Köln. Die Niederlage in Köln ärgerte nicht nur Bochums Trainer Zeidler. Doch es gab auch einige Erkenntnisse für das Spiel in Hoffenheim - defensiv, offensiv, taktisch.
Anthony Losilla ist mit 38 Jahren der älteste Bundesliga-Spieler. Beim 1:3 gegen Wolfsburg bestritt er sein 100. Erstliga-Spiel für den VfL Bochum. Und doch erlebt der Kapitän in den ersten Wochen der neuen Saison viel Neues.
In der Liga war er nicht immer erste Wahl, schon das ist ungewohnt für Losilla. Gegen Kiel kam er so früh wie nie von der Bank ins Spiel, nach 15 Minuten bereits für Erhan Masovic. Auch beim Testspiel in Köln am Donnerstagmittag sah man Ungewöhnliches: erst eine Ein-, dann eine Auswechslung von Losilla.
Wittek soll möglichst am Montag wieder trainieren beim VfL Bochum
Maxi Wittek hatte sich in der Partie beim Zweitligisten aus der Domstadt früh verletzt, nach erster Diagnose eine Prellung im Zeh zugezogen. Trainer Peter Zeidler rechnet damit, dass er bei den Einheiten am Freitag und Samstag passen muss, aber zu Wochenbeginn wieder auf dem Platz stehen kann.
Nach nicht einmal zehn Minuten kam Losilla ins Spiel, übernahm die Sechserposition im 4-3-3 bei der 2:3-Niederlage beim 1. FC Köln. Nach rund einer Stunde ging er wieder vom Feld. Zeidler rotierte insgesamt komplett durch, setzte 22 Spieler ein.
Ebenso wie die anderen Stammkräfte in dieser Saison spielte Losilla gegen ebenfalls bei weitem nicht in Bestbesetzung angetretene und im Verlauf durchwechselnde Kölner damit in etwa eine Halbzeit. Die erste Stunde gab die wesentlichen Erkenntnisse mit Blick auf die weiteren Aufgaben in der Bundesliga. Am Ende spielten viele junge Profis, die derzeit in der ersten Klasse dem VfL kaum weiterhelfen könnten. Auch Samuel Bamba zählt dazu, der Außenstürmer, im Testspiel gegen RW Essen noch überzeugend, enttäuschte in Köln.
Bochums Kapitän Losilla: „Wir waren griffiger“
Losilla spielte gut, mit Übersicht, Ballsicherheit, Struktur. „Leider haben wir nicht gewonnen, das hätte uns gut getan. Trotzdem gab es ein paar gute Sachen“, sagte er angesichts von sechs Niederlagen in sieben Pflichtspielen dieser Spielzeit. „Wir waren griffiger, hatten ein paar gute Balleroberungen und haben uns Chancen herausgespielt. Aber wir müssen weiter daran arbeiten, die Spiele zu gewinnen. Wir brauchen in der Liga ein positives Ergebnis“, so Losilla. Zufrieden wirkte er daher nicht, konnte er auch nicht sein.
Bekannte Probleme gab es auch in Köln zu sehen: zu viele leichte Pass-Fehler, zu einfach überspielte Defensivkette bei Kölner Umschaltaktionen, schwache Verteidigung bei den Treffern zum 0:1 und 2:2. Und das 2:3 fiel, als der ansonsten gute Torwart Timo Horn den Ball nach einer Ecke im Fünfmeterraum nicht kontrollieren konnte. Es war die letzte Aktion der Partie - irgendwie typisch für den Negativ-Lauf des VfL.
4-3-3-System? Bochums Losilla setzt sich dafür ein
Zeidler setzte auf ein 4-3-3-System, das seit seinem Amtsantritt zum Repertoire gehört. „Ich persönlich finde das 4-3-3 gut“, nahm Losilla deutlich Stellung. „Das gibt uns noch andere Möglichkeiten im offensiven Spiel, das sah schon gut aus. Wir haben schnelle Spieler“, so Losilla.
Der Coach setzte in der Liga bisher meistens auf eine Raute, stellte oft im Spielverlauf auf ein 4-3-3 um wie zuletzt nach einer Stunde gegen Wolfsburg. In Freiburg, als Bochum zur Pause 1:0 führte und letztlich 1:2 verlor, setzte er allerdings von Beginn an aufs 4-3-3.
Eine Umstellung vom 4-4-2 auf 4-3-3 hätte natürlich personelle Konsequenzen für die Startelf. In Köln fehlte der normalerweise vorerst gesetzte Myron Boadu, der wegen einer Hüftproblematik wohl erst am Montag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Moritz Broschinski spielte auf dem rechten Flügel, Moritz Kwarteng links - für beide war der Test ein (weiterer) Schritt nach vorne.
Hofmann wird für lange Bälle benötigt - im Abschluss glücklos
Mittelstürmer Philipp Hofmann ist wohl weiter gesetzt - vor allem, weil der Hüne als Anspielstation für lange Bälle benötigt wird, einem weiterhin oft praktizierten Stilmittel der Bochumer. Dabei ließ er sich auch in Köln oft fallen, agierte dann wie ein Zehner. Im Abschluss blieb er aber auch im Franz-Kremer-Stadion glücklos, vergab zwei gute Möglichkeiten.
Broschinski brachte schon gegen Wolfsburg nach seiner Einwechslung viel frischen Wind ins Spiel, überzeugte auch in Köln auf der rechten Angriffs-Seite. Und Kwarteng sammelte nicht nur wichtige Spielpraxis, sondern zeigte einige gute Aktionen, sein Tempo, seine Dribbelstärke. Wie beim 1:1, als er vor dem erfolgreichen Abschluss zwei Kölner stehen ließ.
Broschinski und Kwarteng treffen und liefern Argumente
Im zweiten Abschnitt spielte Broschinski dann zentral im Angriff, setzte sich bei seinem Tor zum 2:1 stark durch. Beide lieferten Argumente für mehr Einsatzzeit - und genau darum ging es primär beim Testpiel.
Wer kann wo am besten helfen, damit der VfL die Wende schafft? Wer ist wie weit, wer harmoniert?
Diese Frage stellt sich auch im Mittelfeld. Als Achter agierten diesmal Koji Miyoshi und Lukas Daschner. Beide zeigten ihre fußballerischen Qualitäten, beide allerdings verloren unter Druck auch immer mal wieder den Ball, vor allem Miyoshi. Der Neuzugang war viel unterwegs, benötigt aber weitere Spielpraxis, Wettkampfhärte. Vorerst dürfte er ein Joker bleiben nach den Köln-Eindrücken.
Dani de Wit könnte dem System zum Opfer fallen
Und Dani de Wit, einer der vermeintlichen Königstransfers? Der Niederländer blieb erneut blass. Allerdings hatte er es in der zweiten Halbzeit mit vielen jungen Talenten um sich herum auch schwer, ein konstruktives Spiel zu gestalten, selbst bedient zu werden.
Dennoch: Sollte Zeidler in Hoffenheim auf ein 4-3-3 setzen, könnte de Wit, der bisher nur beim Spiel in Dortmund überzeugte, dem System zum Opfer fallen. Oder als Achter agieren mit Matus Bero vor Anthony Losilla. Denn Ibrahima Sissoko, eigentlich gesetzt, kehrt frühestens am Donnerstag von seiner Länderspielreise mit Mali zurück. Sissoko hat dann vor dem Hoffenheim-Spiel nur noch eine Trainingseinheit beim VfL.
Und defensiv? In der Viererkette bildeten Ivan Ordets und Erhan Masovic ein solides Innenverteidier-Duo - möglich, dass Jakov Medic, der an vielen Gegentreffern in dieser Saison beteiligt war, seinen bisherigen Stammplatz verliert.
Die Entdeckung: Pannewig kann es auch als Linksverteidiger
Die wichtigste Erkenntnis allerdings war, dass auf Linksfuß Mats Pannewig nicht nur allgemein, sondern auch als Linksverteidiger Verlass ist. Der groß gewachsene 19-Jährige, eigentlich im Zentrum zuhause, überzeugte mit klugem Stellungsspiel, Zweikampf- und Kopfballstärke.
Für Maxi Wittek hat Bochum keinen gelernten back-up im Kader, solange Bernardo nicht einsatzfähig ist. Bernardos Comeback rückt näher, wird aber noch dauern. Pannewig begann in Köln als Sechser, rückte dann aber unverhofft nach Witteks Verletzung auf die linke Verteidigerposition - und nahm die Rolle umgehend an. Sollte Wittek fit genug sein, wird er sicherlich in Hoffenheim beginnen.
Pannewig ist weiterhin auch im Zentrum eine Alternative, hat nun aber bewiesen, dass er auch als Linksverteidiger helfen kann. Seinen Platz im Kader hat der flexible Linksfuß vorerst zementiert.
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