Essen. Rot-Weiss Essen steckt in einer sportlichen Krise. Vor allem das Defensivverhalten bereitet Sorgen. Mit dem aktuellen Kader wird es schwer.

Der Begriff „Stabilität“ wurde von den Verantwortlichen des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen in den vergangenen Monaten sehr häufig in den Mund genommen. Stabiltät sollte es nach einem Führungswechsel nicht nur innerhalb des Klubs geben, sondern vor allem auch auf dem Rasen. Trotz einer überraschend starken letzten Drittliga-Saison war die sportliche Führung der Essener mit der Arbeit gegen den Ball nicht zufrieden. RWE erzielte viele eigene Tore (60), war aber in der Defensive oft zu anfällig. Zu den großen Zielen dieses Sommers gehörte es, der RWE-Defensive mehr Stabilität zu verleihen.

Dieses Vorhaben ist bisher krachend gescheitert. In den letzten drei Spielen gab es zehn Gegentore, keine Mannschaft in der 3. Liga ließ in den ersten zwölf Spielen mehr Schüsse auf das eigene Tor und mehr hochkarätige Chancen des Gegners zu. Weitere Zahlen der Datenexperten von „Createfootball“ unterstreichen, wie anfällig RWE in dieser Spielzeit ist.

Rot-Weiss Essen: Kaparos und Müsel offensiv orientiert

Das eine oder andere Problem des Essener wird sich mit diesem Kader nicht beheben lassen. Rot-Weiss Essen hat es im Sommer versäumt, seinen Kapitän Vinko Sapina (Dynamo Dresden) profilgerecht zu ersetzen. Seine Stärken im Zweikampf und in der Raumverteidigung fehlen. Der talentierte Jimmy Kaparos und der torgefährliche Torben Müsel sind beide zu offensiv orientiert und nicht in der Lage, den Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld konsequent zu schließen, zu häufig werden beide überspielt. Im Winter sollte RWE auf dem Transfermarkt aktiv werden und unbedingt nach einem ballerobernden, pressingresistenten Sechser Ausschau halten.

Vinko Sapina (r.) spielt in dieser Saison gegen Rot-Weiss Essen. Im Sommer ging der RWE-Kapitän nach Dresden.
Vinko Sapina (r.) spielt in dieser Saison gegen Rot-Weiss Essen. Im Sommer ging der RWE-Kapitän nach Dresden. © ZB | Robert Michael

Es gibt allerdings Stellschrauben, an denen das Trainerteam vor den schweren Duellen gegen Cottbus, Aue, Sandhausen und Saarbrücken unbedingt drehen sollte, um den Anschluss an das Tabellen-Mittelfeld nicht zu verlieren. Gegen den Ball sind die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen deutlich zu groß, bedingt durch weit aufrückende Außenverteidiger und offensiv orientierte zentrale Mittelfeldspieler. Geht einer der Außenverteidiger nach vorne, sichert der zweite ab. Kompaktheit und Stabilität muss RWE auch im Angriff bewahren und ballnah Überzahl herstellen, um bei Ballgewinn ins Gegenpressing gehen zu können.

Rot-Weiss Essen: Das Pressing ist nicht intensiv genug

Als Mannschaft müssen die Essener proaktiver verteidigen. RWE ist im Pressing deutlich zu passiv. Den Gegner früher anzulaufen und in dessen Aufbau unter erhöhten Druck zu setzen, hat das Team von Dabrowski in der Vorsaison stark gemacht. Dies würde dafür sorgen, dass gegnerische Angriffe deutlich seltener ungestört bis in die eigene Hälfte aufgebaut werden können.

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Flanken aus dem Halbfeld muss RWE unbedingt unterbinden, denn das Kopfballspiel gehört nicht zu den Stärken der Essener Verteidiger. Einzig Michael Schultz hält in der Luft dagegen, doch in Dresden verlor auch der RWE-Kapitän das entscheidende Kopfballduell vor dem 3:3. Zu häufig werden Flanken unbedrängt in den Essener Strafraum geschlagen. Um das zu ändern, müssen die Flügelspieler defensiv intensiver mitarbeiten und den Gegner in der eigenen Hälfte daran hindern, unbedrängt den Ball in die Box zu schlagen.

Rot-Weiss Essen muss vertikaler spielen

Mit Ball kann und sollte RWE mutiger und vertikaler agieren und wie in der Vorsaison häufiger den diagonalen und vertikalen Passweg in die Tiefe suchen. Das sind die großen Stärken von Rios Alonso und Schultz. Auch Kraulich kann diese Bälle spielen.

Die Ballsicherheit im Mittelfeld-Zentrum fehlt den Essenern, lange Bälle minimieren das Risiko kritischer Ballverluste im Mitteldrittel und erhöhen gleichzeitig den Druck auf die gegnerische Abwehr, die dadurch nicht vorrücken kann.

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