Bochum. Zweitligist VfL Bochum verliert im Achtelfinale des DFB-Pokals mit 0:5 gegen Hoffenheim. Dennoch überwiegt der Stolz über eine gute Leistung vor einer Rekordkulisse.
Am Ende waren die Fußballerinnen des VfL Bochum chancenlos gewesen. Dem Zweitligisten wurden im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den Bundesligisten TSG Hoffenheim die Grenzen aufgezeigt. Nach dem 0:5 (0:2) im Vonovia Ruhrstadion war es dann auch müßig darüber nachzudenken, ob VfL-Trainerin Kyra Malinowski ihr Team vielleicht doch etwas mutiger, offensiver ins Spiel hätte schicken können oder sollen. Bei Trainerin und Team überwog trotz des Ausscheidens der Stolz über eine vor allem kämpferisch gute Leistung und die Freude darüber, dass so viele Fans gekommen waren.
5138 Zuschauerinnen und Zuschauer meldete der VfL Bochum. So viele waren noch nie bei einem Spiel der Frauen dabei. Anna Luisa Figueira Marques fasste es so zusammen: „Wir sind froh, dass die Leute in Bochum den Frauenfußball jetzt endlich so unterstützen und dass sie sehen, dass die Frauen des VfL Bochum echt gut kicken können.“
Figueira Marques hat die Führung für den VfL Bochum auf dem Fuß
Figueira Marques hätte dafür sorgen können, dass die Zuschauer davon noch etwas überzeugter nach Hause gegangen wären. Sie hätte das Spiel in eine andere Richtung bringen können. Nach einer Viertelstunde kam sie nach einer Hereingabe von Sarah Freutel an den Ball. „Ich war überrascht, dass der Ball durchkommt“, sagte sie. „Da dachte ich, dass die Innenverteidigerin noch den Fuß dazwischen bekommt. Dann stehe ich auf einmal blank vor dem Tor - es war alles zu schnell in dem Moment.“
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Es wäre das 1:0 für den Außenseiter gewesen. In Verbindung mit der defensiven Ausrichtung und der durchgängigen Unterstützung von der Tribüne wäre die Pokalaufgabe für die Hoffenheimerinnen zumindest nicht einfacher geworden.
Frauen des VfL Bochum benötigen nur eine kurze Anlaufzeit
„Was die Fans abgerissen haben, war der Wahnsinn“, sagte dann auch Aline Angerer. „Es hat megaviel Spaß gemacht und das pusht noch einmal unglaublich. Es wäre echt cool, wenn wir in jedem Spiel so viele Zuschauer hätten.“
Sie und ihre Mitspielerinnen hätten ein paar Minuten gebraucht, um reinzukommen und um zu sehen, was der Gegner mache und um sich taktisch darauf einzustellen. „Wir sind dann aber echt gut ins Spiel gekommen. Die Gegentore waren unnötig und vielleicht auch ein bisschen dumm. Aber ich glaube, dass wir uns ordentlich geschlagen haben. Am Ende verlieren wir zwei Tore zu hoch.“
Das Pokalspiel schweißt die Frauen des VfL Bochum als Team weiter zusammen
Es habe sie und ihre Mitspielerinnen unglaublich gefreut, dass so viele Zuschauer da waren. „Als wir eingelaufen sind, hatte, so glaube ich, bei dieser Stimmung jede Spielerin Gänsehaut. Das war heute ein Erlebnis, was uns alle noch mehr zusammenschweißt und was wir gerne mitnehmen.“
Pokal sei immer etwas Besonderes, da sei immer alles möglich. „Auch wenn es heute mit Hoffenheim ein erstklassiger Gegner war und wir die Außenseiterinnen waren. Wer weiß, wenn wir die erste Chance direkt machen, kann es ein anderes Spiel werden. Wir nehmen es gerne mit und in der Liga geben wir weiter Vollgas.“
Die Niederlage des VfL Bochum fällt mit 0:5 zu hoch aus
Nach dem Abpfiff habe sie kurz gedacht: „0:5, das war zu hoch. Aber als ich dann die Fans gesehen habe, die La-ola-Welle, dann war das sofort vergessen. Es hat mega Spaß gemacht.“
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Marques bestätigte das. Entkräftet war sie im Verlauf der zweiten Hälfte ausgewechselt worden. „Am Ende war es besser, dass ich runtergekommen bin“, sagte sie. „Wir mussten viel laufen, mir hat dann irgendwann die Kraft gefehlt. Michelle Klostermann hat dann frische Power reingebracht und hat gute Läufe gemacht. Die Fans haben uns heute sehr geholfen. Die Musik, also die Fangesänge im Hintergrund zu hören und dieses Pushen, auch wenn ein Gegentor gefallen ist. Die Fans waren immer da und haben uns den Extra-Push gegeben, die letzten Meter zu laufen.“
Fans geben dem VfL Bochum einen Extra-Schub
Die Fans im Rücken zu spüren habe noch einmal einen Extra-Schub gegeben. „Als wir beim Aufwärmen rausgekommen sind und die Fans dann schon angefangen haben zu singen, das war echt Gänsehaut. Wir haben uns angeguckt und wir haben alle gestrahlt.“
Auch Trainerin Kyra Malinowski ging es nicht anders. „Es ist schon sehr bewegend, wenn man da in diesem Stadion an der Seitenlinie steht, in dem man sonst nur als Fan auf der Tribüne ist. Das ist schon sehr berührend und wenn dann noch Herbert Grönemeyer gespielt wird, ist es schon sehr, sehr schön. Oder auch am Ende, als alle noch einmal gesungen haben. Das berührt einen und macht was mit einem.“
Fans des VfL Bochum werden mit jedem Gegentor lauter
Auch sie habe den Eindruck gehabt, dass die Fans mit jedem Gegentor lauter geworden seien. „Das war auch enorm wichtig. Als Fußballerin hat man nicht so viel Lust, so wenig den Ball zu haben und so viel gegen den Ball zu arbeiten, das macht nicht so viel Spaß. Deshalb war es umso wichtiger, diesen Support zu spüren.“
Auch für ihr Team hatte sie Lob. „Ich glaube, dass wir es ordentlich gemacht haben und stolz auf uns sein können. Ich glaube, es war ein Ereignis, das wir als Team gemeinsam erlebt haben. Das sorgt für Erinnerungen und es immer schön, darauf zurückzublicken und man fiebert jetzt schon wieder dem DFB-Pokal entgegen und hofft, dass man wieder die Gelegenheit bekommt, vor so einer großen Kulisse zu spielen.“
VfL Bochum spielt in diesem Jahr noch gegen Union Berlin und Andernach
Es sei aber ganz gut, nun eine Woche durchatmen zu können und dann mit vollen Akkus in die letzten zwei Spiele des Jahres gehen zu können. Am kommenden Wochenende haben die VfL-Frauen in der 2. Bundesliga spielfrei, dann geht es noch gegen den Tabellenzweiten Union Berlin und den Zwölften Andernach.
„Der Stolz überwiegt, dass wir es gemeinschaftlich so diszipliniert gemacht haben und vor so einer wunderbaren Kulisse gespielt haben“, sagte Malinowski. „Wenn jedes Spiel die Kulisse so groß wäre, wäre das stark. Es ist ein Anreiz für jede Spielerin, jede Trainerin, vor so einer Kulisse zu spielen.“
Zumindest gegen Berlin könnte es eine ähnliche Kulisse geben. Auch die Union-Frauen, genau wie die Bochumerinnen Aufsteigerinnen, haben das Interesse noch einmal erhöht.