Essen. Fans von Arminia Bielefeld beklagen sich erneut über übergriffige Kontrollen. Was Rot-Weiss Essen und Securitas zu den Vorwürfen sagen.
Auch mehr als drei Wochen später wiegen die Vorwürfe schwer. Beim Heimspiel des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen am 24. August gegen Arminia Bielefeld (0:0) soll es im Zuge der Einlasskontrollen vor dem Gästeblock zu sexuellen Übergriffen durch Ordner gekommen sein. Mit Griffen in den Genitalbereich sei die Intimsphäre mehrerer Bielefelder Anhänger verletzt worden. Sogar Jugendliche und Kinder seien betroffen gewesen, hatten Fanvertreter von Arminia Bielefeld nach dem Spiel geklagt und schrieben einen Brief an RWE.
Der Verein hatte unmittelbar nach Veröffentlichung der Vorwürfe auf eine Presseanfrage reagiert und Stellung bezogen. RWE hatte versichert, den Fall „mit unseren Dienstleistern und Sicherheitsexperten zu analysieren und aufzuarbeiten.“ Von Seiten des Drittligisten wurde zudem betont, dass die Einlasskontrollen rund um das Stadion an der Hafenstraße „jederzeit innerhalb des rechtlichen Rahmens durchgeführt und mehrfach durch die DFB-Spielaufsicht sowie die Sicherheitsbehörden als positiv bewertet wurden.“
Rot-Weiss Essen äußert sich zu Vorwürfen aus Bielefeld
Dies reicht dem Fan-Projekt Bielefeld aber offensichtlich nicht aus. Am Dienstag veröffentlichte das Fanbündnis ein Schreiben, in dem Rot-Weiss Essen in diesem Fall Untätigkeit und Desinteresse vorgeworfen wird. Auch in der eigenen Fankurve wurden die Vorwürfe erneut thematisiert. RWE-Fans verunglimpften die für die Einlasskontrollen bei RWE-Heimspielen zuständige private Sicherheitsfirma „Securitas“, die seit 2017 mit dem Verein zusammenarbeitet. „Securitas dein Arbeitsplatz, wenn du gerne zwischen Beine fasst“, stand auf zwei Plakaten, die während des Spiels gegen den SV Wehen Wiesbaden in der Westkurve hochgehalten wurden.
Das Fan-Projekt Bielefeld beschwerte sich trotz des öffentlichen Statements des Vereins darüber, keine Reaktion von Rot-Weiss Essen erhalten zu haben. „Mit Bedauern und Unverständnis nehmen wir daher zur Kenntnis, dass RWE offenbar nicht an einem konstruktiven Austausch zur Verbesserung der Einlass-Situation gelegen ist. Die von RWE gegenüber der Presse geschilderte Absicht, die Beschwerden ernst zu nehmen und den Vorgang aufzuarbeiten, scheint für uns daher eher eine Luftnummer zu sein.“
Auf Nachfrage dieser Redaktion versichert Rot-Weiss Essen, dass dies nicht der Fall sei. „Die Prüfung der Vorwürfe dauert noch an. Wir haben den Sicherheitsdienst für das Thema bereits sensibilisert. Zudem werden wir auch mit dem Fan-Projekt Bielefeld in Kontakt treten“, betont der Klub auf WAZ-Nachfrage.
Rot-Weiss Essen und Securitas untersuchen Vorwürfe nach Bielefeld-Spiel
Auch Securitas hat sich gegenüber dieser Redaktion zu den Vorwürfen geäußert. „Die seitens einiger Fangruppierungen nach der Begegnung Rot-Weiss Essen gegen Arminia Bielefeld erhobenen Vorwürfe nehmen wir zur Kenntnis. Wir stehen mit den Verantwortlichen bei Rot-Weiss Essen regelhaft in engem Austausch. Gegenwärtig liegen uns keine Hinweise vor, die auf ein Fehlverhalten unserer Sicherheitskräfte deuten. Unsere Untersuchungen dauern an“, sagt Jonas Timm, Sprecher von Securitas Deutschland.
Das Abtasten durch eine Sicherheitskraft des gleichen Geschlechts sei Teil der üblichen Kontrollen vor den Stadien. Dabei handele es sich um einen Vorgang, der vergleichbar mit den Sicherheitschecks an Flughäfen sei, versichert der Securitas-Sprecher. „Immer wieder werden verbotene und sehr gefährliche Gegenstände wie Pyrotechnik und Bewaffnungen am Körper versteckt. Daher sind intensive Kontrollen nach Maßgabe der sogenannten QuaSOD-Vorgaben des DFB zwingend erforderlich, um die Sicherheit für alle Stadiongäste zu gewährleisten. Unsere Sicherheitskräfte werden umfangreich geschult und regelmäßig, auch von externen Sicherheitsbeobachtern, überprüft. Im Zweifel ziehen unsere Kräfte die Polizei hinzu. Kontrollierte Personen können sich bei Unbehagen ebenso jederzeit an unsere Aufsichtskräfte, unsere Beschwerdestelle und die Polizei wenden.“
Rot-Weiss Essen: Auch beim HSV-Spiel gab es kritische Stimmen
Die Sicherheitsfirma Securitas ist ein Unternehmen mit 120 Niederlassungen in Deutschland. Nicht nur in Fußballstadien ist die Firma für Kontrollen zuständig, auch an Flughäfen ist Securitas im Einsatz. Ähnliche Vorwürfe gegen das Unternehmen hatte es schon vor rund einem Jahr beim DFB-Pokal-Heimspiel von Rot-Weiss Essen gegen den Hamburger SV gegeben. Auch damals soll es zu unverhältnismäßigen Kontrollen bei Gästefans gekommen sein, die Securitas auf WAZ-Nachfrage zurückgewiesen hatte. „Es kam zu keinen gesetzeswidrigen Handlungen. Alles wurde so durchgeführt wie vorgesehen“, erklärte Sprecher Ulf Tiedemann aus der Unternehmenszentrale in Berlin. Das habe die DFB-Sicherheitsaufsicht während des Spiels geprüft und „besonders gute Arbeit“ bescheinigt.
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