Paris (F). Den tollen Eindruck der deutschen Handballer kann die Finalniederlage für Mark Schober nicht trüben. Warum er Großereignis auch hier für möglich hält.
Es versteht sich von selbst, dass der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Handball-Bundes (DHB), der in Witten lebende Mark Schober, mit diesem letzten Auftritt der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen von Paris nicht ganz zufrieden sein konnte. Die überdeutliche 26:39 (12:21)-Niederlage gegen Weltmeister und Topfavorit Dänemark saß im ersten Moment schon tief. Allerdings: „In der Summe können wir absolut stolz auf das Erreichte sein - wir haben hier Silber gewonnen“, so Schober, der auf der Tribüne mitfieberte.
Als einer von 27.000 begeisterten Handballfans im Stade Pierre Mauroy von Lille versuchte der DHB-Vorsitzende alles, peitschte das deutsche Team von Nationalcoach Alfred Gislason unaufhörlich nach vorne. Doch an diesem Tag war gegen die Nordlichter, die im gesamten Turnierverlauf keine einzige Partie verloren hatten, kein Kraut gewachsen. „Die Dänen waren einfach sehr, sehr stark. Das muss man so akzeptieren. „Selbst mein dänischer Amtskollege meinte, dass dies womöglich die beste erste Halbzeit einer dänischen Nationalmannschaft war, die er je gesehen hatte“, berichtete Schober, der für die gesamte Dauer der Spiele in Frankreich weilte, immer auch im Austausch stand mit DHB-Sportvorstand Axel Kromer.
Wittener DHB-Chef sieht den Handball in Deutschland auf einem guten Weg
„Es war richtig gut, dass wir diese Medaille mit den Männern gewonnen haben“, so der 51-Jährige. Das gebe dem Deutschen Handball-Bund noch mehr Rückenwind für die bevorstehenden Ziele. Immerhin werden die Weltmeisterschaften 2027 und 2029 (dann als Co-Gastgeber neben Frankreich) in Deutschland stattfinden. „Wir sind auf einem richtig guten Weg“, so Schober. Die Silbermedaille, so der gebürtige Baden-Württemberger, dessen Frau Andrea und die beiden Söhne Bennet und Jaro u. a. auch am Halbfinaltag vor Ort mit die Daumen drückten, „hätten wir vorab ja sofort unterschrieben.“ Besonders freute es ihn, dass mit Juri Knorr und Senkrechtstarter Renars Uscins zwei DHB-Akteure ins Allstar-Team der Olympischen Spiele gewählt wurden. „Und das als Rückraumspieler. Sonst waren es da ja meist die Außen“, so Schober.
Die Olympischen Spiele 2024 haben bei ihm auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Für alle, die hier waren, war das ein tolles, ein unvergessliches Erlebnis. Die Menschen waren in Frankreich, um sich den Sport anzuschauen - egal in welcher Disziplin. Es ging auch darum, hier Menschen aus aller Welt kennenzulernen“, bekräftigte der Wittener den völkerverbindenden Charakter des Großereignisses, das schon von der spektakulären Eröffnungsfeier an die Massen weltweit so in seinen Bann zog.
„Das Spiel gegen Frankreich war ja im Prinzip schon verloren. Dass wir es dann noch gewonnen haben nach Verlängerung, das war schon was Besonderes. Ich hatte das Gefühl, die Mannschaft schwimmt das gesamte Turnier über auf einer Welle.“
Vor allem dieses irre Handball-Viertelfinale gegen die Franzosen (35:34 nach Verlängerung) war an Spannung nicht zu überbieten. „Das Spiel war ja im Prinzip schon verloren. Dass wir es dann noch gewonnen haben nach Verlängerung, das war schon was Besonderes. Ich hatte das Gefühl, die Mannschaft schwimmt das gesamte Turnier über auf einer Welle“, so Schober. Vor allem angesichts der gewaltigen Kulisse sei das für die jüngste Mannschaft des Wettbewerbs „eine tolle Herausforderung“ gewesen.
Für den DHB-Vorstandsboss ging es in Paris vor allem auch darum, sein berufliches Netzwerk zu erweitern, Kontakte zu vertiefen. Die Hauptaufgabe in seinem Amt bestehe darin, „die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass wir uns rund um die beiden bei den Spielen aktiven Mannschaften ein so hochwertiges Trainer- und Betreuerteam leisten können. Bei den Olympischen Spielen mitzumachen, kostet nun mal Geld“, so der 51-Jährige, der u. a. vor Ort einen Sponsoren-Workshop leitete, den Unterstützern des DHB Einblicke in seine Arbeit und in die seiner Mitstreiter verschaffte.
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In der freien Zeit mit dem E-Bike zu verschiedenen Sportstätten unterwegs
„Ich habe aber auch nicht nur gearbeitet, einige Wettbewerbe habe ich mir auch privat angeschaut“, ließ der Sport-Fan Schober wissen. Bei Tennis-Ass Angelique Kerber, die ihre Karriere in Paris beendete, habe er vorbeigeschaut, auch beim 3x3-Basketball der Frauen war Schober mal Zaungast. „Ich war wie 2012 in London mit dem E-Bike unterwegs. Das war alles schon sehr beeindruckend. Allein das Flair rund um die Seine - ein Traum.“ Zwar sei die Polizeipräsenz in der Metropole riesig gewesen, „aber es lief alles sehr freundlich ab.“
Dass es auch in Deutschland auch Bestrebungen gibt, die Olympischen Spiele - vielleicht 2040 - auszurichten, ist bekannt und wurde jüngst auch wieder von DOSB-Präsident Thomas Weikert bestätigt. Mark Schober jedenfalls würde es begrüßen, wenn das größte Sportereignis der Welt nach 1972 erstmals wieder in Deutschland stattfinden würde. „Frankreich hat bewiesen, dass man die Spiele nachhaltig gestalten kann. Ich denke, das können wir auch“, so der Wittener.
„Olympia bringt den Sport enorm nach vorn, und Spiele in Europa sind meiner Ansicht nach ohnehin etwas Besonderes.“ Allerdings müsse es dazu in Zukunft auch gelingen, gewisse Dinge zu verändern bzw. grundsätzlich anzustoßen. „Wir müssten in den Städten viel mehr Bewegungsräume schaffen. Warum werden so viele Sportstätten abends zugeschlossen? Auch die gerade mal zwei Stunden Schulsport pro Woche für Kinder sind nicht ausreichend. Andere Nationen wie die Niederlande oder eben auch Frankreich sind uns da deutlich voraus“, sagt Mark Schober kritisch.
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