Bochum. Der VfL Bochum feiert einen emotionalen Derbysieg gegen Borussia Dortmund. Trainer Dieter Hecking hatte mit einer speziellen Taktik Erfolg.
Die Mannschaft hüpfte im Takt vor den eigenen Fans, „Derbysieger, Derbysieger“ schallte es durch das Stadion. Anders als die Voraussetzungen vor dem Spiel hätten vermuten lassen, waren es die Anhänger des VfL Bochum, die im heimischen Stadion ausgelassen feierten, während die Fans von Borussia Dortmund nach der 0:2-Derbyniederlage die eigene Mannschaft wieder einmal bepöbelten und ausgiebig beleidigten. Die Champions-League-Mannschaft aus Dortmund ging im B1-Derby an der Castroper Straße nicht nur kämpferisch, sondern schlussendlich auch spielerisch unter. „Nachdem wir die ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit überstanden hatten, hat man gemerkt, dass das was werden kann. Wir haben verdient den Derbysieg“, bilanzierte VfL-Coach Dieter Hecking entsprechend.
Von Beginn an trat der VfL Bochum nicht wie ein Tabellenletzter auf, setzte die Borussia unter Druck und hatte sogar die erste Chance. Über das gesamte Spiel hinweg stand vor allem das Mittelfeld um Tom Krauß, Ibrahima Sissoko und Matus Bero den Dortmundern auf den Füßen, fingen fast jeden Ball ab, ließ Julian Brandt und Co. nicht zur Entfaltung kommen. Wenn doch einmal ein Angriff der Gäste durchkam, dann war VfL-Ersatzkeeper Timo Horn zur Stelle, der für den erkrankten Patrick Drewes zwischen den Pfosten stand und sich für weitere Einsätze bewarb. Wie in der elften Minute, als er schnell abtauchte und einen Schuss von Dortmunds Serhou Guirassy entschärfte.
Timo Horn mit der Schlüsselszene des Spiels - für die Trainer
Für die Trainer Hecking und Niko Kovac war es sogar die Schlüsselszene der Partie. „Geht der rein, wird es ein anderes Spiel“, waren sich beide Übungsleiter einig. Doch er ging eben nicht rein, und die Leidenschaft des VfL schlug die individuelle Klasse der Dortmunder. „Wir haben uns reingebissen, Dortmund gestresst, sie waren nicht souverän. Wir haben aber auch super Fußball gespielt“, sagte Hecking, dessen Plan voll aufging. Mit Erhan Masovic und Bernardo wollte er das BVB-Mittelfeld zusätzlich unter Druck setzen, die Flügelspieler Karim Adeyemi und Jamie Gittens erst gar nicht zur Entfaltung kommen lassen. „Wir wollten, dass sie mutig durchdecken, wollten nicht die Flügel aufmachen“, sagte Hecking. Mit Erfolg. Großchancen hatte der BVB nicht.
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Für BVB-Trainer Kovac ist es bereits die zweite Pleite im zweiten Bundesliga-Spiel seit seiner Amtsübernahme. In der Form von Bochum wird es der Mannschaft nicht gelingen, die Champions-League-Plätze noch einmal anzugreifen. Problematisch scheint auch, dass kaum ein Spieler in solche schwierigen Partien vorangeht. Nach dem Spiel wollte sich keiner der Profis in der Mixed Zone äußern. Sie erfüllten nur ihre Pflichten beim TV-Anbieter Sky. „Die Mannschaft muss aus den Pötten kommen, egal, welcher Trainer da steht“, sagte Nico Schlotterbeck dort. „Jeder einzelne muss sich anschauen und bessere Leistungen bringen und nicht auf andere schauen.“
Kovac: Champions League ist nur die Kirsche, Bundesliga Hausarbeit
Kovac verwies in der Pressekonferenz später darauf, dass die Spieler regenerieren müssten, da am Mittwoch bereits das Rückspiel im Sechszehntelfinale der Champions League gegen Sporting Lissabon ansteht. Interviews und kritische Nachfragen scheinen vor diesem wichtigen Spiel in der Königsklasse nicht gewünscht. Wie viele es davon beim BVB in naher Zukunft noch geben wird, scheint ob der Derbyniederlage fraglich. „Wir müssen nicht nach oben schauen, sondern erstmal zusehen, dass wir die Spiele in der Bundesliga gewinnen“, sagte Kovac entsprechend. „Das ist die Hausarbeit, die Champions League ist nur die Kirsche auf der Sahne.“

Was für den BVB Spiele in der Champions League sind, sind für den VfL Bochum solche Derbys. Entsprechend motiviert ging die Mannschaft rein. Und mit dem Neuzugang Georgios Masouras gelangen auch spielerische Akzente, weil der Grieche zweimal goldrichtig lauerte. Beim 1:0 lief er parallel zu Philipp Hofmann mit, der einen Traumball von Tom Krauß fast selbst über die Linie bugsiert hätte (33.). „Tausendmal“ habe sich Masouras in der Halbzeit entschuldigt, dass er den Ball stattdessen über die Linie gedrückt hatte.
VfL Bochum feiert Doppelpacker Masouras
Am Ende wird es Hofmann aber egal gewesen sein, auch weil Masouras nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer mit einem Schuss in den Winkel das 2:0 erzielte – was bereits den Endstand bedeutete. Krauß hatte zuvor Niklas Süle stark unter Druck gesetzt, der einen fatalen Fehlpass in die Mitte spielte – genau in die Füße von Masouras.
„Gegen so einen Gegner musst du die Basics auf den Platz bringen“, forderte Schlotterbeck nach dem Spiel. Doch wieder einmal gelang es den Borussen nicht. Während der VfL Derbyfußball spielte und mit den drei Punkten im Rücken nun sogar über Nacht die Rote Laterne in der Tabelle abgab, fiel der BVB wieder einmal in altbekannte Muster zurück.