Neuss. Für den Sturz auf den letzten Bundesliga-Platz und die 10:16-Niederlage der Ringer des KSV Witten beim KSK Konkordia Neuss gibt’s mehrere Gründe.
Am Samstagabend in der Stadionhalle: 600 Zuschauer, vor allem die Fan-Gruppen des KSK Konkordia Neuss und des KSV Witten, sorgen für eine prächtige Stimmung. Zu feiern haben die Bundesliga-Ringer von Coach Samet Dülger, die eigentlich so optimistisch gestartet sind und vom zweiten Saisonsieg geträumt haben, aber nichts. Nach zehn Kämpfen steht eine 10:16-Niederlage, die für die Ruhrstädter den Sturz auf den letzten Tabellenplatz bedeutet, also den Abstiegsrang, weil der TuS Adelhausen dank seines 16:16 beim Deutschen Meister und Spitzenreiter ASV Mainz 88 mit neun Ringern einen Punkt geholt und sich auf drei Zähler verbessert hat.
An welcher Stelle ist denn die Sieg-Rechnung des KSV-Trainers nicht aufgegangen? „Die Rechnung ist nicht aufgegangen?“, fragt der 35-Jährige in den Katakomben der Halle. „Ich habe nicht gesagt, dass wir gewinnen, sondern dass es ein Fifty-fifty-Kampf wird.“ Dass es letztlich nicht zu diesem Verhältnis von 50:50 gereicht hat, hat mehrere Gründe. Einer kommt gerade vorbei, er ist auf dem Weg zur Dusche: Nico Brunner.
KSV Witten wundert sich über die Zweier-Wertung für den Neusser Deni Nakaev
Der 29-Jährige ist immer noch ein bisschen ratlos, was da in seinem Griechisch-römisch-Kampf, dem vierten des Abends, passiert ist. Es hat in diesem 98-Kilo-Duell 1:1 gestanden, wobei Deni Nakaev, der 77-Kilo-Weltmeister der Junioren, der fast neun Kilo leichter ist als der Wittener, vorne gelegen hat – weil er die bis dahin letzte Wertung erzielt hat. Dann aber hat der Neusser zu Beginn der letzten Minute eine Zweier-Wertung zum 3:1 erhalten. Der KSV-Mann habe zum wiederholten Male die Hand im Gesicht seines Kontrahenten gehabt, erklärt der Kampfrichter. „Das stimmt nicht“, betont Samet Dülger. „Keine Ahnung, das war aus dem Nichts“, sagt Nico Brunner. „Ich musste was riskieren.“
Für seinen Auftritt verdiente sich Nico Brunner auf jeden Fall ein Kompliment seines Trainers. „Ich muss ihn einfach loben“, sagte Samet Dülger. „Er hat einen super-geilen Kampf gemacht, und er hat die Mannschaft vom Anfang bis zum Ende motiviert. So einen brauchst du als Käpt’n!“
Und weil dieses 1:3 nur eine 0:1-Niederlage bedeutete, lagen die Wittener immer noch vorne – mit 6:5. Für die sechs Punkte hatten Mika Labes, der sich in der 57-Kilo-Klasse des klassischen Stils vor allem dank einer bärenstarken ersten Runde im Duell der 15-Jährigen mit 8:3 gegen Ivan Seibel durchsetzte (2:0), und Yusuf Demir gesorgt, der dem Griechisch-römisch-Spezialisten Calvin Stiller im freien Stil der 61-Kilo-Kategorie herausragenden Nachhilfeunterricht erteilte und diesen bei einer 18:0-Führung auch noch schulterte (4:0). Großartig!
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Um in der Chronologie zu bleiben: Nach dem 6:9-Pausenrückstand glich Kiril Kildau in der 86-Kilo-Freistilklasse für den KSV aus. „Ich hab’s ihm nicht gesagt, aber ich hatte gehofft, dass er den auf jeden Fall weghaut und alle vier Punkte holt“, sagte Samet Dülger. Das 16:2 nach einer 7:0-Pausenführung gegen Maximilian Otto brachte den Wittenern jedoch nur drei Zähler. Ein Vorwurf an den 20-Jährigen? Überhaupt nicht! „Er hat“, betonte der KSV-Coach, „einen mega Kampf gemacht.“
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Als dann Andrei Perpelita das kraftraubende und sehr packende 71-Kilo-Freistilduell gegen Ayub Musaev mit 1:3 verlor, war klar, dass es nicht nur schwierig, sondern äußerst kompliziert würde, etwas Zählbares aus Neuss mitzunehmen. Zumal Samet Dülger wusste, dass Noah Englich an diesem Abend nicht für ein Top-Resultat infrage kam. Warum nicht? „Er ist mit Fieber aufgewacht und deshalb am Ende auch ein bisschen eingegangen“, sagte der Wittener Trainer. Der Neusser Samuel Bollscheidt gewann diesen 80-Kilo-Kampf im griechisch-römischen Stil mit 10:1 und erhöhte für den KSK Konkordia auf 13:9.
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Ging noch was? Nein. Zwar verkürzte Donior Islamov in der klassischen 75-Kilo-Klasse gegen Aaron Bellscheidt auf 10:13 (5:3 nach 5:0-Pausenführung) – Ilie Cojocari fehlt dem KSV, weil er bei den Meisterschaften Rumäniens auf der Matte stand und dort den Titel gewann –, doch Levan Kelekhsashvili war im 75-Kilo-Freistilkampf chancenlos. Der Moldauer Vasile Diacon, der 23-jährige Dritte der Europameisterschaften in der 70-Kilo-Klasse, setzte sich mit 12:2 durch und erhöhte für die Neusser zum 16:10-Endstand.