Witten. Arg gebeutelter TuS Bommern bezieht von Liga-Primus Minden herbe Abreibung. Abwehrleistung völlig desolat - Beachhandball-Nationalspieler düpiert die Wittener.

Wie ein Meisterschafts-Anwärter in der Handball-Regionalliga auftritt? Davon konnte man sich an diesem Samstagabend im Sportzentrum am Bommerfelder Ring in Witten 60 Minuten lang ein genaues Bild machen. Ein Bild, welches die Spieler des TuS Bommern vermutlich ganz schnell aus ihrer Erinnerung werden streichen wollen. Denn so chancenlos wie beim 27:40 (13:21) gegen den TSV GWD Minden II, den überlegenen Spitzenreiter dieser Spielklasse, waren die Wittener wohl selten zuvor.

Nils Krefter hätte die dritte Begegnung der Rückserie einfach so geschehen und an ihm vorüber laufen lassen können. Denn der Trainer des TuS Bommern hatte beileibe nicht den gewünschten Kader zur Verfügung gegen die ostwestfälischen Überflieger, bei denen man schon in der Hinserie glatt mit 23:32 verloren hatte. Marcel Tarlinski stellte sich zwar zur Verfügung, bei 100 Prozent war er nach einer Woche mit einem Infekt keineswegs. Markus Schmitz und Ole Vesper konnten ohnehin nicht mitwirken, zudem war Robin Soliga nicht mit von der Partie.

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TuS Bommern erwischt einmal mehr einen ganz schwachen Start

Insgesamt fehlten den Wittenern gleich fünf Spieler, die beim ersten Aufeinandertreffen mit dem Titelfavoriten noch mit dabei waren. Um den arg gebeutelten Kader zumindest ein wenig zu entlasten, nahm TuS-Coach Krefter Mit Gregor Grajcar und Paul Körner zwei Spieler aus der Bezirksliga-Reserve mit dazu - beide wurden allerdings erst in den letzten fünf Minuten eingesetzt. Trotz all dieser schlechten Voraussetzungen brannte zumindest der Trainer an der Seitenlinie vor Ehrgeiz, wurde regelrecht zum TuS-Vulkan, rief immer wieder lautstarke Kommandos ins Spiel, ruderte nach schwachen Aktionen fuchsteufelswild mit den Armen und brüllte sich seinen Unmut von der Seele.

„Ich lebe halt diese Spiele mit, da kann ich nicht raus aus meiner Haut“, meinte der 44-Jährige im Anschluss an das Bommeraner Heimspiel beinahe entschuldigend. Vor allem ärgerte er sich maßlos, dass sein Team „schon wieder mal“ die Anfangsphase gehörig in den Sand gesetzt hatte, nach knapp acht Minuten mit 1:5 hinten lag und sich Krefter zu seiner ersten Auszeit gezwungen war. „Ich war in der ersten Hälfte richtig sauer. Chancen hatten wir reichlich, aber die Ausbeute war richtig schlecht. Es hätte ja durchaus 4:4 oder 5:5 stehen können“, merkte er an. Doch irgendwie schien die Bommeraner durchweg der Gedanke zu begleiten, in dieser Partie sei ja ohnehin nichts zu holen. „Wir haben einfach nicht genug riskiert, waren zu ängstlich.“

Handball Regionalliga Männer TuS Bommern gegen TSV GWD Minden II
Sehr engagiert am Kreis: Lenox Cokelc (am Ball) brachte sich einige Male gut in Szene und warf vier Tore gegen den Tabellenführer. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

„„Ich war in der ersten Hälfte richtig sauer. Chancen hatten wir reichlich, aber die Ausbeute war richtig schlecht. Es hätte ja durchaus 4:4 oder 5:5 stehen können.“

Nils Krefter (44),
Trainer des TuS Bommern, war verärgert über die vergebenen Möglichkeiten zu Beginn

Das Publikum kam so am Samstagabend zumindest in den Genuss, Mindens Rückraum-Ass Matthew Wollin (21) bestaunen zu können. Der 1,97-Meter-Schlaks entwickelte eine ungeheure Dynamik, fegte mit seinen Turbo-Antritten immer wieder mühelos durch die TuS-Deckung. „Da hätten wir ganz anders verteidigen müssen“, rüffelte Nils Krefter das fast körperlose Auftreten seiner Akteure, die Wollin nicht gewachsen waren. Insgesamt 13 Treffer gingen am Ende auf das Konto des Beachhandball-Nationalspielers, der auch schon im Zweitliga-Team der Mindener glänzte.

Vielleicht lag es an der Auszeit Krefters, dass die Bommeraner sich dann ein wenig mehr zusammenrissen - bis zum 6:8 (14.) kamen sie nach einem Gegenstoß-Treffer von Felix Eigenbrodt heran. Doch das war eher ein Strohfeuer, denn in der 20. Minute stand es 15:7 für die GWD-Reserve, beim Pausenpfiff hieß es 21:13. Thema durch - und das sehr früh.

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TuS Bommern wartet seit 1. Dezember auf einen Sieg in der Liga

„Immerhin haben wir uns zu Beginn der zweiten Hälfte gesteigert“, so der Wittener Trainer. In dessen Team nun der zuvor blasse Kai Ferber deutlich besser in Tritt kam. Nachdem zwei seiner Teamkollegen zuvor Strafwürfe vergeben hatten, nahm er sich nun der Sache an und verwandelte mehrfach sicher - u. a. zum 17:23 (37.). Doch insgesamt blieb es weiter mindestens ein Klassenunterschied zwischen den beiden Kontrahenten. Während Minden kaum Fehler produzierte, patzten die Gastgeber viel zu oft. Ob des Spielstandes konnte Krefter dann auch seine Wutausbrüche bald wieder ins Regal räumen.

Nach dem 20:27 (42.) erneut durch den am Ende neunmaligen Torschützen Ferber geriet das Ergebnis komplett aus dem Ruder - Minden zog auf 32:21 (47.) davon. „Ich fürchte, das werden heute 40 Gegentore“, meinte TuS-Abteilungsleiter Thomas Hitzemann nachdenklich auf der Tribüne. Und behielt am Ende Recht, denn kurz vor dem Schlusspfiff markierte Rechtsaußen Heinrich Bredemeier für Minden den 40:27-Endstand, den GWD ausgiebig feierte.

Nächstes Punktspiel am 8. Februar beim ASV Hamm Westfalen II

Der TuS Bommern wartet nun seit dem 1. Dezember (37:26 gegen TG Hörste) auf einen Sieg in der Regionalliga, erspielte seither eine Bilanz von 2:10-Punkten. „Gut, dass wir jetzt ein spielfreies Wochenende vor uns haben. In Hamm kann dann vielleicht auch Ole Vesper erstmals wieder spielen“, blickte Nils Krefter nach vorne.

TuS: Humberg (1), Uphues; Eigenbrodt (4), Groß, Burbaum (3), Lindner (1), Cokelc (4), Ferber (9), Grajcar, Tarlinski (2), Körner, Kremer, Schober (3).

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