London. . Ihr Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele hat für jede Menge Aufregung gesorgt: Beim Einzug der Spieler hatte sich eine junge Frau ins indische Team verirrt und war fröhlich mit der Delegation mitgelaufen. Jetzt steht fest, wie die Unbekannte ins Stadion marschieren konnte.
Das Geheimnis um die mysteriöse Frau, die sich bei der Eröffnungsfeier unter den Tross indischer Athleten gemischt hat, ist gelüftet: Die 27-Jährige Madhura Nagendra aus Bangalore ist eine IT-Expertin, die seit anderthalb Jahren in London lebt. Irrtum und Übereifer haben sie am Freitagabend vor einem Milliardenpublikum zur Mitläuferin gemacht.
Das glückliche Lächeln auf ihrem Gesicht passte, ihr Outfit dagegen nicht: Inmitten der gelben Garderobe der indischen Sportler wirkte Madhura beim Einmarsch der Athleten in ihrem roten Shirt und der blauen Hose sichtlich fehl am Platze. Seelenruhig marschierte sie die volle Stadionrunde neben Fahnenträger Sushil Kumar ab, bevor der Zorn des Subkontinents sich an der Irrläuferin entzündete. „Es handelt sich hier um eine übereifrige Ehrenamtliche, die zur Tanz-Crew der Eröffnungsfeier gehörte“, versuchte Chef-Organisator Seb Coe die Wogen zu glätten. Ohne Erfolg.
Teamchef: Auftritt der Sportler ruiniert
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Zumindest in London, wo die Sorgen vor Sicherheitsmängeln groß sind, atmet man erleichtert auf: Madhura Nagendra hatte sich nicht ins Stadion gemogelt, sondern besaß als Mitwirkende der Eröffnungsfeier eine Akkreditierung. Sie war offenbar einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort: Statt die indischen Sportler zur Arena hinzuführen und sich dann zurückzuziehen, lief die 27-Jährige mit durchs Stadion.
Dass niemandem – außer den schockierten Olympia-Funktionären aus Indien – der Fauxpas auffiel, lag daran, dass jedes Sportlerteam eine Person abstellen sollte, die einen Brennstab mit in die Arena tragen sollte. Die gesammelten Brennstäbe aller Nationen wurden am Ende des Abends als großes olympisches Feuer entzündet. Madhura, so nahmen die Ordner fälschlicherweise an, kam diese Aufgabe zu.
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„Meine Tochter war nur für einen der Tänze in der Eröffnungsshow von Danny Boyle gecastet worden“, hat Madhuras Vater, Lederfabrikant K. L. Nagendra, mittlerweile der „Times of India“ erklärt. „Wenn sie die Gefühle des indischen Teams verletzt hat, dann bitte ich um Entschuldigung“, so der Senior. Der Zorn bei den Teamchefs ist in der Tat noch nicht verraucht. In ihren Augen hat die 27-Jährige den kompletten Auftritt der Sportler ruiniert. „Bisher haben wir nur ein saloppes Sorry von den Briten gehört“, kritisiert Vijay Kumar Malhotra, Präsident des indischen Olympia-Verbandes, das Chaos gegenüber „The Hindu“. Ihm reiche das nicht: „Ich bestehe auf einer formalen, schriftlichen Entschuldigung.“
Freunde: „Sie war sehr ziemlich aufgeregt wegen Olympia"
Madhura hat vor drei Jahren am Christ College von Bangalore ihren Uni-Abschluss als Kommunikationstechnikerin gemacht. Seit 2011 lebt sie in London, wo sie BWL studiert. „The Hindu“ zitiert Madhuras Freunde mit den Worten: „Sie war sehr ziemlich aufgeregt wegen Olympia, weil die Teilnahme ein einzigartiger Moment im Leben ist.“
Falsche Athletin bei Olympia
Die 27-Jährige wird noch diese Woche zuhause in Bangalore von ihrem Vater erwartet. Andere hingegen sehen die junge, hübsche Studentin mit ihrem tadellosen Auftreten und dem strahlenden Lächeln schon auf dem Weg nach Bollywood. „Ich kann mir schlimmere Sicherheitsrisiken als eine freundliche Inderin vorstellen“, kommentierte ein amüsierter Brite den Fehltritt.