Essen. Rot-Weiss Essen steht nach fünf Spielen auf einem Abstiegsplatz. Christian Flüthmann äußert sich zum RWE-Fehlstart und der Eisfeld-Kritik.

Es gab Gesprächsbedarf nach einem erneut enttäuschenden Spiel des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen. Im Anschluss an die 0:3 (0:1)-Heimniederlage am Samstag gegen Zweitliga-Absteiger SV Wehen Wiesbaden tauschten sich die RWE-Verantwortlichen einige Minuten in den Katakomben des Stadions an der Hafenstraße aus. Die Vorstände Marc-Nicolai Pfeifer und Alexander Rang sprachen mit Sportdirektor Christian Flüthmann und Aufsichtsratsmitglied Waldemar Wrobel. Ein ungewöhnlicher Vorgang ist das nicht, nach der dritten Niederlage im fünften Ligaspiel war die kurze Analyse unmittelbar nach dem Spiel aber sicher kein Vergnügen. Denn RWE steht nach fünf Spielen auf einem Abstiegsplatz, keine schöne Momentaufnahme.

Die Essener laufen ihrer Form noch hinterher. Der Umbruch war groß im Sommer, das macht sich nun auf dem Rasen bemerkbar. Es stimmt noch nicht im Team von RWE-Trainer Christoph Dabrowski. Dass sich das schnell ändern muss, weiß RWE-Sportchef Flüthmann. Der 42-Jährige stellte sich im Anschluss an die Partie den Fragen der WAZ. Flüthmann sprach über die Gründe für die erneute Niederlage, die kritische Analyse von Thomas Eisfeld, der nach dem 0:3 betonte, dass man auch über eine defensivere Herangehensweise nachdenken könnte.

Christian Flüthmann, eine 0:3-Niederlage im eigenen Stadion gegen Wehen Wiesbaden, nur vier Punkte aus fünf Spielen: Das sind die ernüchternden Tatsachen. Wie bewerten Sie die gesamte Entwicklung?

Wenn man die reinen nackten Zahlen betrachtet, ist das nicht zufriedenstellend und auch nicht das, was wir uns vorstellen. Nichtsdestotrotz müssen auch andere Dinge in die Bewertung mit einfließen. Das sind die Themen Kaderumbruch und Spieler, die erst spät zu uns gekommen sind. Wir befinden uns in einem Entwicklungsprozess, der uns Schritt für Schritt voranbringt. Natürlich muss sich das schnell finden, denn am Ende zählen die Ergebnisse, das ist keine Frage. Trotzdem haben wir trotz der Niederlage im Vergleich zum Spiel gegen Unterhaching eine positive Entwicklung zum Beispiel in unserer Struktur mit dem Ball gesehen.

Rot-Weiss Essen zu unaufmerksam im Defensivverhalten

Die drei Gegentore fielen nach Ballverlusten, die Verteidigung sah anschließend auch nicht gut aus. Wie ist das zu erklären?

Man muss die einzelnen Tore genau betrachten. Das 0:1 war vom Gegner hervorragend herausgespielt, da muss man Anerkennung zollen. Was mich jedoch ärgert, sind das zweite und dritte Gegentor. Da waren wir zu passiv, haben den Ball leichtfertig verloren und nicht schnell genug reagiert. Hier müssen wir deutlich schneller umschalten und die Zuordnung der Gegenspieler verbessern. Wir hatten zu oft Phasen, in denen wir nicht konsequent genug waren. Wiesbaden hat uns gezeigt, wie es geht, sie waren bei jedem Ball wachsam, auch wenn wir viel Ballbesitz hatten und einige gute Situationen herausgespielt haben. Bei ihnen ist kein Ball durchgerutscht, und sie haben mit hoher Leidenschaft gegen den Ball gearbeitet. Unser Ziel muss es sein, Spiele ohne Gegentor zu bestreiten, das sollte unser Anspruch sein.

Thomas Eisfeld sprach nach der Niederlage von Rot-Weiss Essen Klartext.
Thomas Eisfeld sprach nach der Niederlage von Rot-Weiss Essen Klartext. © Jan Fromme/firo Sportphoto | Jan Fromme

Wehen Wiesbaden hat nicht viel für das Spiel getan, auch Alemannia Aachen hat mehr reagiert als zu agieren und war damit in Essen erfolgreich. Thomas Eisfeld sprach nach dem Spiel von einer Philosophie-Frage. Ist das mit Blick auf die Gegentore tatsächlich so?

Wenn wir über Gegentore sprechen, sprechen wir über das Element Verteidigen und Verteidigen ist keine Philosophie-Frage, sondern eine fundamentale Grundlage des Fußballs. Statistiken zeigen, dass erfolgreiche Teams oft die wenigsten Gegentore kassieren. Das ist also eine Basis, auf die wir uns fokussieren müssen. 

Rot-Weiss Essen: Flüthmann schützt formschwachen Rios Alonso

Hat das auch mit der schlechten Form des einen oder anderen Leistungsträgers zu tun? José-Enrique Rios Alonso wirkt nicht so sicher wie in der letzten Saison.

Es ist entscheidend, dass unsere Leistungsträger vorangehen und die Mannschaft mitreißen. Eine schlechte Leistung eines einzelnen Spielers muss als Team aufgefangen werden. Der Erfolg hängt davon ab, dass wir als Kollektiv funktionieren und gemeinsam stärker werden.

Nicht in der starken Verfassung der letzten Saison: RWE-Verteidiger José-Enrique Rios Alonso.
Nicht in der starken Verfassung der letzten Saison: RWE-Verteidiger José-Enrique Rios Alonso. © Jan Fromme/firo Sportphoto | Jan Fromme

Auch auf der anderen Seite läuft es nicht rund. Es gab nun drei Spiele ohne ein eigenes Tor. Fehlt die Überzeugung? Ist es Pech oder eine Frage des Personals?

Beim Spiel gegen Wiesbaden muss man betonen, dass es der Gegner sehr gut verteidigt hat. Dennoch dürfen wir uns nicht nur auf eine Sache konzentrieren, sondern müssen flexibel agieren. Es geht auch hier um Anpassungen. Ein Eitschberger muss wissen, welche Räume Boyamba belaufen soll. Kelsey Owusu muss wissen, welche Flankenzonen wir haben, um Vonic in Szene zu setzen. Diese Abstimmungen sind Teil des Prozesses. Die Spieler müssen sich verstehen. 

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Rot-Weiss Essen: Flüthmann kann die Fans verstehen

Den einen oder anderen Fan wird der Fehlstart beunruhigen. Es gab nach dem Abpfiff nur wenige Pfiffe. Dennoch kann das in Essen sehr schnell in die andere Richtung gehen. Befürchten Sie, dass die Stimmung kippt, wenn die Ergebnisse weiter nicht stimmen?

Wir wissen alle, wie es laufen kann. Das müssen wir vermeiden. Die Jungs müssen Bereitschaft zeigen und weiter alles geben, das wollen die Fans immer sehen. Das ist die Basis bei Rot-Weiss Essen und muss verstanden werden. Dann verzeihen die Fans vieles. Gegen Wehen war der Support unserer Fans wieder gut, der eine oder andere war verständlicherweise enttäuscht, so wie wir alle. Wir wissen, dass es nicht zu lange dauern darf, bis es wieder in die richtige Richtung geht.