Essen. Rot-Weiss Essen ist raus und hat dazu noch 120 Minuten mehr auf dem Tacho. Trainer Neidhart und Kapitän Kehl-Gomez erklären das bittere Aus.
Aus der Traum vom erneuten DFB-Pokal-Einzug: Für Rot-Weiss Essen war am Mittwochabend im Niederrheinpokal-Halbfinale Schluss. Der SV Straelen setzte sich nach Elfmeterschießen an der Hafenstraße durch und trifft im Endspiel auf den Wuppertaler SV, der 6:2 gegen den MSV Duisburg gewann. Der kämpferische Einsatz von RWE im Halbfinale, besonders in der Verlängerung, war zwar bemerkenswert – aber dazu hätte es gar nicht kommen müssen.
„Ich glaube, dass Straelen gerade in der ersten Halbzeit sehr gut verteidigt hat, dass wir uns wenig Torchancen kreiert haben“, meinte RWE-Trainer Neidhart. „Wir waren zwar spielbestimmend, hatten mehr Ballbesitz, aber Straelen war immer in Kontersituationen gefährlich.“ Simon Engelmann brachte RWE dann in Führung, aber Straelen glich in der Nachspielzeit aus. Neidhart: „Das 1:0 war der Dosenöffner – da darfst du nicht in der 94. Minute noch den Ausgleich kassieren.“
Rot-Weiss Essen: Auf den letzten Metern der Saison schwindet die Kraft
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Man habe am Ende einer langen Regionalliga-Saison beiden Mannschaften angemerkt, dass sie auf dem Zahnfleisch gingen, meinte Neidhart. „Man merkt, dass die Saison extrem viel Kraft gekostet hat. In den letzten Spielen hatten wir es mit einer 2:0-Führung deutlich einfacher – und ein spätes Gegentor kassieren wir ja nicht zum ersten Mal.“ Schon gegen Wuppertal und Aachen hatte RWE kurz vor Abpfiff jeweils ein Tor kassiert – aber jeweils „nur“ das 2:1. Gegen Straelen stand es aber nur 1:0.
Neidhart sagte, er glaube schon, dass es mit dem Kräfteverschleiß zu tun habe, dass RWE den Schlusspfiff herbeisehnte und immer passiver wurde – zu passiv. Bis RWE irgendwann so weit hinten drinsteht, dass Straelen noch mal flanken konnte und der Ball wenige Meter vor dem Tor zum 1:1 ins Tor gelenkt werden konnte.
Und das wurmte den Trainer: „Das musst du nach vorne verteidigen, aber wir sind immer weiter hinten reingefallen. Und wenn der Ball da auf der Seite ist, darf er nicht mehr in die Box kommen.“ Und: „Das ist das einzige, was ich den Jungs vorwerfen kann, das darf nicht passieren.“ Ansonsten wäre das Spiel gegessen gewesen.
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Kapitän Kehl-Gomez in der Verlängerung immer wieder im Fokus
Sein Kapitän Marco Kehl-Gomez sah es genau so: „Erneut kassieren wir in der Nachspielzeit ein Tor, das ist in dieser viel zu oft passiert. Wir haben da schlecht verteidigt, die Flanke darf nicht in die Box kommen, dazu sind wir nicht eng am Gegenspieler.“ Nur wenige Sekunden trennten RWE vom Finaleinzug – so ging es in die Verlängerung.
Und dann geriet Marco Kehl-Gomez immer mehr in den Fokus. Über das 1:2, als er auf dem Flügel patzte, sagte er klar: „Das nehme ich auf meine Kappe.“ Das 2:2 durch Kefkir bereitete er dann mit einer tollen Flanke vor. Und im Elfmeterschießen war er es dann, der den Ball an die Latte setzte. Mit dem nächsten Schuss entschied der SVS den Pokalabend für sich. Das Comeback zeige die Moral der Mannschaft – die Elfmeter von ihm und Kefkir, der daneben geschossen hatte, seien dann aber „schlecht geschossen“ gewesen.
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Kehl-Gomez’ Fazit: „Für einen Außenstehenden war das wahrscheinlich Pokal schlechthin – das wollten wir unbedingt vermeiden.“ Und Neidhart gratulierte dem SV Straelen, fühlte sich dabei an das ein oder andere Spiel in der eigenen DFB-Pokal-Serie erinnert: „Man hat deutlich gesehen, dass Straelen es sehr gut gemacht hat“, lobte er. „Man braucht dagegen viel Geduld, darf nicht nervös werden und muss aufpassen, dass man keine Konter zulässt. Das ist nicht so einfach.“
RWE schaffte es am Ende nicht. Neidhart ärgerte sich, mehr aber auch nicht: „Ich mache den Jungs keinen Vorwurf, dafür war die Saison zu gut.“ Und sie ist ja auch, trotz Pokal-Aus, noch nicht zu Ende. (phz/haro)