Abu Dhabi. . Zum 28. Mal in der Geschichte der Formel 1 wird der Titel erst im letzten Rennen vergeben. Dass die Entscheidung erst im letzten Rennen fällt, hat also Tradition. Genau wie die Rivalität, die auch zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg herrscht. Wer hat den größeren Druck, wer hat die besseren Nerven?

Der Große Preis von Abu Dhabi ist an diesem Wochenende vor allem der Grand Prix von Abu Double. Dabei hätte es Bernie Ecclestones Idee mit der künstlichen Spannung durch die Punkteverdoppelung gar nicht gebraucht – mit 17 Zählern Vorsprung auf seinen Mercedes-Kollegen Nico Rosberg wäre WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton auch nach herkömmlicher Wertung noch nicht durch gewesen vor dem Finale auf der Wüsteninsel. Aber das WM-Finale in Abu Dhabi (Sonntag, 14 Uhr/RTL und bei uns im Liveticker) ist häufig auch Abu Drama.

Zum 28. Mal in der Geschichte der Formel 1 wird der Titel erst im letzten Rennen vergeben, 17 Mal triumphierte am Ende der Rennfahrer, der vor dem Showdown geführt hatte, zehnmal der Jäger. Lediglich einmal gewann ein Außenseiter – 2010, als vier Fahrer zumindest theoretische Chancen hatten und am Ende Sebastian Vettel, zuvor nur Drittplatzierter, die Nase vorn hatte.

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Rosberg war nie wehrlos, aber machte Fehler

Früh schon war klar, dass die Silberpfeile, die in 15 der bisher 18 Rennen siegreich waren (elf Doppelerfolge) den Titel unter sich ausmachen würden. Seit dem Crashkurs von Nico Rosberg in Lewis Hamiltons Auto Ende August in Spa, der Eskalation der In-Team-Feindschaft, hat sich das ohnehin brisante Duell verschärft.

Hamilton, 2008 in der letzten Kurve Weltmeister geworden, saugt bis heute aus der Missetat seines deutschen Widersachers die größtmögliche Motivation, siegte fünf Mal hintereinander. Rosberg war nie wehrlos, aber machte Fehler. Erst im letzten Rennen in Sao Paulo drehte sich das Verhältnis um – Hamilton wollte zu viel und verlor. Das versucht Rosberg, der Titel-Novize, nun auszunutzen.

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Es muss zwar viel passieren, dass er das Steuer im Titelrennen nochmal herumreißen kann, aber die beste Möglichkeit besteht darin, dass der erklärte Mister Cool aus England nervös würde. Das Mercedes-Team hat vorsichtshalber einen neuseeländischen Sportpsychologen einfliegen lassen. „Sie haben sich das ganze Jahr über schon nichts geschenkt. Natürlich müssen sie jetzt alles spielen, was es an psychologischen Spielchen zu spielen gibt“, ahnt Teamchef Toto Wolff. Ruhig schlafen könne er schon lange nicht mehr. Aber dieser Zweikampf sei wichtig für die Formel 1 und die ganze Saison, und für Mercedes natürlich.

Hamilton fährt auf Sieg

Wer hat den größeren Druck, wer hat die besseren Nerven? Rosberg will den Kontrahenten „nervös“ machen, Hamilton sagt, dass er nicht auf Platz zwei fahren werde, sondern so wie immer. Heißt: Auf Sieg. Den braucht aber Rosberg, und dann darf Hamilton auch nicht Zweiter werden.

Mein ziemlich bester Feind ist ein Erfolgsstreifen auf dem Asphalt. Immer, wenn es richtig Zoff gab in der Geschichte, waren die Formel-1-Duelle auch richtig spannend. Und schmutzig. Beim letzten großen Exempel vor der Vettel-Webber-Saga, die mit der Demontage und dem freiwilligen Rückzug des Australiers endete, war Lewis Hamilton aktiv beteiligt.

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Erfahrung im Zweikampf

In seiner Debüt-Saison 2007 war er von der Leistung her gleichauf mit Fernando Alonso. Dann verschärfte sich der teaminterne Zweikampf bei McLaren, die Mannschaft wurde gespalten. Alonso wehrte sich gegen die vermeintliche Bevorzugung von Ziehsohn Hamilton mit Blockademanövern in der Box und dem Hinweis auf einen Spionageskandal. Das kostete das Team und Motorenpartner Mercedes die Rekordstrafe von 100 Million Dollar. Sportlich beharkten sich die beiden so sehr, dass mit Kimi Räikkönen am Ende ein Dritter siegte.

Diesmal nicht. Hamilton oder Rosberg. „Wir müssen daran glauben, dass der andere einem bei einem Zweikampf in keinster Weise schaden will“, sagt Hamilton vor dem Finale. Entscheidet etwa der gute Glaube das Duell?