Novi Sad. Gregor Eigenbrodt steht bei den U-20-Europameisterschaften eigentlich schon im Halbfinale. Was dann jedoch in seinem Kopf vorgeht, weiß er nicht.

Gregor Eigenbrodt ist immer noch ein bisschen ratlos. „Ich habe meine Medaille verschenkt“, sagt der Freistil-Ringer des Bundesligisten KSV Witten nach seinem frühen Aus in der 79-Kilo-Klasse bei den U-20-Europameisterschaften in Serbien. „Die Enttäuschung ist sehr groß.“ Wer wird schon gerne Siebter, wenn er im vergangenen Jahr im spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela die Silber-Medaille gewonnen hat?

Der Start ins Turnier in Novi Sad glückte dem KSV-Mann. „Da ist alles super gelaufen, ich habe relativ sicher gewonnen“, sagte Gregor Eigenbrodt zu seinem Erfolg im Achtelfinale über Bohdan Oleksiienko. Kurz vor Ende des Kampfes, als er bereits mit 8:2 vorne lag, schulterte der Wittener seinen Kontrahenten aus der Ukraine. Dieser Auftritt gab dem 20-Jährigen Selbstvertrauen, er machte ihm Mut. Und all das war dann auch im Viertelfinale gegen Aren Israyelyan lange zu spüren und zu sehen.

„Es ist auch wieder alles super gelaufen. Bis auf die letzten zehn Sekunden. Eigentlich hatte ich schon gewonnen, habe den Sieg dann aber hergeschenkt.“

Gregor Eigenbrodt (20), Freistil-Ringer des Bundesligisten KSV Witten, nach seinem 4:5 im 79-Kilo-Viertelfinale der U-20-Europameisterschaften

Gregor Eigenbrodt kassiert zwei Sekunden vor dem Ende den Ausgleich: Challenge verloren

„Es ist auch wieder alles super gelaufen“, sagte Gregor Eigenbrodt. „Bis auf die letzten zehn Sekunden. Eigentlich hatte ich schon gewonnen, habe den Sieg dann aber hergeschenkt.“ Was war passiert? Mit 4:2 lag der Wittener gegen den Armenier vorne und wusste auch zwei Tage später noch nicht, „was da in meinem Kopf vorgegangen ist“, sagte er. „Ich hätte einfach ins Aus gehen können. Selbst wenn ich eine Verwarnung bekommen hätte und es zu einem 4:4 gekommen wäre, hätte ich wegen der höheren Wertung gewonnen.“

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Es kam aber ganz anders: Aren Israyelyan sicherte sich zwei Sekunden vor dem Ende der sechs Minuten eine Zweier-Wertung zum 4:4. Die Hoffnung, dass diese Entscheidung nach der von der Eigenbrodt-Ecke beantragten Challenge zurückgenommen wird, bewahrheitete sich nicht, so dass der Armenier wegen der verlorenen deutschen Challenge auch noch den Punkt zum 5:4 erhielt. Das war’s.

Die U-17-Europameisterin des KSV Witten, Lotta Englich (hintere Reihe mit Blumenstrauß), ist am Samstag am Dortmunder Hauptbahnhof empfangen und gefeiert worden. Foto: KSV Witten
Die U-17-Europameisterin des KSV Witten, Lotta Englich (hintere Reihe mit Blumenstrauß), ist am Samstag am Dortmunder Hauptbahnhof empfangen und gefeiert worden. Foto: KSV Witten

Auch aus der nächsten Hoffnung Gregor Eigenbrodts, zumindest einen Bronze-Kampf zu erreichen, wurde nichts: Aren Israyelyan verlor nämlich sein Halbfinale gegen den späteren Europameister Said Saidulov (Individuelle Neutrale Athleten), so dass der KSV-Ringer ausgeschieden war. Und was er dann sah, sorgte für weitere Schmerzen und Enttäuschung. Der Armenier verpasste eine Bronze-Medaille, weil er Adam Magomedovitch Kakhriev mit 3:4 unterlag. „Den Franzosen habe ich Anfang des Jahres besiegt“, sagte Gregor Eigenbrodt am Sonntag in Novi Sad und wiederholte sich: „Ich habe meine Medaille verschenkt.“

Europameisterin Lotta Englich wird am Dortmunder Hauptbahnhof empfangen und gefeiert

Nicht mehr in Novi Sad ist Lotta Englich, die bei den kontinentalen Titelkämpfen für die einzige Medaille des KSV Witten gesorgt hat: Gold. Die 17-jährige U-17-Europameisterin in der 73-Kilo-Klasse ist am Samstagabend am Dortmunder Hauptbahnhof empfangen und gefeiert worden.

Ohne Medaille blieb Lotta Englich bekanntlich bei den U-20-Ringerinnen in der 76-Kilo-Klasse, während zum Auftakt der Europameisterschaften in Serbien Wittens Bundesliga-Ringer Mika Labes in der 55-Kilo-Klasse des griechisch-römischen Stils bei den U-17-Titelkämpfen nach nur einem Kampf ausgeschieden war.

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