Rostock. Die Rot-Weissen bezogen im Ostseestadion eine 0:4-Niederlage, die in der Höhe verdient ausfiel. Essener waren von Anfang bis Ende chancenlos
Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen funkt endgültig S.O.S.: In Rostock geriet das Team von Trainer Christoph Dabrowski von Beginn an in schwere Seenot und bezog im Ostseestadion eine verdiente 0:4 (0:1)-Niederlage, die auch in der Höhe verdient ausfiel. Schwere Zeiten brechen an für die Rot-Weissen, die damit endgültig unter den Strich rutschten und sich im tiefen Abstiegssumpf befinden. „Es ist ein bitteres Ergebnis, ein bitterer Nachmittag und ein bitterer Abschluss einer Englischen Woche: Mit einem Punkt aus drei Spielen und definitiv zu vielen Gegentoren“, resümierte ein sichtlich angefasster RWE-Trainer.
Nebelschwaden waberten durch das Ostseestadion, als es mit 30minütiger Verspätung endlich losgehen konnte. Und für die Gäste aus dem Ruhrgebiet wurde es schnell zum „Nebel des Grauens“. Denn es kam heftiger Sturm auf, ein Sturm, den die Gastgeber von Anpfiff weg entfachten, die Hansakogge nahm gleich mächtig Fahrt auf. Rot-Weiss wusste gar nicht, wie ihnen geschah, Angriff auf Angriff brandete auf das Tor von Keeper Jakob Golz, der schnell richtig warm geschossen wurde.
Es dauerte nur fünf Minuten, da war Nils Fröling durchgebrochen, nur noch Essens Nummer eins konnte sich ihm in den Weg stellen, er schaffte es. Für die Rot-Weissen ging das alles zu zügig, sie wussten sich in der Anfangsphase nur mit Trikothalten zu wehren, Ramien Safi und Nils Kaiser sahen schnell die Gelbe Karte. Und Golz pfiffen die Bälle nur so um die Ohren: Fröling zielte knapp vorbei (10.), dann lief Nico Neidhart dem indisponierten Joseph Boyamba auf rechts weg (17.), wieder war Golz auf dem Posten.
Die Essener kamen kaum zur Entlastung
Fast schüchtern starteten die Essener vereinzelte Konter: Als Jimmy Kaparos, noch einer der Stärksten im Team, am Strafraum sich freispielen konnte, hätte er einfach abziehen müssen, doch er dribbelte sich fest (19.). Doch das Geschehen spielte sich gefährlicher in der Essener Hälfte ab: Als Jonas Dirkner nach Ecke aus 18 Metern Maß nahm, musste Golz beide Fäuste benutzen. Aber die Verschnaufspause war nur kurz: Wieder kam eine Flanke gefährlich vor sein Tor, der Kopfball von Sigurd Haugen aus drei Metern strich über die Latte (35.).
Und dann war es folgerichtig passiert: Adrien Lebeau ließ Boyamba und Voufack, die nur passiven Widerstand leisteten, wie Anfänger aussehen und frei zum Flanken kommen: Der erste Schuss von Kevin Schumacher wurde noch pariert, doch der Nachschuss saß: 1:0 für Hansa (37.), hochverdient und längst überfällig.
Boyamba sieht nach einer peinlichen Schwalbe Gelb
RWE versuchte dagegen zu halten, aber mit welchen Mitteln: Boyamba zu Arslan, der raus auf rechts zu Safi - und der rutscht bei seinem Schussversuch einfach aus (39.) - kläglich. Und dann wurde es noch peinlich: Boyamba versucht sich im Strafraum durchzusetzen und liefert neben all den Möwen rund um Stadion auch noch eine astreine „Schwalbe“, die von Schiedsrichter Felix Wagner zurecht mit Gelb honoriert wurde (40.). Die holte sich auch noch Kapitän Michael Schultz ab, nach allzu heftigem Protest nach Foulspiel vor dem eigenen Strafraum. Dass es nur 0:1 zur Pause stand, grenzte an eine Wunder.
Nach dem Wechsel konnte sich das Team von Trainer Dabrowski etwas aus dem Würgegriff der Rostocker befreien, die nun verstärkt auf Konter setzten. Was RWE mit der neuen Freiheit anfing, war allerdings nicht der Rede wert: Als Arslan mit einem Überraschungspass Boyamba auf links frei spielte, konnte dieser daraus kein Kapital schlagen - große Chance vertan (53.). Viel gefährlicher Hansa: Als Haugen völlig frei zum Kopfball kam (61.), musste sich Golz ganz langsam machen - auf Essens Nummer eins war an diesem Nachmittag wieder einmal Verlass.
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Kurz darauf durfte sich dann endlich auch Kelsey Owusu auf der linken Angriffsseite versuchen, er kam für den angeschlagenen Safi ins Team. Und fünf Minuten später humpelte auch Kaiser raus und wurde durch Mustafa Kourouma ersetzt (68.). Wieder eine Veränderung in der arg zerrupften RWE-Abwehr. Aber es glänzte weiterhin nur Golz: In höchster Not pflückte er Ryan Nadri die Kugel vom Fuß (70.).
Aber in der 78. Minute war auch er das zweite Mal geschlagen: Eine Ecke segelte in den Strafraum, Dario Gebuhr übersprang fast mühelos Kourouma - und bei seinem Kopfball flog auch Golz vergebens: 2:0. Das war beileibe noch nicht alles: Rios Alonso, der oftmals auch nicht auf Höhe des Geschehens war, spielte einen katastrophalen Rückpass genau in den Lauf des eingewechselten Tim Krohn, der keine Mühe hat, ins lange Eck zu vollenden: 3:0 (80.) - bitter. Und Naderi legte per Kopf in der 95. Minute das 4:0 nach - nur noch für die Statistik.
Die Tabellenlage unter dem Strich für RWE ist nun brenzlig, das weiß auch Dabrowski: „Das ist die Realität, dass wir in einer Situation sind, in der wir nun schleunigst Stabilität und Punkte brauchen, daran werden wir ansetzen und arbeiten.“ Es stehen ungemütliche Wochen an.
RWE: Golz, Kaiser (68. Kourouma), Schultz, Ríos Alonso, Voufack (80. d‘Haese), Müsel, Kaparos (80. Eisfeld), Boyamba (80. Vonic), Arslan, Safi (62. Owusu), Wintzheimer.
Tore: 1:0 Schumacher (37.), 2:0 Gebuhr (78.), 3:0 Krohn (80.), 4:0 Naderi (90.+5).
Zuschauer: 24.500
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