Bochum. Theaterleiterin Sibylle Broll-Pape hat am Prinz Regent Theater eine karge, minimalistische Inszenierung des Shakespeare-Dramas vorgelegt. Intensiv gespielte zwei Stunden. Letzte „große“ Inszenierung vor dem Wechsel nach Bamberg.
Es ist die letzte große Inszenierung an „ihrem“ Theater: Die Premiere von „Macbeth“ am Freitagabend im Prinz Regent Theater war für Regisseurin Sibylle Broll-Pape nicht bloß eine Aufführung unter vielen. Die langjährige Theaterleiterin wechselt, wie berichtet, 2015 nach Bamberg.
Sie scheidet mit einer Shakespeare-Deutung, an die man sich vor allem wegen der Kraft der Form erinnern wird. Wie in einer Theaterworkshop sitzen die Schauspieler in Jeans und T-Shirt um einen großen Tisch, der gleichzeitig die Spielfläche ist, auf welche die Akteure bei ihren Einsätzen springen. Das Laborhafte der Bühnensituation wird noch dadurch betont, dass die Zuschauer drum herum platziert sind. Sie werden so zu intimen Zeugen des Spiels, aber auch jeden Kostüm- und Requisitenwechsels. Dabei ist Kargheit Trumpf: Harnisch, Schwert, die Krone, eine Mördermaske und ein blutrotes Gewand für Lady Macbeth – viel mehr braucht es nicht.
Minimalistischer Macbeth
Diesem Ansatz folgt die ganze Inszenierung. Es ist ein minimalistischer Macbeth, ein karger Seelentrip, karg wie die Heide, auf der die Hexen lauern. Die Regisseurin umkreist Shakespeare keineswegs auf Zehenspitzen, aber die Achtung vor dem Dichter und dem Stück ist jederzeit spürbar. Durch die komprimierte Form der Aufführung wird das Ungeheure des Dramas – der Weg eines Menschen in die Selbstzerstörung – noch eindringlicher fassbar.
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Die Schauspieler tragen den Abend, sie müssen den Zuschauer fesseln, da die Regie keinerlei Ablenkung vorsieht. Das gelingt zum Teil sehr beeindruckend, vor allem Katharina Brenner als Lady hat gespenstisch geniale Augenblicke, etwa wenn sie gegen Ende versucht, ihre blutige Schuld am eigenen Gewand abzustreifen.
Ruhrdeutsch an der Tür
Maximilian Strestik, Magdalena Helmig und Christoph Wehr schlüpfen in verschiedene Rollen, bilden somit das darstellerische „Gerüst“, wobei Wehr als Türhüter die einzige komische Szene hat, die im Ruhrdeutsch(!) gesprochen wird. Gerhard Roiß gibt den Macbeth als Borderliner der Macht, der, grell zwischen Furor und Feigheit changierend, immer weiter in seiner Persönlichkeit zerfällt.
Zwei Stunden am Stück dauert die Aufführung. Zwei intensiv gespielte Stunden, die wie im Fluge vergehen.