Witten. Auch im Amateurfußball dürfen bald nur noch die Kapitäne mit dem Schiedsrichter diskutieren. Die Meinungen über die Regelung driften in Witten auseinander.

Bei der Fußball-Europameisterschaft ist das neue Konzept aufgegangen: Nur die Kapitäne der Mannschaften durften mit Schiedsrichtern diskutieren, um diese vor strömenden Massen von Spielern zu schützen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) führt diese Regel nun auch bis in die untersten Klassen des Amateurfußballs ein. Was denken die Trainer der Wittener Teams? Und wählen sie ihren Kapitän sogar neu? Wir haben nachgefragt.

Bei A-Ligist DJK TuS Ruhrtal ist Felix Heckmann schon seit einigen Spielzeiten der Kapitän. Und das bleibt auch so, auch wenn Trainer Mark Heinrich durchaus über einen Wechsel nachgedacht hat: „Die Idee, jemand anderen zu wählen, stand im Raum, aber ich belasse es dabei. Das ist nicht nötig.“ Heinrich vertraut also seinem Kapitän. Von der Regel ist er aber noch nicht überzeugt: „Es geht darum, die Schiris zu schützen. Das ist gut. Aber ich bezweifle, dass der Plan aufgeht. Ich befürchte noch mehr Unruhe.“

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Heinrich glaubt, es würden in Zukunft noch viel schneller Karten gezückt: „Im Amateurbereich ist mehr Emotionalität vorhanden als im Profibereich. Wenn in Zukunft dann noch schneller gelbe Karten verteilt werden, kann es sein, dass die Spieler noch schneller mit den Entscheidungen nicht zufrieden sind.“ Dennoch wolle sich Heinrich überraschen lassen: „Ich bin gespannt, wie die Schiedsrichter die Regel letztlich handhaben.“

Sein Kapitän Felix Heckmann hingegen steht der Regel durchweg positiv gegenüber: „Ich hatte ohnehin schon vorher das Gefühl, dass man als Kapitän eher mit den Schiedsrichtern sprechen kann“, sagt er. Ihn habe das ewige Gerede auf dem Feld genervt: „Das tut dem Spielfluss gut. Man konzentriert sich wieder mehr auf Fußball und weniger aufs Quatschen.“ Allerdings glaubt auch er, dass es eine Zeit braucht, um die Regel zu etablieren. Aber: „Man muss es halt dann auf die harte Tour lernen. In anderen Sportarten funktioniert es schließlich auch.“

Beim TuS Heven gibt es zukünftig zwei Kapitäne

Maik Knapp, Trainer des Bezirksligisten TuS Heven 09, ist ebenfalls von der Regel überzeugt. „Das ist lange überfällig. Andere Sportarten machen es vor“, so Knapp. „Im Fußball haben die Diskussionen mit Schiedsrichtern überhandgenommen. Wir müssen sie besser schützen“, ergänzt er.

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Kapitän sollte in der kommenden Saison Torhüter Kevin Wirges sein. Der wird es auch, aber: „Man hat bei der EM gesehen, dass es schwierig ist für einen Torwart. Er muss immer aus dem Tor rennen. Kevin ist zwar Kapitän, die Binde bekommt aber jemand anderes“, so der Plan. Wer das sein wird, steht noch nicht fest. „Am Ende glaube ich, wird so Zündstoff rausgenommen“, ist Knapp optimistisch bezüglich der neuen Regel.

Stellt sich ganz auf die Seite der Unparteiischen und fordert deren Unterstützung: Leonard Putz (li.), Spielführer des SV Herbede.
Stellt sich ganz auf die Seite der Unparteiischen und fordert deren Unterstützung: Leonard Putz (li.), Spielführer des SV Herbede. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Herbedes Jan Kastel steht voll hinter der neuen Regel

Auch beim SV Herbede ist man überzeugt von der neuen Regel, wie Trainer Jan Kastel unmissverständlich klarmacht: „Wir spielen in der viertniedrigsten Liga in Deutschland und können froh sein, überhaupt Schiedsrichter zu haben. Es muss nicht jeder Hans und Franz was sagen.“

Kastel lobt im selben Atemzug auch seinen Kapitän Leonard Putz, der unter keinen Umständen gewechselt werden müsse: „Er ist menschlich und fußballerisch top. Dazu auch noch wortgewandt. Da mache ich mir keine Sorgen.“ Auch der Kapitän selbst blickt positiv auf die neue Regelung: „Das hat bei der EM gut funktioniert. Man hat in der Vergangenheit gesehen, wie schlecht teilweise mit den Schiedsrichtern umgegangen wird.“

SVH-Spielführer Putz glaubt an anfänglichen „Karten-Hagel“

Putz hat Verständnis für die Unparteiischen: „Wir sollten alle froh sein, dass wir Schiedsrichter haben. Und wir brauchen auch Nachwuchs. Ich hätte auch keine Lust, mich jeden Sonntag anschreien zu lassen. Man muss auch bedenken, dass Schiris immer alleine sind und gar nicht alles richtig machen können.“ Dennoch sei die Regel gewöhnungsbedürftig: „Am Anfang wird es sicherlich eine Menge gelber Karten hageln.“

Auch Julian Zimmer, Trainer des TuS Stockum, ist von der neuen Regel angetan: „Dieses ewige Lamentieren geht mir eh‘ auf den Keks. Das gibt es in keiner anderen Sportart, nur beim Fußball.“ Doch auch Zimmer befürchtet eine schwierige Startphase. „Das wird sicherlich gewöhnungsbedürftig und nicht leicht umzusetzen. Aber es muss sich was tun im Umgang mit den Schiedsrichtern.“ Zimmer muss ohnehin einen neuen Kapitän wählen, da Stavros Pechlivanis den Verein nach Heven verlassen hat. Darüber macht sich der Trainer aber im Moment noch seine Gedanken.

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