Essen. RWE kämpft gegen den Regionalliga-Abstieg. Das Spiel gegen Stuttgart war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung – zeigte aber auch die Probleme.

Wie Joseph Boyamba am Samstag wohl geschlafen hat? Nicht gut, vermutete Uwe Koschinat. Boyamba hatte die große Chance, Rot-Weiss Essen mit 2:0 in Führung zu bringen. Ramien Safi brachte den Ball scharf in den Fünfer, Boyamba scheiterte aus kurzer Distanz an Stuttgarts Torwart Dennis Seimen. Die RWE-Fans schrien vor Ärger – und eine halbe Minute später nochmal, als Stuttgart den Ausgleich erzielte.

Dieser kleine Ausschnitt aus dem 2:2 im Kellerduell zum Jahresabschluss fasst gut zusammen, mit welchem Gefühl Rot-Weiss Essen in die Winterpause geht: In den Ärger mischt sich ein wenig Optimismus. Es fehlt ja nicht viel, die Mannschaft bekam Applaus von den Fans und Lob vom VfB-Trainer Markus Fiedler. Aber es reicht eben nicht für drei Punkte: RWE ist seit sechs Spielen in der dritten Liga sieglos und hat nur eins der letzten zehn gewonnen. Deshalb überwintert Essen auf einem Abstiegsplatz, drei Punkte hinter dem VfB Stuttgart II, gegen den man nur 2:2 spielte. Ist RWE auf Kurs Regionalliga?

Rot-Weiss Essen: Koschinat gibt 25 Punkte als Ziel aus

25 Punkte brauche man in der Rückrunde, um in der Liga zu bleiben, meinte Koschinat, acht mehr als in der Hinrunde. „Das ist absolut notwendig. Ich glaube, dass die Mannschaft das draufhat.“ Gerade wenn Spieler wie Golz, Müsel, Arslan oder Eisfeld wieder dabei sind, die Samstag fehlten. Verstärken will RWE sich trotzdem: „Wir machen uns logischerweise schon ernsthafte Gedanken darum, ob wir den Kader doch nochmal verstärken müssen.“

Budget für Verstärkungen ist vorhanden, wie die Vorstände Marc-Nicolai Pfeifer und Alexander Rang vergangene Woche bei einem Mitgliedertreffen verrieten. Bedarf dafür ist ebenso da, insbesondere in der Offensive – das Spiel gegen Stuttgart änderte daran nichts.

Uwe Koschinat fand trotzdem, dass das zweite Spiel unter seiner Regie ein Schritt nach vorne war, auch wenn er selbst hin- und hergerissen war. Das Ergebnis war zu wenig, gerade gegen ein schwaches VfB-Team, das teilweise um Gegentore bettelte und den Essenern viel Platz ließ.

Rot-Weiss Essen - VfB Stuttgart U21
Da war mehr drin: Uwe Koschinat verpasste einen Sieg im ersten Spiel als Trainer von Rot-Weiss Essen an der Hafenstraße. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Auf der anderen Seite fehlten bei RWE mehrere Leistungsträger. Andere Spieler streckten dafür „den Kopf aus dem Wasser“, wie Koschinat es nannte. Etwa der 19-jährige Drittliga-Debütant Gianluca Swajkowski, der das zwischenzeitliche 2:1 erzielte. Oder auch Eric Voufack, der als offensiver Außen vor Lucas Brumme eine echte Bereicherung des RWE-Spiels war.

Rot-Weiss Essen: Nach dem Trainerwechsel weniger Punkte geholt als erhofft

Koschinats Zwischenbilanz mit einem Punkt aus den zwei Kellerduellen gegen Osnabrück und Stuttgart ist sicher weniger, als sich der RWE-Vorstand beim Trainerwechsel nach dem 0:3 gegen 1860 München erhofft hatte. Andererseits war die Energie im Stadion eine andere, es gab Unterstützung, es gab Applaus, weil die Mannschaft bis zum Schluss an das dritte Tor glaubte.

Die Versöhnung mit dem Publikum sah Koschinat nach seinem Hafenstraßen-Debüt noch nicht als vollständig gelungen an. Dafür spielerischen Fortschritt: „Wichtig ist, dass die Jungs die etwas veränderte Art annehmen, dass wir direkt und schnell nach vorne spielen. Wir haben eine dermaßen hohe Zahl an überfallartigen Angriffen gehabt, dass wir uns hätten belohnen müssen.“

Das Kernproblem bei Rot-Weiss Essen bleibt gleich

Das Kernproblem bleibt: RWE schießt zu wenig Tore und fängt sie sich zu leicht. Das galt in Osnabrück, das galt gegen Stuttgart. „Man hatte schon nach zehn Minuten das Gefühl, dass es 2:0 stehen muss“, spürte Gianluca Swajkowski auf der Bank das Gleiche wie die gut 15.000 auf den Rängen. „Genug Chancen hatten wir“, meinte auch der kurzfristig für Jakob Golz eingesprungene Torwart Felix Wienand. Koschinat sagte konkret in Bezug auf Boyambas Chance: „Den muss er machen.“

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Wilde Schlussphase kostet Rot-Weiss Essen einen Punkt

Boyamba war nicht der einzige. In beiden Halbzeiten startete RWE besser: Voufacks Lattentreffer in der zweiten Minute zeigte die Richtung an, aber bis zur 75. Minute stand nur das Flippertor von Leo Vonic nach einem langen Moustier-Einwurf. Dann wurde es wild. Vonic und der erwähnte Boyamba vergaben Möglichkeiten aufs 2:0, Stuttgart glich aus. Swajkowski antwortete direkt, Stuttgart glich abermals aus. Ramien Safi, der mit einem Turbolauf die komplette Abwehr, aber auf nassem Rasen letztlich auch sich selbst überlief, hatte die beste Chance aufs 3:2, auch bei Lucas Brumme fehlten in der 88. Minute nur Zentimeter.

Und das ist eben der Unterschied. Andere Teams würden auch in unruhigen Phasen immer wieder Dreier einfahren, so Koschinat. „Man sieht an den letzten beiden Ergebnissen, dass man sich nur mit guten Spielen nicht wirklich nach vorne bewegt.“ Aber wenn es auch im neuen Jahr nicht nach vorne geht – dann geht es runter.

RWE - VfB 2:2

Rot-Weiss Essen: Wienand - Eitschberger (66. D‘Haese), Rios Alonso, Schultz, Brumme - Kaparos, Moustier (75. Swajkowski) - Safi, Boyamba (89. Doumbouya), Voufack - Vonic (89. Aninkorah-Meisel)
VfB Stuttgart II: Seimen - Amaniampong (79. Barth), Reichardt (66. Catovic), Nothnagel, Schumann - Mack, Simnica - Boakye, Münst (79. M. Boakye) - Bujupi (86. Herwerth), Kastanaras

Schiedsrichter: Felix Grund (Wallersdorf) - Zuschauer: 15287
Tore: 1:0 Vonic (19.), 1:1 Bujupi (74.), 2:1 Swajkowski (78.), 2:2 Simnica (81.)

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