Dresden. Mit dem Schlusspfiff kassiert Rot-Weiss Essen in Dresden den 3:3-Ausgleich. Die überzogene Nachspielzeit hatte etwas mit Tobias Kraulich zu tun.
Tobias Kraulich musste erst durchatmen, als er nach dem dramatischen Drittliga-Spiel zwischen Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen (3:3) vor die Pressevertreter trat. Die emotionale Achterbahnfahrt an seiner alten Wirkungsstätte hatte ihre Spuren beim Essener Verteidiger hinterlassen. „Ich bin immer noch auf 180. Das waren pure Emotionen. Du führst bei einer Top-Mannschaft wie Dresden dreimal und gewinnst dann nicht“, sagte der aufgewühlte Kraulich.
In der Schlussphase dieser turbulenten Partie rückte der 25-Jährige ungewollt in den Fokus. Kraulich verlor zu Beginn der Nachspielzeit nach einem Zweikampf mit Stefan Kutschke seinen Schuh und ließ sich nach Ansicht von Schiedsrichter Florian Lechner zu viel Zeit, als er sich diesen wieder anzog. Statt vier Minuten gab es mehr als fünf Minuten oben drauf. Kutschke konnte so noch den Ausgleich zum 3:3 köpfen.
Rot-Weiss Essen: Kraulich übt keine Schiedsrichter-Kritik
Schuld habe der Schiedsrichter deshalb nicht, meinte Kraulich. Aus seiner Sicht war die verlängerte Spielzeit noch vertretbar. „Es ist ok. Mein Schuh ging im Zweikampf verloren. Ich habe mich beeilt, hatte aber eine Zitterhand.“
Stattdessen beklagte der Abwehrspieler die fehlende Cleverness seiner Mitspieler. RWE leistete sich in der Nachspielzeit zu viele Ballverluste, die Flanke vor dem 3:3 wurde nicht verhinderte. Das störte Kraulich. „Es geht darum, bis zur letzten Sekunde zu verteidigen, dann gewinnen wir dieses Spiel“, meinte er. „Der Gegner hat viele Flanken geschlagen, irgendwann passiert das. Mich ärgert viel mehr, dass wir den Ball nicht besser gehalten haben. Das müssen wir schlauer machen und mehr Zeit von der Uhr nehmen. Das muss nicht unfair sein, mein Schuh ging auch nicht absichtlich verloren.“
RWE-Verteidiger Tobias Kraulich überzeugt in Dresden
Für den Essener Sommer-Zugang war der späte Ausgleich besonders bitter. Kraulich wäre einer der Matchwinner gewesen, denn an seiner alten Wirkungsstätte zeigte er seine beste Saisonleistung (WAZ-Note 1,5). Vor dem Spiel gegen Viktoria Köln saß er einige Wochen auf der Bank, nun hat sich Kraulich eindrucksvoll zurückgemeldet. In der Essener Dreierkette gewann er in Dresden zahlreiche Defensivzweikämpfe, verlagerte das Spiel geschickt mit langen Bällen und bereitete das 3:2 durch Kelsey Owusu mustergültig vor. „Diese Pässe mag ich, umso mehr tut es mir weh, dass wir nicht gewonnen haben.“
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Nur ein Jahr hat Kraulich für Dynamo Dresden gespielt, weite Teile der Rückrunde der letzten Saison verpasste er verletzungsbedingt. Trotz der kurzen Zeit in Dresden liege ihm der Verein noch am Herzen, räumte Kraulich ein. Er habe deshalb ein besonderes Spiel erlebt. „Die ganze Familie war da, es war sehr emotional für mich. Ich war sehr nervös vor dem Spiel, das bin ich sonst nie.“
Rot-Weiss Essen: Pokern auf der Rückfahrt?
Für ihn und seine neue Mannschaft geht es nach dem Last-Minute-Schock in Dresden schon am Mittwoch mit einem Heimspiel gegen den SC Verl (19 Uhr) weiter. Am Samstag geht es zu Hansa Rostock (14 Uhr). Nach der langen Busfahrt zurück nach Essen bleibt nicht viel Zeit, um sich von diesem hochemotionalen Fußballspiel zu erholen. Kraulich hatte einen interessanten Vorschlag für seine Teamkollegen. „Vielleicht müssen wir im Bus pokern, um den Kopf freizubekommen. Jetzt müssen wir drei Punkte gegen Verl holen, dann haben wir die nächste weite Auswärtsfahrt.“
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