Bochum. Der VfL Bochum gewinnt erstmals nach 18 Jahren wieder ein Derby gegen den BVB zu Hause. Damals stand am Ende der Klassenerhalt. Dieses Jahr auch?
Am Tag nach dem emotionalen Derbysieg gegen Borussia Dortmund (2:0) war beim VfL Bochum schon wieder die normale sonntägliche Betriebsamkeit eingekehrt. Das übliche Aufräumen nach einem Spiel, ein paar Übungen für die Spieler, die nicht oder nur kurz zum Einsatz kamen, Regeneration für die Derby-Helden. Danach kehrte Ruhe ein - nur für Trainer Dieter Hecking nicht. Der Cheftrainer hatte noch einen Ausflug geplant. Er fuhr nach Bremen ins Weserstadion, um sich dort mit der TSG Hoffenheim den nächsten Heim-Gegner des VfL einmal genau anzugucken. Dieser Partie messen sie an der Castroper Straße nämlich eine große Bedeutung zu. Zu Hause sollen und müssen die Bochumer die Punkte gegen den Abstieg holen. Zumal Hoffenheim überraschend ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt ist.
Dass sie das in Bochum überhaupt wieder sagen können, grenzt nach den ersten Monaten dieser vierten Bundesliga-Saison in Serie schon fast an ein Wunder. Von Pleite zu Pleite marschierte die Mannschaft, bis Hecking vor inzwischen über 100 Tagen übernahm und die Mannschaft sichtlich stabilisierte - und inzwischen auch weiterentwickelte. Wie schon beim Auswärtsspiel bei Holstein Kiel in der Vorwoche (2:2) zeigte der VfL gegen den nominell übermächtigen Gegner aus Dortmund auch spielerisch eine starke Vorstellung und Ersatzkeeper Timo Horn hielt weitgehend beschäftigungslos sogar die Null.
VfL Bochum: Mittelfeld um Sissoko überragt
Kämpferisch sind die Bochumer seit Wochen ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Wenn man den Akteuren in blau und weiß etwas nicht vorwerfen kann, dann, dass sie sich nicht vollends aufopfern würde. Am Samstagnachmittag bekamen das die Dortmunder Julian Brandt, Marcel Sabitzer und Pascal Groß eindrucksvoll zu spüren, denen Ibrahima Sissoko, Tom Krauß und Matus Bero 90 Minuten lang den Schneid im Zentrum abkauften. Vor allem Sissoko glänzte aufgrund seiner läuferischen Qualitäten und mit seinem Spielverständnis.
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Kein Zufall war es zudem, dass der Winterneuzugang Krauß beide Treffer durch den anderen Wintertransfer Georgios Masouras mitinitiierte. Vor dem 1:0 in der 33. Minute spielte der ehemalige Schalker einen Traumpass zwischen die Linie auf den guten Philipp Hofmann, dessen Abschluss wohl auch so im Tor gelandet wäre. Doch Masouras, ganz Torjäger, drückte den Ball selbst über die Linie - und entschuldigte sich noch in der Halbzeitpause „tausendfach“ bei Hofmann, wie dieser später sagte. Vielleicht auch, weil der Grieche kurz nach dem Führungstreffer auch das 2:0 erzielte, nachdem Krauß aggressiv gegen Niklas Süle gepresst und diesen zu einem katastrophalen Fehlpass zurück in die Mitte gezwungen hatte. Dort lauerte Masouras genau auf diesen Ball und schloss mit einem satten Schuss in den Winkel ab. Überboten in der Coolness wurde der Grieche in dieser Szene nur von Stadion-DJ Klaus Wonner, der noch vor dem Einschlag im Netz den Finger am Ton-Abzug hatte und den Sirtaki ganz zur Freude der feiernden und tanzenden Fans einspielte.
Masouras macht es wie Gekas vor 18 Jahren
Masouras wurde mit seinem Doppelpack zum Derby-Helden. 18 Jahre, nachdem der VfL zuletzt ein Heimspiel gegen Borussia Dortmund gewonnen hatte. Zweifacher Torschütze damals: Theofanis Gekas. Auch ein Grieche, auch damals schallte der Sirtaki aus den Boxen des Ruhrstadions. Auch damals standen die Bochumer in der Tabelle übrigens auf einem Abstiegsplatz - und feierten am Ende der Saison souverän den Klassenerhalt als Achter. Ganz so weit dürfte der Weg des VfL in dieser Saison wohl nicht mehr führen, doch der Klassenerhalt scheint durch den Sieg gegen den BVB nun noch einmal realistischer zu sein, als er in den vergangenen Wochen ohnehin wieder erschien.

„Wir profitieren davon, dass zwei, drei andere Mannschaften nicht gepunktet haben“, sagte VfL-Trainer Hecking nach dem Spiel. „ Du brauchst solche Siege, um den Druck auf die Konkurrenz zu erhöhen. Wir müssen aber gucken, dass wir bei uns bleiben, unsere Spiele gewinnen. Man verdient sich das, was man sich erarbeitet“, so der Trainer. Noch am Samstagabend schaltete er daher vom Kurzzeit-Feiermodus in den Analyse- und Vorbereitungsmodus. In der kommenden Woche muss Bochum nämlich beim VfL Wolfsburg antreten. Auch das übrigens eine Parallele zum März 2007, als nach dem Derbysieg gegen den BVB die Partie in der Volkswagen-Arena anstand - und Bochum verlor.
Am Ende stand dennoch der Klassenerhalt. Dafür wollen sie in Bochum vor allem die Heimspiele gewinnen - und das nächste findet gegen Hoffenheim statt. Seit Sonntag weiß Hecking genau, was da auf ihn zukommen wird.
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