Bochum. Kyra Malinowski war verbeamtete Lehrerin an einer Gesamtschule. Nun arbeitet sie in Vollzeit beim VfL Bochum: „Ich bin kein Sicherheitsmensch“

Eineinhalb Jahre ist es her, dass der VfL Bochum das Projekt „Frauenfußball“ startete. Zeitnah, so seinerzeit die klare Ansage, solle es für das Frauenteam in die Bundesliga gehen. Weit davon entfernt sind die VfL-Frauen diesem Ziel nicht. Von Tabellenplatz drei gehen sie in die am Sonntag beginnende Rückrunde der 2. Liga und das Heimspiel gegen den Ligaletzten Bayern München II. Wobei die sportliche Entwicklung einhergeht mit personellen Entscheidung auf der Führungsebene bei den Frauen.

Mit Annike Krahn, Direktorin Fußball der Frauen beim VfL Bochum, und Cheftrainerin Kyra Malinowski gibt es nun zwei Frauen, die in Vollzeit beim VfL für die Frauen- und Mädchen-Abteilung arbeiten.

Malinowski entschied sich für den VfL Bochum

Aber während die ehemalige Nationalspielerin Annike Krahn nach ihrer erfolgreichen Karriere und einem Sportmanagement-Studium beim VfL Bochum wie selbstverständlich den nächsten beruflichen Schritt machte, stand für Malinowski im Sommer des vergangenen Jahres zunächst eine wichtige Entscheidung an.

Auch interessant

Sie hatte die Frauen des VfL Bochum gerade zur Meisterschaft in der Regionalliga und damit zum Aufstieg in die 2. Bundesliga geführt und stand nun vor wichtigen Fragen: Schaffe ich es, neben meiner Arbeit als Deutsch- und Sportlehrerin, ein Zweitligateam zu trainieren - oder nicht? Und wenn nicht: gebe ich dann meinen krisensicheren Arbeitsplatz als Lehrerin auf?

VfL Bochum: Eine Rückkehr in den Schuldienst wäre für Malinowski möglich

„Ich bin kein Sicherheitsmensch“, sagt sie dazu. Sie habe gemerkt, dass sie im Job als Trainerin beim Fußball mehr aufgehe als im Job als Lehrerin. „Als Trainerin kann ich mich persönlich entwickeln, es macht mir mehr Spaß, ich gehe in meiner Arbeit auf.“

Bochum: VfL Bochum gegen FSV Mainz 05
VfL-Trainerin Kyra Malinowski im Aufstiegsjubel nach dem Spiel des VfL Bochum gegen FSV Mainz 05 am Sonntag, 16. Juni 2024, in Bochum. Die Frauen des VfL Bochum sind in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Nach dem 4:2 im Hinspiel beim FSV Mainz gewann der VfL auch das Rückspiel mit 2:1 (0:0). © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Sie war als Lehrerin verbeamtet und musste sich entlassen lassen, um in Vollzeit als Trainerin arbeiten zu können. „Ich habe als Deutsch- und Sportlehrerin in der Sekundarstufe II an einer Gesamtschule gearbeitet. Eine Rückkehr in den Schuldienst wäre auch theoretisch als Tarifangestellte möglich. Wenn ich in den Schuldienst zurückkehren würde, bevor ich 42 Jahre bin, wäre auch eine neuerliche Verbeamtung möglich.“

Kyra Malinowski ist dem VfL Bochum dankbar

Das aber ist erst einmal weit weg. So ziemlich genau zehn Jahre. Seit dem Sommer arbeitet die 32-Jährige hauptberuflich als Trainerin des Zweitliga-Frauenteams des VfL Bochum.

„Weiter als Lehrerin zu arbeiten und dazu ein Team in der 2. Bundesliga der Frauen zu trainieren, wäre eine sehr große Herausforderung gewesen“, sagt sie. „Als wir mit den Frauen des VfL Bochum noch in der Regionalliga gespielt haben, hatte ich drei Aufgaben. Ich habe als Lehrerin gearbeitet, war Cheftrainerin bei den Frauen und Co-Trainerin von David Siebers bei der männlichen U17. Das wäre in dieser Saison mit den großen Herausforderungen nicht mehr möglich gewesen.“

Malinowski: „Wir benötigen beim VfL Bochum klare Strukturen“

Daher sei sie dem VfL Bochum dankbar, „dass es möglich ist, als Trainerin hauptberuflich zu arbeiten“. Dadurch, dass sie nun in Vollzeit für den VfL Bochum arbeite, könne sie unter anderem eine Vormittagseinheit für alle Spielerinnen anbieten, die es neben Schule, Ausbildung oder Job zeitlich schaffen.

v.li.: Trainerin Kyra Malinowski (Bochum) umarmt und herzt die zweifache Torschützin Anna Luisa Figueira Marques (Bochum
Trainerin Kyra Malinowski (l.) mit Anna Luisa Figueira Marques. Marques ist eins der größten Talente des VfL Bochum. © imago/foto2press | IMAGO/Sven Leifer

Arbeit darüber hinaus gibt es beim VfL Bochum genug. „Bei den Frauen und Mädchen arbeiten mit Annike Krahn und mir zurzeit zwei Personen in Vollzeit. Wir kümmern uns gemeinsam um die Kaderplanung, um die Sichtung neuer Spielerinnen, führen Gespräche mit möglichen Zugängen und haben unsere eigenen Mädchen-Teams im Blick. Von der U13 bis zu den Frauen wollen wir noch mehr zusammenwachsen. Um auch in Zukunft Spielerinnen wie Anna Marques von den Mädchen zu den Frauen zu bringen, benötigen wir klare Strukturen.“

Der VfL Bochum hat eine gute Vorrunde gespielt

Die bereits vorhandenen Strukturen haben mit dazu beigetragen, dass Aufsteiger VfL Bochum „eine gute Vorrunde gespielt hat“, wie Malinowski sagt. „Darauf können wir aufbauen.“

Auch interessant

Wobei das mit der „guten Vorrunde“ eher untertrieben ist. Die VfL-Frauen liegen als Aufsteiger hinter Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg und Mit-Aufsteiger Union Berlin auf Platz drei. Da die Bundesliga zur kommenden Saison aufgestockt wird, steigen drei Teams auf. So „leicht“ wie jetzt könnte es in den kommenden Jahren vielleicht nicht mehr werden, sportlich den Sprung zu schaffen.

VfL Bochum: Der Etat für die Frauen ist auf 500.000 Euro gestiegen

Und das Ziel des VfL Bochum ist es, dass die Frauen in der Bundesliga spielen. Der Club scheint genau zum richtigen Zeitpunkt das Potenzial des Frauenfußballs erkannt zu haben. Zumindest hieß es vor eineinhalb Jahr vom Verein: „Der Zeitgeist, gesellschaftliche Entwicklungen und damit einhergehende Sensibilität bei großen Unternehmen sorgen für Fantasie auf der Finanzierungsseite.“

Der Etat für die Frauen des VfL Bochum stieg in der 2. Liga auf 500.000 Euro, in der Bundesliga würde er 1 Million Euro betragen. Das sind, im Vergleich zu den Männern, weiterhin überschaubare Summen.

Zum Start in die Rückrunde spielt der VfL Bochum gegen die Bayern

13 Spiele stehen in der Rückrunde für die VfL-Frauen an. Zum Start geht es am Sonntag, 9. Februar, um 11 Uhr auf dem LA-Platz am Vonovia Ruhrstadion gegen den derzeitigen Tabellenletzten FC Bayern München II.

Als Tabellendritter haben die Bochumerinnen zwar den Anspruch das Spiel gegen den Ligaletzten zu gewinnen. Malinowski aber gibt eine klare Marschroute für die zweite Saisonhälfte vor. „Wir wollen weiterhin von Spiel zu Spiel schauen und wissen, dass diese Rückrunde lang und schwierig wird.“

Das Thema Aufstieg sei zudem eher bei Union Berlin, dem 1. FC Nürnberg oder dem Tabellenvierten Hamburger SV eins. „Sie haben ihre Kader noch weiter verstärkt und haben das Thema Aufstieg auch vor dieser Saison als klares Ziel ausgegeben.“

Auch interessant