Witten. Als Fotograf nimmt SUA-Judotrainer Marcel Haupt an seinen dritten Olympischen Spielen teil. Ein besonderes Kunstprojekt will er vor Ort umsetzen.
Der erste kleine Teil des Abenteuers Olympia 2024 ist geschafft. Am Dienstag ist Marcel Haupt, Bundesliga-Trainer der Judoka von der Sport-Union Annen, mit dem Flieger in der französischen Hauptstadt angekommen, kann sich nun in den Pariser Trubel stürzen. Sein drittes olympisches Erlebnis nach 2000 in Sydney und 2021 in Tokio dürfte wieder ein ganz Besonderes werden. Denn der Remscheider, als professioneller Fotograf vor Ort, hat sich ein neues Projekt vorgenommen.
Dass er schon vor drei Jahren bei den Spielen in Asien dabei war, hat sich schon als bedeutender Vorteil für den inzwischen 37-Jährigen herausgestellt. „Das mit der Akkreditierung über den Deutschen Olympischen Sportbund ist recht unproblematisch verlaufen“, berichtet Marcel Haupt. Das Prozedere kannte er ja schon von den Spielen in Tokio - und in der DOSB-Zentrale in Frankfurt war sein Name auch bereits ein Begriff. „Beworben für Paris hatte ich mich schon vor zwei Jahren, schließlich gibt es nur wenige Tickets für Fotografen.“
Schon 2000 war der Annener Judo-Coach als junger Turner bei Olympia in Sydney
Die olympische Erfahrung für den ehemaligen Leistungssportler, der 2000 in Sydney als damals hochtalentierter 13-Jähriger im Europa-Team der Turner ein Teil des Rahmenprogramms war, wird gegenüber den Spielen in Japan nun eine ganz andere werden. „Damals“, so Marcel Haupt, „stand alles noch unter dem Zeichen der Corona-Pandemie. Olympische Spiele ohne Zuschauer, das ist wirklich nicht das, was man sich wünscht.“ Jetzt in Paris, wo am Freitag die Eröffnungsfeier auf der Seine stattfinden wird, ist wieder Publikum vor Ort. Abertausende von Besuchern aus aller Welt werden für dieses einzigartige Flair sorgen, für welches Olympia nach wie vor so gefeiert wird.
„Für den Zuschauer, auch zu Hause vor dem Fernseher, werden es vermutlich absolut spektakuläre Bilder werden“, macht Haupt aus seiner Begeisterung keinen Hehl. Mit seiner Kamera wird er das Geschehen festhalten, seine Speicherkarten vermutlich an den Rand der Belastungsgrenze bringen. Wer weiß schließlich, ob der Remscheider, inzwischen auch stellvertretender Vorsitzender des Wittener Stadtsportverbandes, auch 2028 in Los Angeles wieder dabei sein kann?
„Ich bin gespannt darauf, wie das Leben während Olympia in Stadt aussieht, auch das Kulturelle interessiert mich. Das ist ja jetzt was ganz anderes als während der Pandemie in Japan.“
Wo er am Eröffnungstag seinen Platz einnehmen wird, das weiß der 37-jährige Familienvater schon. „Eine Station vor dem Eiffelturm“, sagt Marcel Haupt und ist damit vollauf einverstanden. „Wegen der hohen Sicherheitsstufe in Paris ist das aktuell ja nicht ganz so einfach“ - die Umstände vor Ort ob der politischen Situation bezeichnet Haupt als „schwierig“. Sein Fokus allerdings liegt in erster Linie natürlich auf der Fotografie. Schon in Tokio 2021 waren ihm einige herausragende Bilder gelungen, unter anderem war er bei den Spielen der US-Basketballer dabei, auch das Turnen - mit der mehrfachen Olympiasiegerin Simone Biles (USA) - verfolgte er gewissenhaft.
„In der ersten Woche werde ich natürlich komplett beim Judo sein“, versteht sich ja von selbst. Immerhin gilt es ja auch, vor Ort die Daumen zu drücken nicht nur für die deutschen Kämpferinnen und Kämpfer, sondern auch für die internationalen Asse aus seinem Verein. Die beiden Belgier Matthias Casse und Jorre Verstraeten haben sich qualifiziert, dazu auch der für die Türkei antretende Slowene Mihael Zgank. „Matthias und Mihael sind für mich ganz klar Medaillenkandidaten, Jorre kann an einem guten Tag auch sehr weit kommen, er ist ein ganz unangenehmer Kämpfer“, weiß der Fachmann.
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In Tokio „Leere und Stille“, jetzt locken die puren Emotionen
Marcel Haupt wird seine Bilder von Olympia unter anderem der Europäischen Judo-Union (EJU) zur Verfügung stellen, den Auftrag hat er bereits in der Tasche. „Ich werde mir darüber hinaus auch abends Schwimmwettkämpfe anschauen, natürlich wieder das Turnen und auch Basketball“, so der Remscheider. „Und trotzdem werde ich natürlich auch nicht nur die reinen Kämpfe verfolgen, sondern den Blick auch mal nach links und rechts schweifen lassen“ - es sind die teils ebenso interessanten, bildlich herausfordernden Szenen abseits der Wettkampffläche. Das ist es, was den geübten Foto-Profi reizt.
„Es geht mir in Paris auch darum, mein fotografisches Projekt weiterzuführen. In Tokio ging es da noch um die Themen Leere und Stille, jetzt sind es die puren Emotionen, die mich fesseln. Ich bin gespannt darauf, wie das Leben während Olympia in Stadt aussieht, auch das Kulturelle interessiert mich. Das ist ja jetzt was ganz anderes als während der Pandemie in Japan.“ Ob er im Anschluss dann wieder eine Ausstellung seiner Bilder plant, darüber hat er sich noch keine konkreten Gedanken gemacht. „Möglich ist das schon, das lasse ich noch auf mich zukommen.“
Rückreise-Termin zwei Tage vor der Schlussfeier
Was sich der 37-Jährige mit seiner Kamera indes vorgenommen hat, ist ein ganz spezielles Kunstprojekt. „Ich möchte in Paris an jedem Tag bestimmte Motive u. a. am Eiffelturm produzieren, von denen ich dann Postkarten selbst erstellen und sie verschicken kann. Die werde ich dann täglich verschicken - immer an verschiedene Personen“, verrät Haupt. Einer wird sogar jeden Tag seine ganz persönliche Postkarten-Botschaft von den Olympischen Spielen bekommen: Haupts zweieinhalbjähriger Sohn Samuel. „Das werden dann gewissermaßen meine Liebesgrüße aus Paris. Und da haben die Motive dann auch nichts mit den Wettkämpfen zu tun“, so der frühere Bundesliga-Judoka. Wann es für ihn zurückgeht nach Deutschland, das ist auch schon klar: „Zwei Tage vor der Abschlussfeier. Das geht nämlich nicht anders, da muss ich pünktlich sein. Samuel kommt dann in den Kindergarten.“ Ärger mit seiner Frau Nina will der Judoka nämlich unbedingt vermeiden.
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