Bochum. Der VfL Bochum feiert ein 2:0 gegen den BVB, es ist der dritte Saisonsieg. Nicht nur der Erfolg gegen schwache Gäste nährt die Hoffnung auf den Klassenerhalt. Ein Kommentar.

Natürlich war Georgios Masouras einer der größten Helden des Derby-Sieges. Den letzten Erfolg gegen den BVB feierte der VfL Bochum im Ruhrstadion vor bald 18 Jahren. Masouras erzielte nun beide Tore. Doch nicht einmal wegen des Doppelpacks steht der Wintertransfer für eine neue Qualität, die Bochums Hoffnung auf den Klassenerhalt realistischer erscheinen lässt als noch vor zwei Wochen.

Masouras war ständig in Bewegung, nervte den BVB, tauchte mal links, mal rechts, mal zentral auf. Seine Tiefenläufe sind gewinnbringend - weil er mit dem Ball umgehen kann, die technische Qualität des VfL deutlich erhöht. Und: Masouras spielte in Kiel auf dem Flügel, diesmal als vagabundierende Spitze neben, meist vor Philipp Hofmann. Er sorgt damit für deutlich mehr Flexibilität im Angriff des VfL.

Tom Krauß spielt wie ein langjähriger Anführer des VfL Bochum

Die Qualität der Bochumer gesteigert hat auch Tom Krauß, der zweite Winterzugang. Der zentrale Mittelfeldmann agiert auf dem Platz wie ein Anführer, der seit Jahren unumstrittene Führungskraft in Bochum ist. Dabei ist auch Krauß erst seit gut drei Wochen beim VfL. Der 23-Jährige ist einer, der Fans und Mitspieler pusht, der in den Zweikämpfen bis an die Grenze geht. Seine Pässe kommen meistens an, manche zeugen von gehobenem Niveau.

Mit Krauß, dem gegen den BVB ebenfalls bärenstarken Ibrahima Sissoko und Matus Bero hat der VfL ein absolut erstklassiges Mittelfeldzentrum anzubieten. Es nahm dem BVB, dessen Kader-Marktwert etwa zehnmal so hoch ist wie der des VfL, komplett die Spielfreude - dies im Verbund mit der aufmerksamen Defensivabteilung um Ivan Ordets und Bernardo. Leidenschaft und Einsatz sowie ein taktisch kluger Plan, den die Spieler auf dem Rasen diszipliniert umsetzten, waren im Derby die Basis des verdienten Erfolges gegen eine zweifellos schwache Dortmunder Borussia.

VfL Bochum hat auch spielerisch einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht

Wille allein aber reicht ja nicht, um in der Bundesliga zu bestehen. Das hat diese Spielzeit gerade daheim oft genug gezeigt, zuletzt gegen Freiburg (0:1). Auch spielerisch hat der VfL einen großen Schritt nach vorne gemacht.

VfL Bochum: Dieter Hecking über den Kader, den BVB und die Vertragsfrage

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    Beim 2:2 in Kiel entfachte der VfL in der ersten Halbzeit eine ungeahnte Dominanz, versäumte es, den Deckel frühzeitig draufzumachen. Auch gegen den BVB zeigte Bochum etliche starke Angriffe. Wie zum Beispiel vor dem 1:0. Direkt beteiligt: Tom Krauß, der im Derby einmal mehr sich aufopfernde und klug agierende Kapitän Philipp Hofmann und Masouras.

    Die Winterzugänge Krauß und Masouras sind umgehend angekommen beim VfL. Das war so erhofft, es war auch dringend nötig. Beide zusammen sorgen für deutlich mehr Qualität - und Flexibilität auch in der Ausrichtung.

    VfL Bochum ist flexibler: Plan gegen den BVB geht auf

    In Kiel spielte der VfL mit drei Angreifern, setzte Hecking auf die schnellen Flügel Holtmann und Masouras. Gegen den BVB kehrte Hecking zur Doppelspitze zurück. Er machte das Zentrum von hinten heraus dicht, womit sich Tim Oermann und Gerrit Holtmann auf die rasanten BVB-Außen Bynoe-Gittens und Adeyemi konzentrieren konnten. Der VfL ist in der Lage, mehrere System zu spielen. Er ist unberechenbarer geworden.

    Hecking kann den Konkurrenzkampf hochhalten, er steht vor kniffligen Entscheidungen. Bleibt Timo Horn im Tor? Wer im Derby die Null hält, sollte keine schlechten Karten haben. Kehren die bisher gesetzten Maxi Wittek und Felix Passlack in die Startelf zurück? Schafft es Hecking, Myron Boadu, Bochums potenziell Besten, wieder in Topform zu bringen und zu integrieren, wenn er wieder gesund ist? Gegen Wolfsburg wird der Stürmer auf jeden Fall noch fehlen.

    Derby-Sieg bringt VfL Bochum Selbstvertrauen

    Der Derby-Erfolg am Samstag, der dritte erst in dieser Saison und zugleich das dritte Spiel ohne Gegentor, war Balsam auf die Seelen in dieser so komplizierten Spielzeit mit vielen Nackenschlägen. Es war ein Fest-Tag, der weiteres Selbstvertrauen bringt, der Kräfte freisetzen kann.

    Der VfL hat die Messlatte höher gelegt: Die Aggressivität in den Zweikämpfen, die Gier und Emotionalität, diese Derby-Mentalität muss er in den zwölf weiteren Partien beibehalten, um den weiterhin wohl nur über die Relegation zu erreichenden Klassenerhalt zu schaffen. Und zwar auch in fremden Stadien wie gleich am nächsten Samstag in Wolfsburg.

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