Bochum. Der VfL Bochum taumelt dem Abstieg entgegen. Die kleinen Schritte sind zu klein, vor allem in der Offensive hapert es. Es herrscht Hilflosigkeit.

Dieser eine Satz von Gerrit Holtmann hallte nach. „Es müssen drei Punkte her, sonst bringt das alles nichts“, sagte der Flügelstürmer des VfL Bochum am Samstagabend. Groß war die Ernüchterung nach der 0:1 (0:0)-Pleite seines VfL Bochum gegen Werder Bremen. Die Hoffnung darauf, dass es nach elf Niederlagen in 13 Spielen wirklich in naher Zukunft mit einem Sieg klappt, die hat momentan wohl nur der größte Optimist mit blau-weißem Herzen. Wer nach dem Schlusspfiff in die Gesichter der VfL-Verantwortlichen, Spieler und Fans blickte, der sah vor allem eins: Hilflosigkeit.

Die miserable sportliche Situation hat tiefe Spuren hinterlassen. Im gesamten Kalenderjahr 2024 hat der VfL Bochum bislang 34 Pflichtspiele – inklusive Relegation – unter inzwischen fünf Trainern absolviert. Satte 22 Niederlagen sammelte der Klub seitdem, nur fünf Siege waren darunter. Vor allem seit Sommer geht es sportlich rapide bergab. Gerade einmal zwei Punkte, dazu das Aus im DFB-Pokal. Entsprechend verunsichert tritt die Mannschaft auch unter Dieter Hecking auf. Zwar war es gegen Bremen über gut 60 Minuten vielleicht sogar die beste Saisonleistung, präsentierte sich der VfL defensiv stabil. „Wir haben Intensität an den Tag gelegt und Lösungen mit dem Ball gefunden“, sagte Trainer Dieter Hecking.

VfL Bochum schießt keine Tore

Doch nachdem Jens Stage den Bremer Führungstreffer erzielt hatte, ging nichts mehr beim VfL Bochum. Die Mannschaft verlor die Ordnung, Klarheit und Glauben fehlten. „Nach dem Rückstand gingen die Köpfe an“, sagte Holtmann, der „Stecker war gezogen“. Er sprach von einem „30-Kilo-Rücksack“, den er und seine Mitspieler seit Wochen mit sich herumschleppen würden. Wie dieser abgelegt werden kann? „Wir brauchen einen Sieg. Dann ist der Druck weg“, sagte Startelf-Comebacker Bernardo.

Versuchte Optimismus zu verbreiten: Dieter Hecking.
Versuchte Optimismus zu verbreiten: Dieter Hecking. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Wäre da nicht ein großes Problem. „Wenn wir keine Tore schießen, wird es schwierig“, sagte Hecking. Zehn Treffer insgesamt, in den vier Spielen unter ihm sogar nur ein Tor, es sind Zahlen eines Absteigers. Momentan arbeitet der VfL Bochum eher daran, den Negativrekord von Tasmania Berlin zu knacken, als den vierten Klassenerhalt in Serie zu schaffen. Was eben auch an der katastrophalen Offensivschwäche liegt.

Philipp Hofmann agierte auch am Samstag gegen Werder Bremen wieder einmal arg unglücklich, Top-Neuzugang Dani de Wit findet sich in Bochum noch überhaupt nicht zurecht. Moritz Broschinski, Moritz-Broni Kwarteng und Lukas Daschner schaffen es nicht, Torgefahr auszustrahlen, geschweige denn ein Spiel an sich zu reißen. Ein kleiner Lichtblick war immerhin der Startelfauftritt von Koji Miyoshi der erneut andeutete, warum er im Sommer kurz vor Ende der Transferphase noch geholt wurde.

VfL Bochum: Der Hoffnungsträger heißt Myron Boadu

Wenn aber selbst beste Chancen vergeben werden, wie die sehr gute Möglichkeit von Holtmann in der 26. Minute, als er allein auf Werder-Keeper Michael Zetterer zulief und einen Tunnel versuchte, dann wird es schwierig in die Nähe eines Dreiers zu kommen. „Wir haben drei Spiele kein Tor geschossen, alles andere stimmt“, sagte Hecking. Es seien viele kleine Schritte, die seine Mannschaft gehen würde. Der große Schritt – der erste Saisonsieg – der fehlt allerdings weiter. Gegen Union Berlin am kommenden Woche dürfte es ungleich schwerer werden als gegen Bremen. Kurz vor Weihnachten, im Heimspiel gegen Heidenheim, wird sich dann wohl spätestens entscheiden, ob der VfL noch einmal einen Angriff auf die Nicht-Abstiegsplätze starten kann.

Hatte die beste Bochumer Chance: Gerrit Holtmann.
Hatte die beste Bochumer Chance: Gerrit Holtmann. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Dann ist vielleicht auch der derzeit größte Hoffnungsträger Myron Boadu wieder dabei. Der Stürmer fehlt seit gut zehn Wochen, ist nach seiner Schambeinentzündung aber schon wieder im Mannschaftstraining. Noch aber will Hecking abwarten, ihn nicht zu früh wieder einer großen Belastung aussetzen. Der Trainer weiß, dass die Qualität des Niederländers viel verändern könnte. Trotz seiner wenigen Einsatzzeiten ist er mit zwei Toren Bochums bester Torschütze. Und gerade Tore braucht der VfL Bochum ganz dringend, um endlich wieder zu gewinnen. „Das Team ist dazu in der Lage“, sagte Hecking trotzig.

Das, was aktuell aber wohl am ehesten Hoffnung macht, ist wieder einmal die Konkurrenz. Wie schon in der Vorsaison nutzt diese die VfL-Schwäche nicht konsequent. Acht Punkte beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz, den der 1. FC Heidenheim bekleidet. Neun Punkte sind es bis zum ersten Nicht-Abstiegsplatz. Mit sechs Punkten aus den beiden Spielen vor Weihnachten könnte theoretisch der Anschluss hergestellt werden. Doch wie einst BVB-Legende Alfred Preißler sagte: „Grau ist alle Theorie – entscheidend is auf‘m Platz.“ Und da hakt es beim VfL Bochum gewaltig.