Frankfurt. Der VfL Bochum legt den nächsten desolaten Auftritt hin. Das 2:7 bei Eintracht Frankfurt lässt die Hoffnung auf den Klassenerhalt schwinden.

„Einer geht noch, einer geht noch rein“, schallte es nach 70 Minuten durch das Frankfurter Stadion, nachdem sich die Fans des VfL Bochum schon im Spielverlauf immer wieder von den Anhängern von Eintracht Frankfurt als „Absteiger“ hatten bezeichnen lassen mussten. Kein Bochumer dürfte nach der 2:7-Klatsche bei der Eintracht derzeit Argumente haben, warum dies am Ende der Saison nicht eintreten sollte. Es war ein desolater Auftritt, bei dem Hugo Ekitike, Omar Marmoush und Ansgar Knauff schon nach 20 Minuten eine 3:0-Führung der Hausherren herausspielten. Ein Debakel für den VfL, das sich im zweiten Durchgang fortsetzte. Der VfL Bochum ist nach neun Spielen nun die am schlechtesten gestartete Bundesliga-Mannschaft der Geschichte.

Nichts war von dem Optimismus geblieben, den die Bochumer unter der Woche verbreitet hatten. „Wir kommen immer wieder“, sagte Cristian Gamboa und auch Matus Bero blieb positiv. „Wenn man am Tabellenende ist, gibt es nur einen Weg – und der führt nach oben. So einfach ist das.“ Der Samstagnachmittag aber zeigte: Der Tiefpunkt war noch nicht erreicht.

Marmoush und Ekitike treffen früh für die Eintracht

Dabei hatte Interimstrainer Markus Feldhoff die gesamte Woche darauf verwendet, sich auf das Spiel in Frankfurt vorzubereiten. „Wir haben mehr den Fokus auf Ballbesitz im letzten Drittel gesetzt“, sagte er. Entsprechend setzte er auf Koji Miyoshi und eine Doppelspitze. Das allerdings ging in die Hose, wenngleich Moritz Broschinski nach Hereingabe von Philipp Hofmann in der Mitte die Chance zu Führung hatte, aber den Ball verpasste.

Omar Marmoush feiert seinen Treffer.
Omar Marmoush feiert seinen Treffer. © AFP | KIRILL KUDRYAVTSEV

Schon nach neun Minuten zeigte die Mannschaft von Dino Toppmöller, warum sie derzeit als eine der spannendsten Truppen der Liga gilt. Nnamdi Collins spielte steil auf Omar Marmoush, der Erhan Masovic ins Leere laufen ließ und den freien Raum für eine punktgenaue Flanke auf Hugo Ekitike im Strafraum nutzte. Dieser tanzte Felix Passlack aus und traf sehenswert zur frühen Führung. Immer wieder fanden die Frankfurter die Schnittstellen, waren gedankenschneller und cleverer. Die Bochumer kamen stets einen Schritt zu spät.

So auch, als Ibrahima Sissoko sich an der Strafraumkante nur noch mit einem Foul behelfen konnte und der überragende Marmoush mit feinem Füßchen den anschließenden Freistoß direkt verwandelte (18.). Nur wenige Sekunden später kam es noch dicker. Sekunden nach dem Wiederanpfiff spielte Patrick Drewes den Ball Maximilian Wittek zentral vor dem Tor in die Füße. Der rechnete nicht damit, dass der Ex-Dortmunder Ansgar Knauff direkt anlief, vertändelte den Ball und Knauff hatte gegen Drewes leichtes Spiel das 3:0 zu erzielen (20.).

VfL-Fans stellen Unterstützung ein

Die Frankfurter Fans skandierten nun schon den Klassiker vom „Absteiger“ in Richtung Gästekurve während die Bochumer Spieler jegliche Gegenwehr vermissen ließen. Mit einem einfachen Doppelpass auf der rechten Angriffsseite spielte Frankfurt Collins in der 32. Minute frei, der unbedrängt flach in die Mitte spielen konnte, wo Nathaniel Brown vollkommen frei stand und nur noch den Fuß zum 4:0 hinhalten musste. Die zweitschnellste Vier-Tore-Führung der Bundesliga-Geschichte. Bochum zerfiel zu diesem Zeitpunkt in seine Einzelteile, zumal Wittek bei dieser Szene schon nicht mehr auf dem Platz stand und kurz darauf verletzt ausgewechselt werden musste.

Moritz Broschinski konnte sich gegen seine Gegenspieler nicht durchsetzen.
Moritz Broschinski konnte sich gegen seine Gegenspieler nicht durchsetzen. © dpa | Thomas Frey

Als durch das Frankfurter Stadion bereits die Laola-Welle schwappte, die Fans ihre Dauerparty starteten, traf Dani de Wit nach einer Ecke zum Anschlusstreffer und die Bochumer Anhänger skandierten voller Hohn „Auswärtssieg“. Kurz darauf folgten die ersten „Wir-haben-die-Schnauze-voll“-Rufe, bevor die Unterstützung gänzlich eingestellt wurde. Nicht einmal ein gellendes Pfeifkonzert gab es zur Pause, im Auswärtsblock herrschte Ernüchterung pur. Der eingewechselte Gerrit Holtmann suchte da bereits das Gespräch mit den Anhängern.

An der Stimmung änderte dies nicht viel - auch nicht der Treffer von Philipp Hofmann in der 51. Minute, der einen Passlack-Freistoß mit der Brust ins Tor wuchtete. Der VfL Bochum gab sich noch nicht gänzlich auf, entwickelte sogar so etwas wie eine Druckphase, in der Sissoko Trapp prüfte (55.). Das Tor erzielte dann aber die Eintracht durch den Ex-BVB-Profi Mahmoud Dahoud, der vollkommen alleingelassen aus gut 20 Metern zum 5:2 traf. Nun kam es knüppeldick. Marmoush wurde nicht angegriffen, spielte einen feinen Doppelpasse, bediente Can Uzun, der das 6:2 erzielte (66.). Nur drei Minuten später machte Ekitike die VfL-Demütigung perfekt, die sich ein Großteil der Fans nicht einmal bis zum Ende im Stadion anguckte.

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