Bochum. Die DFB-Frauen spielen in Bochum. Annike Krahn leitet die VfL-Frauenabteilung. Nicht alles aus dem Männerbereich passt für sie zum Frauenfußball.
Irgendwann klingelt Annike Krahns Telefon. Sie entschuldigt sich, geht kurz ran. Es ist einer der Nachwuchstrainer, mit denen die Sportliche Leiterin der Frauen-Abteilung des VfL Bochum zusammenarbeitet. Sie bittet ihn um einen Moment Geduld, sie wolle erst das Interview beenden. Denn sie hat noch etwas zu sagen. Überhaupt hat sie Vieles zu sagen: Der Fußball, besonders der der Frauen, hat ihr Leben geprägt. Mit dem DFB-Team wurde die 39-Jährige Europa- und Weltmeisterin, 2016 gewann sie in Rio Olympiagold. Vom FCR Duisburg zog es sie zu Paris Saint-Germain und Bayer Leverkusen. Nebenbei studierte sie Sportmanagement. Nun hat die gebürtige Bochumerin sich für ein Heimspiel entschieden, seit Juni ist sie in Vollzeit beim VfL beschäftigt. In dessen Stadion treffen an diesem Montag (20.30 Uhr/ARD) die deutschen Frauen zum Jahresabschluss auf Italien. Da werden Erinnerungen wach.
Frau Krahn, am Montag findet mal wieder ein Länderspiel der deutschen Frauen in Bochum statt. Sie haben das selbst schon als Spielerin erlebt.
Annike Krahn: Das ist richtig recherchiert: am 6. August 2009.
Das ist präzise.
(lacht) Ja, ich habe so ein Datengedächtnis. Es war gegen Russland, wir haben gewonnen, es war in der Vorbereitung auf die EM 2009. Viele Details weiß ich nicht mehr, aber es war für mich als Bochumerin natürlich ein besonderes Spiel. Meine Familie und viele Freunde waren da, die Kartenanfragen waren entsprechend hoch – wo ich schon mal in der Heimat gespielt habe. Speziell war es für mich auch deshalb, weil ich zum ersten Mal in einem Bochumer Hotel und nicht zu Hause übernachtet habe. Aber das war gar nicht mein erstes Frauenländerspiel im Ruhrstadion.
Sondern?
Ich war vorher schon einmal bei einem Spiel als Ballmädchen dabei. Wir standen vor der Ostkurve. Es war bitterkalt, die Partie langweilig und es kam kein einziger Ball in unsere Richtung – aber es war das erste Länderspiel der Frauen, das ich live im Stadion erlebt habe.
Wie haben Sie die Stimmung wahrgenommen?
Ich werde oft darauf angesprochen, dass ja früher nicht so viele Zuschauer bei den Frauenspielen waren. Ehrlichweise bin ich mir da gar nicht so sicher: Zu Beginn meiner Karriere haben wir auch vor 20.000 Zuschauern gespielt. Es flachte dann nur irgendwann ab und ist jetzt wieder hochgegangen. Ich war aber generell eine Spielerin, die, wenn sie auf dem Platz stand, nicht viel von den Rängen mitbekommen hat. Das kam dann erst wieder nach dem Spiel.
Hinter Ihnen liegt eine große Karriere. Erinnern sie sich noch oft daran?
Man wird ja immer wieder darauf angesprochen. Ich habe auch noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielerinnen. Da kommen dann immer wieder die alten Geschichten auf – wie wenn du dich mit alten Schulfreundinnen triffst und von früher erzählst. Und wenn man nach der aktiven Karriere im Fußballbereich bleibt, dann wird man ja tagtäglich mehr oder weniger damit konfrontiert. Die Kollegen beim VfL fragen auch ab und zu mal, dann gibt es die kleine Märchenstunde. (lacht)
Annike Krahn: Wembley war gut, Duisburg erwartbar nicht so gut
Sie selbst beendeten 2016 Ihre Nationalmannschaftskarriere als Olympiasiegerin von Rio. In diesem Jahr haben Alexandra Popp und Marina Hegering, langjährige Stützen des Teams, ihren Abschied verkündet. Was kann man von der Mannschaft nach ihrer Zeit erwarten?
Das wird man jetzt sehen. Es ist ja immer von einem großen Umbruch die Rede und es gibt ein neues Trainerteam, das ist natürlich eine Veränderung. Aber das ist ja der normale Lauf der Dinge. Auch zu meiner Zeit war das so, als dann nach und nach die Goldene Generation der Weltmeisterinnen von 2003 aufgehört hat. Da mussten dann halt andere in die Bresche springen. Ich glaube, das ist ein natürlicher Prozess, den wir jetzt erleben. Und in Wembley haben wir ein gutes Spiel gesehen. Es wird neue Gesichter geben.
Hat diese Generation es schwerer als Sie damals?
Das kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht Teil davon bin. Gleich ist sicherlich, dass man sich den größten Druck immer selbst macht. Bei uns spielte vielleicht noch mehr eine Rolle, dass die Mehrheit schauen musste, wie sie nebenbei Arbeit oder Studium organisiert. Heute haben sie andere Bedingungen, dafür ist die öffentliche Wahrnehmung sicherlich ein größerer Faktor.
Sehen Sie die Mannschaft auf einem guten Weg Richtung EM im nächsten Jahr?
Bisher kann man festhalten: Sie haben einen guten Auftritt in Wembley hingelegt. Man hat aber auch in Duisburg gesehen, dass es mit Gegnern wie Australien weiterhin Probleme gibt. Das war für mich keine Überraschung. Denn die Spielerinnen und das Trainerteam müssen sich noch finden. Christian Wück, Maren Meinert und Saskia Bartusiak haben eine klare Vorstellung davon, was für Fußball gespielt werden soll. Sie lernen die Mannschaft jetzt immer besser kennen, um die Zeit optimal für eine erfolgreiche Europameisterschaft zu nutzen.
Große Euphorie ist da aber nicht rauzuhören.
Ich sehe jetzt keinen Grund, warum man skeptisch sein sollte, aber kritisch bin ich immer. Das hat mit eigenem Anspruch zu tun. Ich gucke als ehemalige Spielerin ein Fußballspiel nun einmal anders – und natürlich haben es die Verteidigerinnen bei mir besonders schwer, auf die eigene Position schaut man ja immer am genausten. Bis sich bei mir eine Zufriedenheit einstellt, dauert das. So war ich schon als Spielerin. Man muss schauen, wie sie sich jetzt finden.
Bessere Strukturen: Talente aus Ruhrgebiet gehen früher fort
Als nach dem WM-Aus auch die Zeit von Martina Voss-Tecklenburg als Bundestrainerin endete und Horst Hrubesch als Interimscoach die DFB-Frauen übernahm, waren Sie noch beim DFB tätig. Wie haben Sie die ganze Situation erlebt?
Ich selbst hatte mit dem Thema nichts direkt zu tun, aber natürlich berührt mich das. Das ist ja auch normal, wenn du selbst aus der Organisation kommst und merkst, dass viel in Bewegung ist. Es ist ja nicht so, dass ich mit meinem Karriereende am 19. August 2016 mein Herz für die Frauennationalmannschaft abgegeben hätte. Deswegen fand ich es schade, dass es so gekommen ist. Aber ich finde, dass die Nationalmannschaft einen guten Schritt nach vorne gemacht hat: Olympia-Bronze kann man nur gewinnen, wenn es im und rund ums Team läuft.
In Popp und Hegering haben zwei Spielerinnen aufgehört, die aus NRW kommen, im Ruhrgebiet ihre Karrieren begonnen haben. Auch in der aktuellen Mannschaft sind noch einige mit Wurzeln aus der Region aktiv. Wie schätzen Sie das perspektivisch ein: Wie attraktiv ist das Ruhrgebiet, um Talente in die Spitze zu bekommen?
Das kann ich gar nicht im Detail beurteilen. Aber natürlich zieht es schon viele dahin, wo die großen Vereine wie Wolfsburg oder Bayern sind. Die haben dort schon andere Strukturen. Ich glaube, das ist ein entscheidender Faktor, warum Spielerinnen vielleicht auch früher aus ihren Heimatregionen dorthin gehen. Es ist gut, dass es beim VfL, Schalke und dem BVB hier nun weitere Anlaufpunkte neben der SGS Essen gibt, aber das Wichtigste ist, dass wir die Strukturen überall verbessern: bei den Vereinen, den Verbänden, der gesamten Infrastruktur. Das fängt bei den Trainingszeiten und Platzkapazitäten an und hört bei eigenen Physiotherapeuten auf. Aber diese lange Liste ist ja auch längst bekannt.
VfL Bochum: 5000 Zuschauer bei Pokalspiel der Frauen gegen Hoffenheim
Beim VfL Bochum sind Sie seit Juni in Vollzeit zuständig für den gesamten Frauen- und Mädchenbereich. Wie blicken Sie auf Ihr erstes halbes Jahr?
Das war natürlich eine bewegte Zeit: Im Gesamtverein war viel los, mit der Frauenmannschaft spielten wir in der Relegation um den Aufstieg, wussten erst spät, mit welcher Liga wir planen konnten. Das war eine Herausforderung. Hinzu kam, dass durch das Ausscheiden von Patrick Fabian, des Geschäftsführers Sport, mein Hauptansprechpartner wegbrach, mit dem ich natürlich schon viel vorgeplant hatte. Da es meine Stelle in Vollzeit so vorher nicht gab, musste ich mich dann auch erst einmal orientieren, ein Bild machen – aber gleichzeitig auch schon die ersten Lizenzanliegen bearbeiten. Das war eine intensive Zeit. Aber ich sehe viele Potenziale, auch weil hier schon vor mir einiges im Frauenbereich erreicht wurde. Nur mit anderen Ressourcen. Jetzt haben wir neben mir auch erstmals eine Cheftrainerin, die in Vollzeit arbeitet. Der Grundstein wurde aber schon vorher gelegt.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Mein Ziel ist es, den Frauenbereich jeden Tag ein Stück weiter nach vorne zu bringen.
Wie gehen Sie das an?
Das sind ganz viele Kleinigkeiten. Nehmen wir zum Beispiel unser Pokalspiel. Es hat auch vorher schon Frauenspiele im Vonovia Ruhrstadion gegeben, aber dass wir über 5000 Zuschauer für unser Spiel begeistern konnten, ist ein deutlicher Schritt nach vorne. Das sind Erfahrungswerte, die wir nun gesammelt haben und die uns in Zukunft helfen werden, mit solchen Situationen noch routinierter umzugehen. Das Spiel hat uns aber auch als Mannschaft weitergebracht: Wenn du gegen so einen starken Gegner wie Hoffenheim spielst, lernst du immer dazu. Und ich hoffe, dass wir das jetzt auch mitnehmen können in die Liga.
Wenn Gleichberechtigung schon erreicht wäre...
Wie ist der Kontakt zu den anderen Abteilungen? Spüren Sie einen gemeinsamen Willen im Verein, das Thema Frauenfußball weiter voranzutreiben?
Ich versuche, den Leuten, unseren Kosmos ein bisschen beizubringen, ein Verständnis für die Situation generell im Frauenbereich zu schaffen. Natürlich hängt das auch mit mir als Person zusammen: In dem Moment, in dem ich den Raum betrete, ist das Thema Frauenfußball präsent. Aber es ist ein gemeinsames Interesse im Verein spürbar, am Ende sind wir alle der VfL Bochum und wollen erfolgreich sein. Einige Kollegen habe ich auch schon bei unseren Spielen gesehen.
Müssen Sie auch mal harte Kämpfe eingehen, um Ihre Interessen zu behaupten?
Natürlich bin ich auch die, die den Finger hebt und sagt, wenn ich den Eindruck habe, dass mein Bereich benachteiligt wird – etwa bei den Trainingszeiten. Es ist ja irgendwie historisch gewachsen, dass der Frauenbereich immer wieder darum kämpfen musste, um beachtet zu werden. Ich mache daraus keinen Vorwurf, das ist gesamtgesellschaftlich so. Der Frauenbereich muss sich seine Position immer noch erkämpfen, für seinen Anspruch eintreten. Man müsste allerdings nicht mehr nachdrücklich darauf hinweisen, wenn Gleichberechtigung schon erreicht wäre.
Haben Sie den Eindruck, dass die Entwicklung beim VfL in der Hinsicht stimmt?
Es läuft noch nicht alles rund, das war auch nicht anders zu erwarten. Aber wir machen Fortschritte. Der Verein hat sich klar positioniert und entschieden, den Bereich zu professionalisieren. Wichtig ist es zu sehen, dass die Frauen bei allen neuen Projekten wie etwa dem Ausbau des Talentwerks mitgedacht werden. Das wäre in der Vergangenheit wohl nicht so gemacht worden. Dass es meine Stelle heute gibt, ist ein gutes Zeichen, wie ernst die Sache angegangen wird.
Was sich Annike Krahn für die Spielerinnen wünscht
Was für Ideen haben Sie noch, um den VfL im Frauenbereich weiterzuentwickeln?
Ich glaube, wenn wir da anfangen, werden wir heute nicht mehr fertig. (lacht) Natürlich habe ich Pläne in meinem Kopf, was ich mir noch alles vorstellen kann. Aber man muss es auch realistisch angehen.
Gilt das für Sie generell? Es gibt ja Stimmen, die sagen, der Frauenfußball muss wichtiger werden als der der Männer. Vertreten Sie da eine realistischere Position?
Mich hat neulich jemand gefragt, wann wir dahin kommen, dass die Frauen genauso viel Geld verdienen wie die Männer? Da habe ich sie nur angeguckt und gesagt: nie. Vielleicht ist das auch gar nicht unser Ziel. Ich würde mir wünschen, dass unsere Spielerinnen in der Frauen-Bundesliga für die Zeit, in der sie aktiv sind, mit dem Fußball ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Dass sie, wenn sie es wollen, keinem Studium oder einer Arbeit nachgehen müssen. Das ist deutlich realistischer. Viele bewerten ja immer nur die sportliche Leistung, sehen aber gar nicht, was nebenbei geleistet wird, dass bei vielen Klubs die Spielerinnen 40 Stunden die Woche arbeiten, trainieren und am Wochenende für die Spiele unterwegs sind.
Also ist noch immer Aufklärungsarbeit notwendig.
Ich habe mich am Wochenende mit der Frau eines Sponsors unterhalten, die ist aus allen Wolken gefallen, als ich ihr die Realität im Frauenfußball erklärt habe.
Weil man es aus dem Männerbereich so ganz anders kennt?
Genau. Die meisten erleben oft nur diese Welt und wenn ihnen das Wissen darüber fehlt, gehen sie natürlich davon aus, dass es bei den Frauen genauso ist. Auch sie konnte sich nicht vorstellen, dass man im Männerbereich selbst in Ligen unterhalb des Profibereichs zum Teil mehr verdient als in unseren Topligen. Deshalb ist es mir ein Anliegen, unsere Lebensrealität aufzuzeigen. Wenn die Leute mehr über unsere Bedingungen wissen, sind wir auch gesamtgesellschaftlich etwas weiter. Es ist toll, wenn sich der eine oder andere dann zum Beispiel entscheidet, Sponsor zu werden, um genau das irgendwann zu ändern. Dafür bin ich dankbar.
Annike Krahn: Kommerzialisierung auch im Frauenfußball
Hat der Hype, der durch die Vizeeuropameisterschaft 2022 um die deutsche Frauennationalmannschaft entstanden ist, dem Frauenfußball in Deutschland geholfen oder nur unerfüllbare Erwartungen geschürt?
Ich glaube schon, dass die Aufmerksamkeit, die die da war, geholfen hat. Es ist ja auch einfach ein Phänomen der Zeit. Diese Kombination hat dem Frauenbereich schon enorm weitergeholfen. 2011 hatten wir vor der Heim-WM schon einmal einen Hype, aber da waren wir nicht nur sportlich nicht erfolgreich, sondern auch gesellschaftlich noch nicht so weit, dass sich dadurch etwas verändert hätte. Jetzt ist es anders. Ich kann nicht in die Glaskugel gucken, aber auf jeden Fall tut sich einiges und es geht im Moment rasant.
Auch bei den Vereinen: Die großen Lizenzklubs stoßen nun mit ihren Frauenmannschaften immer weiter nach oben. Langfristig könnten sie kleine, traditionell reine Frauenvereine wie die SGS Essen verdrängen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Ich sehe das ehrlicherweise zweigeteilt. Ich habe lange selbst für den FCR Duisburg, einen rein auf Frauenfußball ausgerichteten Verein gespielt. Das Konzept mit wenig Mitteln erfolgreich zu sein, wie es auch hier beim VfL gilt, kenne ich also durchaus. Und wenn man jetzt auf Essen schaut: Seit fünf Jahren wird ihnen vorhergesagt, dass sie untergehen. Doch sie sind immer noch da und machen hervorragende Arbeit. Das muss man anerkennen. Aber ob sie das dauerhaft gestemmt kriegen, wenn die ganzen Lizenzvereine hochdrängen? Das sehe ich natürlich kritisch. Es wäre schade, wenn diese Vereine verschwänden.
Inwiefern?
Am Ende des Tages darf man nicht vergessen, wer den ganzen Frauenbereich in Deutschland entwickelt hat. Es ist wichtig, dass es ein Bewusstsein für die Geschichte des Frauenfußballs gibt. Es ist ja schön, dass große Namen wie Dortmund, Schalke und auch der VfL vorstoßen, aber immer unter der Berücksichtigung, wer die Aufbauarbeit geleistet hat. Da muss man auch mal Respekt zollen. Zumal ich auch nicht glaube, dass man alles aus dem Männerbereich eins zu eins auf die Frauen übertragen kann – dann bewegen wir uns in eine falsche Richtung.
Können Sie das genauer erläutern?
Es gibt mehrere Aspekte, die ich so nicht unbedingt haben möchte. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob ich es im weiblichen Bereich möchte, dass 15-jährige Spielerinnen 500 Kilometer von zu Hause weg sind, sehr viel Geld verdienen, nach zwei Jahren aber das Nachwuchsleistungszentrum verlassen müssen, weil es nicht gereicht hat, und dann mental und in ihrer Persönlichkeit Schaden nehmen könnten. Ich sehe, dass wir uns im Frauenbereich an der einen oder anderen Stelle in diese Richtung entwickeln – und das empfinde ich nicht als positiv.
Das scheint nicht recht zu dem zu passen, wofür der Frauenfußball geschätzt wird: weniger Kommerz, mehr Bodenständigkeit, Sport im Fokus.
Es gibt die Kommerzialisierung natürlich auch im Frauenbereich, da müssen wir uns nichts vormachen. Dazu gehört es, dass die kleinen Vereine von den Großen verdrängt werden. Das ist auch nachvollziehbar. Einerseits sehe ich ja selbst, dass man finanzielle Mittel braucht, um gewisse Standards hinzukriegen, andererseits widerstrebt mir das auch an der einen oder anderen Stelle. Da bin ich vielleicht auch noch zu viel Spielerin, eine Fußballromantikerin, die den Wunsch hat, dass es nach wie vor um den Sport geht.
Derby Bochum gegen BVB oder Schalke: Das sagt Annike Krahn
Stichwort Fußballromantik: Sie sind mit dem VfL Bochum in einer Sandwich-Position zwischen den strahlkräftigen Klubs Schalke und Dortmund. Auch diese beiden streben langfristig in die erste Frauen-Bundesliga. Welche Rolle spielt das für Sie?
Das ist eine Situation, die ich nicht ändern kann. Ich beschäftige mich mit den Dingen, die ich beeinflussen kann. Das versuche ich so gut wie möglich. Wir spielen in der 2. Frauen-Bundesliga derzeit eine herausragende Saison als Aufsteiger. Aber natürlich sehen wir, dass bei Schalke und Dortmund was passiert. Wir müssen unser Umfeld ja kennen. Allerdings ist mein Thema, wie ich mit meinem Verein erfolgreich sein will. Ich stand als Spielerin auf dem Platz, um zu gewinnen. Und wenn ich als Bochumerin, die beim VfL arbeitet, die Möglichkeit habe, in die Frauen-Bundesliga aufzusteigen, dann möchte ich das schaffen. Da ist es unerheblich, was die Vereine links und rechts von uns machen.
Aber ein Derby gegen Schalke oder Dortmund in der ersten Liga hätte schon was…
Das eine schließt das andere nicht aus.