Nach den Protesten vom Wochenbeginn war Kulturdezernent Michael Townsend bemüht, die Wogen zu glätten. Doch mit seinem kolportierten Wort von Kurzarbeit als „kreativer Lösung“ goss er Öl ins Feuer. Gerd Spiekermann vom Bahnhof Langendreer nannte dies in einer Stellungnahme „zynisch“ und kommentierte sarkastisch: „Wir fragen uns, ob der Dezernent nicht inzwischen selbst ‘kreativ’ geworden ist und den Bochumer Kulturetat mittels eigener Kurzarbeit entlastet: Vor vier Wochen haben sieben freie Kultureinrichtungen (Bahnhof Langendreer, Prinz Regent Theater, Rottstr. 5 Theater, Kulturrat, Thealozzi, Fidena und Figuren-Theaterkolleg) einen Brief an ihn geschrieben, in dem sie ihre prekäre Situation geschildert und um ein persönliches Gespräch gebeten haben. Keine Reaktion des Dezernenten, selbst für eine Eingangsbestätigung hat es nicht gereicht!“
Auch die CDU empfand die Formulierung „kreative Lösung“ als „unsensibel und empörend“. Für die CDU-Fraktion sei das Vorgehen der Kulturverwaltung „nicht akzeptabel“, sie fordere deshalb eine Klarstellung in der Sitzung des Kulturausschusses. Die Fraktion der Linken vertreten durch Ralf-D. Lange, Fraktionsvorsitzender dazu: „Wie Michael Townsend zu vermeiden wissen will, dass Existenzen gefährdet werden, ist uns schleierhaft.“ In ihrer Presseerklärung unterstellt die Linke ihm ferner, während der Proteste am Richtfest für das Musikzentrum teilgenommen zu haben. Das ist allerdings erste nächste Woche.
Auch die Piraten im Rat der Stadt kritisieren die Kürzungspläne. Sie „finden es schwer nachvollziehbar, wie es möglich sein kann, dass die Stadt Bochum enorm hohe Summen in ein Musikzentrum investieren kann und auf gleichem Wege die freien kulturellen Angebote nicht mehr finanziell unterstützt werden können.“
Michael Townsend suchte derweil am Mittwochabend bei einer Diskussionsveranstaltung das offene Gespräch mit der freien Szene, wo er sich erneut mühte, Existenzängste zu beseitigen.