Witten. Ein Feldspieler als Torwart-Aushilfe, dann ein 0:5-Rückstand - doch die SG Türkspor III bog die irre C-Kreisliga-Partie noch um. So lief es ab.

Sieben Tore in gut einer halben Stunde? Hat’s beim Fußball sicherlich schon oft gegeben, vor allem auch in unteren Spielklassen. Was sich allerdings beim C-Liga-Vergleich zwischen der SG Türkspor III und dem TuS Hattingen III zutrug, war schon rekordverdächtig. Die Spielgemeinschaft lag bereits mit 0:5 hinten, schien längst geschlagen. Dann aber startete man eine irrsinnige Aufholjagd, die mit einem 7:5-Sieg endete.

„Ich bin jetzt 42 Jahre alt, spiele seit über 30 Jahren Fußball – aber sowas habe ich noch nie erlebt“, sagt Harun Karagöz, der Senior im Team der SG-Drittvertretung und zugleich Sportlicher Leiter des Vereins. Dass die Begegnung an der Pferdebachstraße eine solche Wendung nehmen würde, damit hatte wohl beim Gastgeber niemand gerechnet.

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SG Türkspor III liegt gegen stark beginnende Hattinger mit 0:5 hinten

„Die Hattinger sind eine richtig gute Mannschaft. Vor der Saison war das für mich einer der Aufstiegsfavoriten. Und gegen uns haben sie das eine Stunde lang auch richtig stark gemacht“, so Karagöz. Schon zur Halbzeit lag der Gast mit 3:0 in Front, setzte dann noch das vierte (50.) und fünfte Tor (53., Foulelfmeter) oben drauf. 0:5 also – eigentlich gehen bei einem solchen Spielstand die Köpfe nach unten und man sehnt nur noch den Schlusspfiff herbei, will es so glimpflich wie möglich beenden.

Mochte seinen Augen nicht trauen: Marcel Sigmund, Trainer des TuS Hattingen III, sah eine 5:7-Niederlage gegen die SG Türkspor III - und das nach einer 5:0-Führung.
Mochte seinen Augen nicht trauen: Marcel Sigmund, Trainer des TuS Hattingen III, sah eine 5:7-Niederlage gegen die SG Türkspor III - und das nach einer 5:0-Führung. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Nicht aber die „Dritte“ der Spielgemeinschaft aus Witten und Bochum-Langendreer, die jetzt auch merkte, dass Hattingen zwei Gänge zurückschaltete. „Wir hatten eh’ nichts mehr zu verlieren, haben dann einfach alles auf eine Karte gesetzt. Und ich habe das alles mit meinem Tor eingeleitet“, feixt der Sportliche Leiter, der das 1:5 (57.) markierte. Nur vier Minuten später setzte Ibrahim Hacioglu einen Traum-Freistoß in die Maschen – und mit diesem 2:5 reifte plötzlich die Hoffnung bei der SG, dass da doch noch was gehen könnte.

Aushilfs-Keeper Ertugrul Can Elpe meldete sich freiwillig

„Das war schon verrückt. Wir hatten ja noch nicht mal unseren Stammtorhüter dabei. Yavuz Dogan ist seit drei Wochen verletzt“, so Karagöz. Was also tun? Mit Ertugrul Can Elpe erklärte sich ein Feldspieler bereit, sich in den Kasten zu stellen. „Er hat sich freiwillig gemeldet, obwohl er nur 1,60 Meter groß ist“, kann sich Karagöz ein breites Grinsen nicht verkneifen. „An den fünf Toren jedenfalls konnte er nichts machen, die hätte wohl auch unser anderer Torhüter kassiert.“

Zurück zum Spielverlauf, der nun richtig Fahrt aufnahm. Enes Kölün vollstreckte trocken zum 3:5 (69.), nur eine Minute später war Selim Yilmaz zum 4:5 zur Stelle. Und damit nicht genug, übertölpelte man die völlig konsterniert wirkenden Gäste erneut – Caner Tuzlali glich zum 5:5 aus (72.). Schon jetzt kannte der Jubel bei den Gastgebern keine Grenzen mehr. Der steigerte sich noch, als Ömer Kan nach 77 Minuten für die erstmalige Führung sorgte.

Doppelpack von SG-Angreifer Ömer Kan beschert Gastgeber den Sieg

„Die Hattinger haben nach dem 5:5 alles nach vorne geworfen. Die haben auf einmal aus allen Lagen geschossen, weil sie wussten, dass wir keinen gelernten Torwart drin haben“, so Karagöz. Doch die SG war nicht mehr zu bremsen, konterte die Gäste clever aus. In der Nachspielzeit war wieder Ömer Kan zur Stelle (90.+6), sein zweiter Treffer bedeutete den 7:5-Endstand. „Wir haben eine ganz junge Mannschaft, da kommen Schwankungen schon mal vor. Wenn man mich alten Mann außen vor lässt, haben wir ‘nen Schnitt von knapp über 20 Jahren“, sagt der Sportliche Leiter.

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Im Übrigen sind die SG-Akteure nicht zum ersten Mal mit einem solch verrückten Comeback auffällig geworden. Eine Woche zuvor bei der SG Welper II lag man schon mit 1:3 zurück, gewann noch mit 5:3. Bei aller Begeisterung für diese verrückten Spielverläufe – „es wäre auch mal ganz schön, wenn wir demnächst mal 1:0 oder 2:0 führen würden“, sagt Karagöz und kann sich ein Grinsen wieder nicht verkneifen.

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