Bochum. Der Vertrag von Gerrit Holtmann beim VfL Bochum läuft im Sommer aus. So äußert sich der wiedererstarkte Flügelstürmer zum Stand.
Mit einem 4-3-3-System hatten viele Fans und Journalisten gerechnet, als sie die Aufstellung des VfL Bochum vor dem Derby gegen Borussia Dortmund sahen. Mit Gerrit Holtmann als linken Flügelstürmer. Doch Trainer Dieter Hecking hatte sich eine andere Taktik zurechtgelegt. Sie ging auf. Er setzte auf ein 5-3-2 mit Tim Oermann als rechten und Gerrit Holtmann als linken Schienenspieler.
Holtmann, der schnelle Außenangreifer, bekam es vor allem mit Karim Adeyemi zu tun - der zermürbt ausgewechselt wurde nach rund einer Stunde. „In der Vergangenheit wurde mir die Fünferkette nicht zugetraut“, sagte Holtmann am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Ich habe gegen Leverkusen und jetzt auch gegen Dortmund bewiesen, dass ich die Position spielen kann. Das hat definitiv Spaß gemacht.“
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Bereits bei der VfL-Trainerpremiere von Dieter Hecking zeigte er gegen Bayers Jeremie Frimpong eine starke Leistung. Jetzt fehlte mit Maxi Wittek der etatmäßige linke Schienenspieler - und Holtmann lieferte erneut. „Er hat in den beiden Spielen, die nicht einfach waren, gezeigt, dass er taktisch flexibel ist“, lobte Hecking den 29-Jährigen. Zumal er auch Akzente nach vorne setzte. „Er war nie so richtig zu greifen, hat gut in den Zwischenräumen agiert, hatte viele Ballaktionen“, so Hecking. „Er kann die Position bedenkenlos spielen.“
VfL Bochum: Holtmann blüht unter Trainer Hecking wieder auf
Unter Hecking ist Holtmann wieder aufgeblüht. Im Sommer 2022 hatte er seinen Vertrag verlängert, spielte nach dem Aus von Trainer Thomas Reis aber bei Thomas Letsch irgendwann keine Rolle mehr. In der Vorsaison spielte Fanliebling Holtmann, der gute Kontakte zu den anderen Anhängern pflegt und schonmal ein Spiel in der Ostkurve zelebrierte, auf Leihbasis für Antalyaspor und dann für Darmstadt 98. Die Leihe in die Türkei ging schief, auch in Darmstadt kam er nur selten zum Zug.
Zurück beim VfL war Holtmann aber auch unter Peter Zeidler nicht gefragt, liebäugelte mit einem Wechsel. Holtmann blieb - Hecking kam. Seit November kam der gelernte Angreifer in zwölf der 13 Partien zum Einsatz, sieben Mal von Beginn an. Holtmann ist der größte Gewinner des Trainerwechsels.
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Holtmann erklärt neue Defensiv-Stärke: bessere Vorbereitung auf Adeyemi und Co.
„Der Trainer gibt mir viel Vertrauen. Aber ich habe auch an mir gearbeitet vom Kopf her“, erklärte Holtmann. „In dem Jahr, in dem ich hier verlängert habe, hätte ich schon der Profi sein müssen, der ich jetzt bin. Da bin ich auf dem richtigen Weg.“
Er sei „reifer“ geworden im Spiel und vor allem professioneller in der Vorbereitung. „Ich gucke mir Videomaterial an von den Gegenspielern, jetzt gegen Dortmund von Karim Adeyemi und von Julien Duranville, der ganz andere Bewegungen macht. Ich muss mich damit beschäftigen, mich gut vorbereiten, um solche Gegenspieler gut verteidigen zu können. Das gelingt mir jetzt definitiv besser. Ich weiß, wie ein Offensivspieler denkt, das kommt mir dabei entgegen.“
Holtmann: Vor Kumpel Wittek „fühle ich mich absolut sicher“
Die Rolle als linker Schienenspieler - auch für die Zukunft eine Option für Holtmann. Wobei er in den letzten Wochen auch und vor allem als Flügelspieler aufdrehte, gegen Freiburg bereits, auch in Kiel. „Maxi ist der etatmäßige Schienenspieler für mich“, sagte er. „Er ist wichtig für die Mannschaft. Wenn ich eine Reihe vorrücke, dann mit Maxi dahinter spiele, fühle ich mich absolut sicher.“
Wittek könnte in Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nach seiner Gelb-Sperre wieder in die Startelf rücken. An Holtmann in der Form der letzten Wochen aber führt derzeit kaum ein Weg vorbei, ob weiter hinten oder vorn. Wenn er gesund ist. Beim 2:2 in Kiel musste er nach starker Leistung bereits zur Pause, gegen Dortmund eine Viertelstunde vor Schluss ausgewechselt werden; jeweils wegen muskulärer Probleme. Gegen Heidenheim musste er mit Adduktorenproblemen passen.
Verletzungsanfälligkeit ist ein Manko von Holtmann: „Muss Schüppe drauflegen“
34 Sprints legte der aktuell zweitschnellste Spieler der Bundesliga nach Heidenheims Sirlord Conteh gegen den BVB hin, Sprinter wie er sind verletzungsanfälliger. Es liege „aber auch daran, dass ich in den ersten Wochen der Saison kaum Wettkampfpraxis hatte“, meint Holtmann. „Jetzt muss ich körperlich nochmal eine Schippe drauflegen, damit ich über die komplette Distanz durchziehen kann.“ Von Beschwerden ist am Dienstag aber nichts mehr zu spüren.
Mindestens ein Punkt soll Bochum in Wolfsburg gelingen
Zunächst am Samstag. „Wolfsburg ist unfassbar stabil, spielerisch sehr stark und schnell. Wir müssen auf uns schauen und zunächst sehen, wie wir sie verteidigen“, sagt Holtmann. „Ich hoffe, dass wir auswärts zumindest einen Punkt holen, aber natürlich am besten gewinnen.“
Bochum kletterte zwar auf Rang 17, bis zum Klassenerhalt aber ist es noch ein weiter Weg. Und dann? Holtmanns Vertrag läuft aus. Noch gibt es keinen neuen Sportgeschäftsführer, der die Gespräche für die kommende Saison vorantreibt. Seit Oktober ist der Posten vakant, im März will das Präsidium einen Sportchef präsentieren.
Dieter Hecking spricht mit Holtmann über seine Zukunft
Seit 2020 spielt Holtmann beim VfL, ist einer der wenigen verbliebenen Aufstiegshelden. Er würde gern bleiben, im Zweifel wohl auch in der 2. Liga. „Dieter Hecking hat sich bei mir gemeldet und gefragt, wie ich meine Zukunft sehe. Das hat mich gefreut“, erklärte Holtmann. Auch Heckings Vertrag gilt allerdings zunächst nur bis zum Saisonende. Der Klub um Geschäftsführer Ilja Kaenzig würde ihn gern verlängern. Womöglich auch für die 2. Liga. Hecking selbst hält sich da noch bedeckt.
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Konkrete Gespräche zwischen Klub und Holtmann gab es noch nicht. Ein Wort mitreden will sicher auch der neue Sportgeschäftsführer. Holtmann sagt: „Ich bin definitiv immer pro VfL Bochum. Ich war ein Jahr lang nicht hier. Es war kein Fehler, dass ich gegangen bin. Es hat mir aber noch einmal gezeigt, was ich hier aufgegeben hatte, wie ich Bochum vermisst habe. Ich bin jetzt glücklich, dass ich wieder hier bin. Über die derzeitige Vertragssituation kann ich nur sagen, dass ich mit Dieter Hecking im Austausch stehe. Ich weiß, was ich an dem Verein hier habe, bin mit ihm von der 2. Liga in die Bundesliga aufgestiegen. Und ich verschwende keinen Gedanken daran, dass wir in der kommenden Saison wieder in der 2. Liga spielen könnten.“
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