Bochum. . Die Idee gab es schon lange, doch erst in den 70er Jahren wurde mit dem Bau des Kemnader Stausees begonnen. Günter Fieback war damals Bauleiter.
Als das Ruhrwasser vor dem frisch aufgeschütteten Damm anstieg, schließlich darüber hinweg floss und die halbe Wehrbaustelle flutete, da fühlte sich Günter Fieback, heute 81 Jahre alt, kurzfristig in die Kindheit zurückversetzt: „Wie als kleiner Junge am Strand“, habe er da am Ufer gesessen und das Spektakel beobachtet.
Nur dass dieser Damm um einiges größer war als ein sandiges Urlaubsbauwerk. Und er, Fieback, kein Kind mehr, sondern der Bauleiter eines Großprojektes.
Erste Pläne gab es schon 1929
Nach einer, vielleicht nach zwei Stunden, so genau erinnert sich Fieback nicht mehr daran, war alles vorüber. Der Kemnader Stausee nahm langsam Form an. Endlich. Denn nachdem es bereits 1929 erste Pläne gegeben hatte, die Ruhr zwischen Haus Herbede und Haus Kemnade zu stauen, gar eine Naherholung am Wasser zu ermöglichen, war jahrzehntelang nichts passiert.
Erst nach Gründung der Ruhr-Uni wurde die Idee wieder aufgegriffen. 1976 folgte dann der erste Spatenstich. Günter Fieback war von Anfang an dabei. Erst wurde die Grube ausgehoben und ausgebaggert – drei Millionen Kubikmeter Wasser sollten hier Platz finden – dann wurden Fundamente gegossen, schließlich die meterlangen Stauklappen installiert.
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Eine knifflige Angelegenheit, denn die Klappen mussten exakt passen: „Nur vier Millimeter betrug die Toleranz“, erklärt Fieback.
Vor Baubeginn wurde das Erdreich abgedichtet
Um zu verhindern, dass der See den Grundwasserspiegel auf Herbeder Seite zu stark anhob, war bereits vor dem eigentlichen Baubeginn das Erdreich abgedichtet worden. Nicht die einzige Herausforderung beim Bau: Während der Bauzeit gab es am See eine Handvoll Firmen mit Wasserrechten. „Da mussten wir sehen, dass wir deren Wasserentnahmeeinrichtungen nicht störten oder kaputt machten“, so Fieback.
Für den ehemaligen Grubensteiger Günter Fieback, der sich 1964 auf eine Stelle als Aufsichtskraft an der Biggetalsperre beworben und in der Folgezeit hochgearbeitet hatte, war der jüngste der fünf Ruhrstauseen nur eines von vielen Projekten. Arbeiten an der Möhnetalsperre, Wasserdämme für die Ruhrkohle bei Zechenstilllegungen, Zementinjektionen an der Biggetalsperre – immer brachte die Arbeit ihn ans Wasser.
Das eigentliche Spektakel, die feierliche Freigabe am 18. September 1980, ist Günter Fieback heute bei weitem nicht mehr so präsent wie die Szene am Damm. Und doch: Beim Kanadierrennen habe er mitgemacht, mit seinem Arbeitgeber, dem Ruhrverband, der damals noch Ruhrtalsperrenverein hieß, dreimal den Pokal geholt. Danach hat es ihn nicht mehr zum Kemnader See gezogen: Das Projekt war abgeschlossen, andere Aufgaben warteten auf ihn.
Kemnader See 80er Jahre Bochum
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Dieser Artikel ist Teil des ProBO-Projektes „70 Jahre WAZ – 70 Jahre Bochum“. Unser Zeitstrahl Bochum70.waz.de bietet zu Nachrichten und Ereignissen, die für Bochum(er) zwischen 1948 und 2018 wichtig waren oder wurden, historische Filmaufnahmen, Fotos und die alten WAZ-Zeitungsseiten zum Durchblättern. Auf dem Spezial können Sie auch eigene Bochumer Stadtgeschichten und Fotos hochladen. Das erste Jahresthema der Multimedia-Chronik: die Gründung der WAZ in Bochum im Jahr 1948.