Witten. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Handballbundes, Mark Schober, fiebert im Home-Office dem WM-Auftakt in Ägypten entgegen.

Als die deutschen Handballer 2016 mit dem Gewinn der Europameisterschaft ihren letzten ganz großen Triumph feierten, da war Mark Schober bereits im Amt beim nationalen Verband - und das an der hauptamtlichen Spitze des DHB. Der Wittener ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handballbundes. Ganz klar, dass auch er dem Auftakt der WM in Ägypten entgegenfiebert.

"Wir haben inzwischen geklärt, wer wann von uns zur Weltmeisterschaft fliegen wird", sagt der 48-Jährige. Geplant sei zumindest, dass er selbst zum Viertelfinale nach Ägypten reisen werde; DHB-Präsident Andreas Michelmann und Vizepräsident Bob Hanning brechen bereits am Dienstag mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft auf.

"Wir freuen uns alle darauf, dass die WM jetzt endlich losgeht", sagt Schober. Auch seine beiden Söhne Bennet und Jaro, die in der Jugendabteilung des TuS Bommern selbst Handball spielen, sind schon Feuer und Flamme für die Partien der DHB-Auswahl um Trainer Alfred Gislason. "Die sind froh, dass für sie jetzt Distanzunterricht ansteht", sagt Mark Schober mit einem Augenzwinkern.

Schober hofft auf gutes Abschneiden der Gislason-Sieben

Was er sich vom Abschneiden der deutschen Männer bei der WM erwartet? Der Funktionär gibt sich diplomatisch: "Natürlich hoffe ich, dass wir dort erfolgreich spielen werden. Es ist wichtig, unsere Sportart aus Ägypten den Fernsehzuschauern daheim präsentieren zu können. Dass sich der Profisport weiter zeigen kann, ist ein Privileg, hat aber auch einen gesellschaftlichen Effekt. Kinder und Jugendliche sollen weiter erfahren, dass es uns und damit Handball weiter gibt und sich auf den Neustart freuen, für den wir alle arbeiten."

Von einigen Seiten hatte es wegen der weiterhin vorherrschenden Corona-Pandemie Kritik an der Austragung der Titelkämpfe in Nordafrika gegeben.

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"Ob diese Sorgen nun berechtigt sind oder nicht - wir haben uns lange darauf vorbereitet, der Schutzpflicht gegenüber den Spielern optimal nachkommen zu können. Die Mannschaft fliegt am Dienstag mit Charter-Maschinen nach Ägypten, wird zudem regelmäßig getestet", sagt Schober. "Wir halten uns an die gesetzlichen Regelungen, tun sogar mehr und hoffen, dass vor Ort alles gut geht. Ein Nichtantreten bei diesem Turnier hätte aus meiner Sicht massive Auswirkungen auf den Handballsport gehabt."

Klare Siege in EM-Quali gegen Österreich stimmen hoffnungsvoll

Rein sportlich vertraut er darauf, dass DHB-Coach Alfred Gislason mit seinem Team das Optimum heraushole. "Man muss den Jungs einfach eine Chance geben. Die Siege in der EM-Qualifikation gegen Österreich geben schon mal ein gutes Gefühl - ich sehe das als guten Start", so der Wittener.

Für die deutsche Nationalmannschaft, die am Sonntag in Köln klar gegen Österreich gewann - mit dabei Philipp Weber - startet die Handball-WM am Freitag in Gizeh mit der Partie gegen Uruguay.
Für die deutsche Nationalmannschaft, die am Sonntag in Köln klar gegen Österreich gewann - mit dabei Philipp Weber - startet die Handball-WM am Freitag in Gizeh mit der Partie gegen Uruguay. © Unbekannt | Firo

Die Mannschaft, die nach den Absagen einiger wichtiger Stammkräfte neu zusammengestellt werden musste und nicht mehr zum engeren Favoritenkreis gerechnet wird, habe Schober "in Graz und Köln überrascht. Die Jungs haben alle Bock, ziehen an einem Strang." Keine Frage, dass auch der Vorstandschef des nationalen Verbandes daheim ("Wir sind derzeit alle im Home Office") vor dem Bildschirm mitfiebern wird, wenn Deutschland in der Vorrunde in Gizeh auf Uruguay, die Kapverdischen Inseln und Ungarn treffen wird.

Bevor der aus Ludwigsburg stammende Mark Schober in die Vorstandsetage des in Dortmund ansässigen DHB wechselte, war er zehn Jahre lang für die Handball-Bundesliga tätig. "Ich denke weiterhin, dass es ein Privileg ist, für meinen Sport arbeiten zu dürfen. Für mich ist das ein Traumjob, man kann hier viel bewegen", sagt Schober, der eine seine Hauptaufgaben darin sieht, den Verband "weiter zu professionalisieren. Seit 2014 haben wir die Mitarbeiterzahl auf derzeit 50 verdoppeln können, arbeiten wirtschaftlich erfolgreich."

Coronakrise ein schwerer Rückschlag auch für den Sport

Auch die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2019 sei für den DHB ein großer Erfolg gewesen, "da haben wir gute Werbung für unseren Sport gemacht." Dass der Handball in den Medien weiterhin ordentlich repräsentiert wird (u. a. zeigt der Bezahlsender Sky die Bundesliga-Partien live, alle Länderspiele der Männer-Nationalmannschaft sind in ARD und ZDF zu sehen), sei enorm wichtig. "Und dass vor zwei Jahren auch die deutschen Spiele bei der Junioren-WM auf Eurosport übertragen wurden, hat mich stolz gemacht", sagt der 48-Jährige. So etwas passiere aber keineswegs von allein - "dahinter steckt eine Menge Arbeit."

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Die Coronakrise sei natürlich auch für den Handball ein schwerer Rückschlag gewesen. Bis auf die Profiligen bei Männern und Frauen ruht seit Monaten der Ball, in den Städten und Gemeinden sind die Sporthallen geschlossen. Vor allem für die Jugendarbeit der vielen sonst so rührigen Vereine sei dies mit schwer zu kalkulierenden Folgen verbunden. "Wir verlieren dadurch sicherlich Kinder", so die Befürchtung Schobers, der auch finanzielle Einbußen für den Profibereich voraussagt. Dennoch zollt er den Clubs ein großes Lob, "denn auch in der Krise haben sie viel getan."

DHB treibt Digitalisierung mit Hochdruck voran

Der DHB-Funktionär, zu dessen Aufgabengebiet neben der Pflege internationaler Kontakte (EHF, IHF) hierzulande auch viel Sportpolitisches und Strategisches gehöre, sieht noch immer eine Menge Arbeit vor sich und seinem hoch engagierten Team. "Wir treiben derzeit die Digitalisierung noch weiter voran, arbeiten unter anderem an einer Handball-Plattform, die als Service etwa für Lehrer oder Vereine dienen soll, die die Ausbildung erleichtert."

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Im Fokus steht für Mark Schober vor allem auch, dass man als übergeordneter Verband "auch weiterhin den Vereinen bei ihrer Basisarbeit helfen" müsse. Aktionen wie etwa der "Tag des Handballs", den man mit Erfolg ins Leben gerufen habe, seien ein guter, richtiger Ansatz. Was den Spielbetrieb anbelangt, so habe der DHB mit Änderungen gewisser struktureller Grundlagen ebenso versucht, neue Wege zu beschreiten. "Für Studenten etwa ist es inzwischen möglich, dass sie für zwei Vereine - daheim und an ihrem Studienort - aktiv sind", sagt Mark Schober.

Großes Potenzial sieht Schober im Frauenhandball

Im Frauenhandball sieht der Wittener "großes Potenzial - das ist ein wichtiges strategisches Feld für uns als Verband." Der DHB orientiere sich an Vorbildern aus Skandinavien, wo etwa in Dänemark oder Norwegen dieser Sport einen enormen Stellenwert genießt. "Ganz klar: Rein sportlich müssen unsere Frauen - sowohl was die Nationalmannschaft als auch die Bundesliga im internationalen Vergleich betrifft, künftig besser werden", sagt Schober aber kritisch.

Bei der jüngsten EM in Dänemark hatte die DHB-Auswahl abermals eine vordere Platzierung verpasst, war im entscheidenden Duell an Weltmeister Niederlande gescheitert. Vielleicht machen es ja die Männer von Trainer Gislason bei der mit 32 Teams größten WM aller Zeiten nun ab Mittwoch in Ägypten besser. Sollte es in Richtung Medaillenränge gehen, wäre der Wittener Mark Schober dabei zumindest live vor Ort, könnte dann auf der Tribüne das Team unterstützen. So wie er es sonst - auch mal ganz emotional - in der Bommeraner Sporthalle tut, wenn seine beiden Jungs am Ball sind.

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