Bochum. Der Niederländer Myron Boadu fehlt dem VfL Bochum bereits seit sechs Spielen. Eine Rückkehr des Stürmers zeichnet sich aber ab - und gibt Hoffnung.
Es war eine Szene, die den gesamten Saisonverlauf des VfL Bochum hätte verändern können. An einem Freitagabend, die Bochumer eröffneten den fünften Bundesliga-Spieltag bei Borussia Dortmund, führte der VfL bereits überraschend mit 2:0. Myron Boadu lief allein auf das Tor von Gregor Kobel zu. Der Niederländer hatte alle Zeit der Welt, hätte für die Vorentscheidung sorgen können. Doch er schoss aus seiner Sicht links am Tor vorbei.
Am Ende drehte der BVB die Partie, gewann noch mit 4:2. Und der VfL Bochum wurde immer tiefer in den Abwärtsstrudel hineingezogen. Trainer Peter Zeidler musste ein paar Wochen später nach dem 1:3 in Hoffenheim Mitte Oktober gehen, zeitgleich wurde auch Sportdirektor Marc Lettau freigestellt. Boadu selbst erzielte zwar in der Woche darauf bei der Heimpleite gegen den VfL Wolfsburg einen seiner zwei bisherigen Bundesliga-Treffer nach seiner Torpremiere in Freiburg (1:2), verpasste danach aber sechs Pflichtspiele. Auch die Partie gegen Werder Bremen am Samstag (15.30 Uhr, Sky) kommt für ihn zu früh, darauf legte sich Trainer Dieter Hecking bereits zu Wochenbeginn fest.
VfL Bochum: Schambeinentzündung stoppte Boadu lange
„Manchmal denke ich noch an meine Chance in Dortmund“, sagte der Leihstürmer der AS Monaco nun unter der Woche im Gespräch mit dieser Redaktion und gibt unverhohlen zu: „Vielleicht wäre es bis jetzt dann anders verlaufen, wenn ich getroffen hätte. Aber mit diesem Schicksal muss ich als Stürmer leben.“ Mal treffe man als Torjäger, mal eben nicht. „Deshalb fange ich nicht an zu zweifeln, sondern bin überzeugt, die nächste Chance im Tor unterzubringen.“
Wann er diese Chance bekommt, ist derzeit noch offen. Nach einer Schambeinentzündung musste er langsam wieder aufgebaut werden, befindet sich aber seit der Vorwoche immerhin wieder im Mannschaftstraining, nachdem er zu Beginn seiner Leidenszeit wohl zu früh zu stark belastet wurde. Der Heilungsprozess verzögerte sich. „Durch die Schambeinentzündung konnte ich nicht richtig Fußballspielen, nicht schießen. Aber es wurde immer besser und nun bin ich wieder richtig da. Jetzt gilt es, meinen Trainingsrückstand schnell aufzuholen“, sagte Boadu nun. Er sei froh darüber, endlich wieder dabei zu sein, wenngleich Trainer Dieter Hecking noch einschränkte und sagte, dass ihm die Spritzigkeit noch abgehen würde.
Trainer und Mitspieler dürften dennoch aufatmen, dass ein Comeback absehbar zu sein scheint. Denn in der Offensive hakt es gewaltig. Gerade einmal zehn Tore schoss der VfL in zwölf Spielen. Eigentlich war Boadu im Sommer geholt worden, um endlich einen treffsicheren Spieler im Kader zu haben. Doch wie schon in der Vergangenheit stoppten ihn Verletzungen. Sicher auch ein Grund dafür, warum ein so talentierter Stürmer überhaupt an der Castroper Straße landen konnte. Dennoch: Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
VfL Bochum: Fans setzten große Hoffnung in Boadu
Dass nun viel Hoffnung auf ihn projiziert werde, das störe den 23-jährigen gebürtigen Amsterdamer nicht. „Ich spüre keinen Druck als Stürmer. Bochum hat mich geholt, damit ich Tore schieße. Ich bin hier, um für den Verein, die Fans und die Mannschaft zu kämpfen. Wenn ich fit bin, kann ich Tore schießen. Das habe ich schon bewiesen“, sagte er. Boadu ist ein ganz anderer Typ als seine Konkurrenten im Angriff, Philipp Hofmann (1 Saisontor) und Moritz Broschinski (noch gar kein Tor). Er ist schnell und dynamisch unterwegs, technisch versiert.
Doch gerade, als er seinen Fitness-Rückstand - viel Spielpraxis sammelte der Niederländer in den letzten Jahren nicht - aufgeholt hatte, warf ihn nach dem 1:3 gegen Wolfsburg eine erneute Verletzung zurück. Wenn er die Belastung nun gut verträgt, könnte die Auswärtspartie bei Union Berlin in der kommenden Woche sein Comeback-Spiel werden, zumindest als Joker.
Zwei Tore hat er bereits erzielt und einige mehr sollen im Saisonverlauf noch hinzukommen. Schon allein, damit er sich wieder für höhere Aufgaben empfehlen kann. Auch deshalb wählte er im Sommer den Weg zu einem Bundesligisten, der ihn vom französischen Spitzenklub AS Monaco für diese Saison auslieh und sich eine Kaufoption im hohen einstelligen Millionenbereich sicherte, damit man Boadu im besten Fall gewinnbringend weiterverkaufen kann. Dafür muss der Niederländer aber erst einmal mit Leistungen überzeugen - und viele Tore zum nächsten Klassenerhalts-Wunder beisteuern.
Helfen soll ihm dabei sein Glaube. „Ich bin ein religiöser Mensch und glaube an Jesus Christus. Meine Einstellung ist, dass im Leben nichts unmöglich ist, und das gilt auch für uns beim VfL. Wir haben einen richtig guten Trainer und haben die Chance, in den nächsten drei Spielen zu punkten“, sagt er. „Das Team ist gut genug, um Punkte zu holen.“ Und am Ende eben auch die Klasse zu halten.
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