Antalya. Rot-Weiss Essen hat Dominik Martinovic verpflichtet, die Ankunft von Marek Janssen lässt noch auf sich warten. Können beide auch zusammenspielen?

Dominik Martinovic (27) war selbst für die Kamera zu schnell. Wer das Testspiel zwischen Rot-Weiss Essen und Dynamo Dresden (1:1) am vergangenen Samstag über den von Dynamo angebotenen Livestream verfolgte, sah die Entstehung des Essener Führungstores nicht. Die rund 200 anwesenden RWE-Fans hatten auf dem Rasenplatz in den türkischen Stadt Antalya hingegen beste Sicht auf die beste Szene ihres neuen Stürmers. Martinovic ließ den Ball nach einem Zuspiel von Joseph Boyamba auf Höhe der Mittellinie durch die Beine rollen und täuschte seinen Gegenspiel Lars Bünning, der dem anschließenden Antritt des Essener nichts entgegenzusetzen hatte. Martinovic legte den Ball quer auf Ramien Safi, Tor für RWE.

Der Winterzugang bringt mit seiner Geschwindigkeit, Explosivität und seinen Scorer-Fähigkeiten eine neue Qualität in das Spiel des abstiegsbedrohten Revierklubs. Er ist jedoch nicht der Spielertyp, den RWE für das Sturmzentrum lange gesucht hat. „Ich bin kein klassischer Stoßstürmer, der vorne auf Bälle wartet. Ich will mitspielen, Chancen kreieren und auch Tore vorbereiten. Mit Ahmo (Ahmet Arslan, Anm. d. Red.) werde ich bestimmt ein gutes Duo bilden“, betont Martinovic im Gespräch mit dieser Redaktion.

RWE: Martinovic spielt „sehr gerne“ neben größerem Stürmer

Einen kopfballstarken Mittelstürmer wird RWE vor dem Rückrundenstart am kommenden Sonntag bei Alemannia Aachen noch verpflichten. Marek Janssen (27, 1,95 Meter) vom SV Meppen soll zeitnah vorgestellt werden. Bisher ist aber nur ein Vertrag zum 1. Juli 2025 unterschrieben, die Gespräche über einen sofortigen Wechsel laufen. Für Martinovic bedeute das nicht, dass einer von beiden zwingend auf der Bank Platz nehmen muss. „Ich kann alleine vorne spielen, aber auch neben einem anderen, größeren Stürmer, was ich ebenfalls sehr gerne mache. Dann kann ich um ihn herum spielen. Meine Schnelligkeit und die ekelige Art, die ich manchmal auf den Platz bringe, wird der Mannschaft hoffentlich helfen.“

Sturmkante Marek Janssen (l.) soll im Winter zu Rot-Weiss Essen wechseln.
Sturmkante Marek Janssen (l.) soll im Winter zu Rot-Weiss Essen wechseln. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Der Transfer des 27-Jährigen, der zuletzt in der ersten kroatischen Liga bei Slaven Belupo gespielt hat, überraschte viele Außenstehende. 69 Scorerpunkte in 141 Drittliga-Spielen sind eine imposante Quote. Mehrere finanzstarke Drittligisten waren am Deutsch-Kroaten interessiert, das Rennen machten aber die vom Abstieg bedrohten Essener. Warum gerade RWE? „RWE ist ein Riesenverein“, sagt Martinovic. „Als ich mit Mannheim an der Hafenstraße gespielt habe, war die Stimmung brutal gut. Ich war in Gesprächen mit 1860 München, das war bekannt. Es hat nicht geklappt. Es gab auch andere Optionen, die leider veröffentlicht wurden. Für mich war es wichtig, dass ich bei einem Verein spiele, der eine große Fanbase hat und bei dem ich etwas aufbauen kann.“

Rot-Weiss Essen: Integration in der Türkei gelungen

Martinovic hatte genau wie Klaus Gjasula, der zweite für Drittliga-Verhältnisse aufsehenerregende Winter-Transfer der Essener, in der Türkei eine Woche Zeit, sich in die Mannschaft zu integrieren, Abläufe auf dem Platz zu verinnerlichen und Gespräche mit dem Trainerteam zu führen. „Für mich und Klaus Gjasula war das Trainingslager gut. Wir konnten auf dem Platz arbeiten und auch abseits des Platzes, um alle kennenzulernen“, resümiert der ehemalige Mannheimer.

Daumen nach oben: Dominik Martinovic hat sich für Rot-Weiss Essen entschieden.
Daumen nach oben: Dominik Martinovic hat sich für Rot-Weiss Essen entschieden. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

Die Integration habe ihm sein früherer Teamkollege und guter Freund Joseph Boyamba erleichtert. Das Offensiv-Duo teilte sich in Antalya ein Hotelzimmer. Auch zu seinen neuen Kollegen und dem Trainerteam habe er schnell einen guten Draht entwickelt. Sein erster Eindruck von Cheftrainer Uwe Koschinat sei sehr positiv. „Der Trainer macht es gut. Er wird auch mal lauter, wenn etwas nicht passt, das finde ich gut. Dann lobt er uns auch schnell wieder, das passt gut. Auch taktisch verfolgen wir einen Ansatz, der uns hilft.“

Rot-Weiss Essen: Martinovic adelt „Slawo“ Freier

Angetan habe es ihm Koschinats Co-Trainer Paul „Slawo“ Freier. Der ehemalige deutsche Nationalspieler hat die neue Essener Sturm-Hoffnung nicht nur aufgrund seiner beeindrucken Vita als Spieler begeistert: „Ich will immer mit Slawo reden, weil ich ihn sehr schätze als Spieler und auch sehr als Menschen für seine bodenständige Art. Ich hoffe, dass er mir ein paar Tipps auf den Weg geben kann“, meint Martinovic.

Ex-Nationalspieler Paul Freier (r.) arbeitet bei Rot-Weiss Essen als Co-Trainer.
Ex-Nationalspieler Paul Freier (r.) arbeitet bei Rot-Weiss Essen als Co-Trainer. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

Einen ersten Eindruck von der Anhängerschaft seines neuen Arbeitgebers erhielt der in Stuttgart geborene Offensivspieler gleich bei der Ankunft der Mannschaft im Trainingslager, als rund 100 RWE-Fans zu sehr später Stunde auf den Essener Mannschaftbus warteten und diesen mit lauten Gesängen empfingen. „Ich wusste, dass die RWE-Fanbase sehr aktiv ist. Aber das war schon außergewöhnlich.“Plan von RWE-Stürmer Martinovic: Tor im ersten Heimspiel

Rot-Weiss Essen: Martinovic ist heiß auf den Tivoli

Das soll für den dynamischen RWE-Stürmer nur ein Vorgeschmack auf das sein, was ihn im Ligaalltag erwartet. Martinovic richtet seinen Blick auf die ersten Pflichtspiele für seinen Arbeitgeber, bei dem er einen Vertrag bis zum 30. Juni 2026 unterschrieben hat. Am Sonntag geht es zum Westschlager an den Aachener Tivoli, eine Woche später kommt Hannover II zur Hafenstraße. Die Vorfreude beim schnellen RWE-Stürmer steigt: „Der Gästeblock in Aachen ist ausverkauft, das wird schon geil. Beim ersten Heimspiel möchte ich sofort meinen ersten Heimsieg feiern und am besten vor der Westkurve mein erstes Heim-Tor bejubeln.“