Dortmund. . „Wenn ich eine gute Leistung abliefere“, sagt Maik Eckhardt, der Bundesliga-Luftgewehrschütze des BSV Buer-Bülse, „kann ich unter die ersten Acht oder auch die ersten Drei kommen.“ Der 42-Jährige startet am Freitag mit dem Kleinkaliber-Gewehr liegend und am Montag im Dreistellungskampf.

Atlanta 1996, Sydney 2000, Athen 2004, Peking 2008. Er war immer dabei. Und in London, 2012, wird Maik Eckhardt bereits seine fünften Olympischen Spiele schießen. Eigentlich heißt es ja so schön: Dabei sein ist alles. „Das trifft auf die jungen Kollegen als Volltreffer zu“, sagt der 42-jährige Bundesliga-Luftgewehrschütze des BSV Buer-Bülse. Faszination und Wettkampf seien auch eigentlich gleich; im Laufe dieser Spiele aber, im Laufe dieser 16 Jahre, habe sich sein Ansp­ruch verändert. „Ich weiß, dass ich konkurrenzfähig bin“, erklärt Maik Eckhardt. „Wenn ich eine gute Leistung abliefere, kann ich unter die ersten Acht oder auch die ersten Drei kommen.“

Starten wird Maik Eckhardt jeweils aus der 50-Meter-Distanz: am Freitag (3. August) mit dem Kleinkaliber-Gewehr liegend und am Montag (6. August) im Dreistellungskampf: stehend, kniend und liegend. Klar: Er träumt von einer Medaille. Gerade bei den Olympischen Spielen. „Für uns ist es das Ereignis sowieso, für viele andere Sportarten aber auch“, sagt er. Wohl wissend, dass 60 Schützen starten werden. „Es gibt 57 Platzierungen und nur drei Plaketten, also viel mehr Verlierer als Gewinner.“

Schütze Maik Eckhardt kam schon öfter an die Medaillen-Ränge heran

Ein erster Schritt wäre für Maik Eckhardt in beiden Wettbewerben das Finale der acht besten Schützen zu erreichen. Was nicht einfach ist. „Die Ergebnisdichte ist bei uns so zusammengerückt“, sagt er. Millimeter entscheiden. Ziffern hinter dem Komma, nach Möglichkeit hinter der Zehn, entscheiden.

Ganz knapp war es schon mal 2000, als er mit dem Kleinkaliber-Gewehr Vierter wurde. Und auch 2004 war er von den Medaillen nicht weit entfernt: Fünfter mit dem Luftgewehr aus der Zehn-Meter-Distanz und Sechster mit dem Kleinkaliber-Gewehr. Dafür hat es zwar keine Medaillen gegeben, aber „Urkunden wie bei den Bundesjugendspielen“, sagt er. Diese von grauer Farbe geprägten Erinnerungen hängen in Dortmund an der Wand, in Körne. Dort ist Maik Eckhardt Chef einer Firma, die sich um alles kümmert, was Sportschützen brauchen, um High-Tech-Produkte.

Von großen Olympia-Siegprämien können deutsche Schützen nur träumen

Apropos: Unten in dem Haus an der Hannöverschen Straße wird geschossen. Abhinav Bindra bereitet sich dort auf London vor. Nicht so erfolgreich. Der Titelverteidiger mit dem Luftgewehr wird am Montag lediglich 16. „Hier kennt ihn niemand, aber in Indien ist er eine Lichtgestalt“, erklärt Maik Eckhardt. Den 29-Jährigen kann man auch getrost Volksheld nennen – er ist derjenige, der die erste Gold-Medaille in einem Einzelwettbewerb für das Hockey-Land Indien gewonnen hat.

Das Sportschießen genießt in Indien – und nicht nur dort – eine Popularität, von der deutsche Sportschützen nur träumen können. Sie werden vielleicht mal interessant, wenn eben gerade Olympische Spiele sind. 15 000 Euro gibt es für einen Olympiasieg, während mit einem solchen in anderen Ländern „das Leben gedeckelt ist“, sagt Maik Eckhardt. Zum Beispiel in Malaysia. Dort hat ein Minenbesitzer einen Goldbarren im Wert von rund einer halben Million Euro ausgelobt. 140 000 Euro zahlt Italien seinen Olympiasiegern, während eine Gold-Medaille in Russland mit 100 000 Euro honoriert wird.

Nackt-Bilder von Beate Gauß sollen Popularität der Schützen steigern

Maik Eckhardt, der am Dienstag nach London aufbrechen wird, hat zurzeit ein paar Termine mehr. Das Interesse der Medien ist alle vier Jahre größer. Was nichts daran ändert, dass er sich seit Juni intensiv auf London vorbereitet und vor zwei Wochen auch schon ein paar Tage dort gewesen ist. Klar: Die Spannung steigt. Und in den Nächten vor den Wettkampf-Tagen hofft er, „dass ich gut schlafe, das muss aber nicht sein“, sagt er. Es könnte also möglicherweise auch ein unruhiger Schlafen werden.

Kann es denn sein, dass die deutschen Sportschützen in diesen Tagen nicht nur wegen der Olympischen Spiele etwas mehr im Rampenlicht stehen, sondern auch deshalb, weil sich Beate Gauß für das Männer-Magazin Playboy ausgezogen hat? „Ob es uns hilft, weiß ich nicht“, sagt Maik Eckhardt. „Aber es hilft, um ins Gespräch zu kommen. Und es sind doch ansehnliche Bilder. Es sind hübsche Fotos geworden. Eigentlich liegt unsere Medienpräsenz ja wie bei vielen anderen Sportarten auch bei null.“

Bereits seit 26 Jahren wird Maik Eckhardt von der Sporthilfe gefördert

Nach seinen Wettkämpfen wird es für Maik Eckhardt etwas gemütlicher. Allerdings weiß er nicht, für welche Veranstaltungen er Karten bekommen wird. Das war 1996 noch ganz anders. „Da sind wir mit unserem Athleten-Pass überall reingekommen“, sagt der Schütze. „Ich habe schon Frauenfußball, Frauenhandball, Federball und Tischtennis gesehen. Was immer sehr beeindruckend ist, ist das Olympia-Stadion.“

Keine Medaille, aber zumindest einen ersten Platz national hat Maik Eckhardt jetzt schon sicher: Er ist nämlich das am längsten von der Sporthilfe geförderte Mitglied der deutschen Olympia-Mannschaft. Aufgepasst: schon seit dem 1. Januar 1986, seit mehr als 26 Jahren.