Ausbildungsplätze nicht voll belegt. Die Auslastung liegt laut JVA bei 87 Prozent. Das Problem: Die Häftlinge müssen wollen (das Angebot ist freiwillig) und können; heißt: noch genügend Haftzeit mitbringen und zugleich für den offenen Vollzug geeignet sein. Das ist nicht leicht. So bleiben manche Lehrstellen unbesetzt – trotz
16.000 Häftlingen in NRW.