Mülheim. Das Mülheimer Ausnahme-Rennpferd Torquator Tasso startet zur Titelverteidigung in Paris. Das Wetter passt - doch Wehmut kommt trotzdem auf.

Marcel Weiß setzt vor dem Start des 101. Prix de l’Arc de Triomphe, dem bedeutendsten Galopprennen weltweit, auf mehrere Glücksbringer. „Die schwarzen Schuhe stehen bereit. Ich trage die gleiche Uhr wie im Vorjahr und verwende auch das gleiche Parfüm“, verrät Weiß seine Rituale.

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Als Trainer von Ausnahme-Rennpferd Torquator Tasso, das den 100. Prix de l’Arc de Triomphe im letzten Jahr aus der Position des krassen Außenseiters sensationell gewonnen und sich damit zum Galopper-König von Europa gemacht hat, steigt bei Weiß automatisch das Kribbeln. Zum ersten Mal in der Geschichte des Rennens macht sich ein deutsches Pferd überhaupt daran, seinen Titel beim Prix de l’Arc de Triomphe zu verteidigen.

In diesem Rennen muss für Torquator Tasso alles passen

Hat Torquator Tasso eine Chance, sein Husarenstück in Paris-Longchamp zu wiederholen? Marcel Weiß überlegt keine Sekunde, sofort kommt die Antwort: „Ja, das hat er.“ Und warum? „Wir haben am Wochenende Regen und weichen Boden. Das liegt Torquator Tasso.“ Weiß schiebt allerdings nach: „Um dieses Rennen zu gewinnen, muss alles passen. Und Torquator Tasso ist jetzt nicht mehr Außenseiter, sondern einer der Gejagten. Außerdem sind dieses Mal 20 Pferde am Start. Im letzten Jahr waren es 14.“

Der Mülheimer Trainer Marcel Weiß mit seinem Erfolgsrennpferd Torquator Tasso.
Der Mülheimer Trainer Marcel Weiß mit seinem Erfolgsrennpferd Torquator Tasso. © FFS/Dahlke

Bei den jüngsten Rennen lief es für den fünfjährigen Fuchs, der aus der Zucht von Paul H. Vandeberg stammt und 2021 auf einer Herbst-Auktion in Baden-Baden/Iffezheim für 24.000 Euro an das Gestüt Auenquelle (Rödinghausen) verkauft wurde, nicht ganz perfekt. Zuletzt musste sich der Hengst Anfang September beim 152. Großen Preis von Baden mit Platz zwei hinter Mendocino begnügen. „Da hatte ich braune Schuhe an. Vielleicht lag es daran“, nimmt es Torquator Tassos Trainer Weiß rückblickend mit Humor.

Geritten vom besten Jockey der Welt

Der vierjährige Hengst Mendocino wurde von Jockey René Piechulek geritten, der im Vorjahr noch mit Torquator Tasso beim Arc triumphiert hatte. Am Sonntag ist er in Paris mit Mendocino erneut Gegner des deutschen Vorjahressiegers. Als Jockey sitzt dieses Mal Frankie Dettori bei Torquator Tasso im Sattel. Der Italiener gilt als bester Jockey der Welt. Sechs Mal hat Dettori bereits in Paris gewonnen.

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Zu Wochenbeginn flog Frankie Dettori extra nach Deutschland ein, um in Mülheim mit Torquator Tasso eine Trainingseinheit in den Morgenstunden zu absolvieren. „So einen Weltklasse-Jockey hat man nicht alle Tage in Mülheim zu Gast. Frankie hatte noch nie einen Trainingsgalopp in Deutschland absolviert. Auch deswegen war es etwas ganz Besonderes. Was uns aber ganz wichtig war: Er sollte Torquator Tasso reiten und kennenlernen. Pferd und Jockey haben gut harmoniert“, bilanziert Marcel Weiß zufrieden.

Trainer überzeugt: Torquator Tasso genießt den Rummel

Weiß kennt „seinen“ Hengst in- und auswendig, weiß durch unzählige Trainingseinheiten auf der Bahn am Raffelberg in Mülheim exakt, wie er sich verhält. Dass der Rummel um ihn herum jetzt deutlich zunimmt, bleibt dem Rennpferd allerdings nicht verborgen. „Torquator Tasso genießt es. Er weiß, dass bald ein großes Rennen ansteht. Er ist ein Vollprofi“, sagt der Trainer. Und Lampenfieber sei dem Tier ohnehin fremd: „Torquator Tasso ist vor Rennen meistens so entspannt, dass er sich in seiner Box nochmal zwei, drei Stunden hinlegt“, sagt Weiß lachend.

Letztes Rennen für Mülheimer Galopper in Europa

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Ein großes Rennen ist der Prix de l’Arc de Triomphe zweifellos. Am Sonntag werden 35.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet. Das Rennen startet um 16.05 Uhr und wird live in 60 Länder auf allen Kontinenten übertragen. Insgesamt ist es mit fünf Millionen Euro Preisgeld dotiert. Alleine an den Sieger wird die Summe von 2,857 Millionen Euro ausgeschüttet. Für Torquator Tasso ist der 101. Prix de l’Arc de Triomphe das letzte Rennen in Europa. Danach gibt es noch die Option, in Japan zu starten, bevor der Galopper-Star als Deckhengst aufgestellt wird.

„Das Interesse ist sehr groß, dass Torquator Tasso noch in Japan läuft. Wir entscheiden das gemeinsam mit dem Pferd, ob wir nach Japan reisen. Es ist jetzt definitiv sein letztes Jahr als Rennpferd. Natürlich ist da Wehmut dabei. Torquator Tasso hat uns so viele schöne Momente beschert“, sagt Marcel Weiß. Durchaus möglich, dass am Sonntag ein weiterer schöner Moment hinzukommt. Dann sollte sich Marcel Weiß Schuhe, Parfüm und Uhr als Glücksbringer schützen lassen.