Witten. Ausgereift ist die Reform im Kinderfußball noch nicht, finden die Wittener Vereine. Bei einem Punkt sind sich die Klubs aber nicht einig.
„Funino“ heißt die Spielform des DFB, die für die G- und F-Jugend gilt und den Jugendfußball umstrukturiert. Auch in den Wittener Vereinen häufen sich dazu durchaus kritische Stimmen.
Thomas Nockenberg, Jugendleiter des SV Bommern 05, ist kein Freund der Reform: „Ich finde, die Kinder sollten lernen zu verlieren. Natürlich hat man in letzter Zeit wieder dubiose Ergebnisse bei den ganz Kleinen in unglaublichen Höhen gesehen, die demotivierend sind. Aber für mich spielt da der Trainer die Hauptrolle. Wir sagen unseren Trainern, dass sie bei so klarer Überlegenheit mehrere Gänge zurückschrauben sollen.“
Dass in Zukunft keine Ergebnisse festgehalten werden, findet Nockenberg, der selbst im sozialen Bereich arbeitet, falsch: „Man muss im Leben immer mit Niederlagen klarkommen. Und durch den Sport haben die Kinder die Möglichkeit, das schon von klein auf zu lernen. Das fehlt nun.“
Funino: Die Kosten für die Minitore sind immens
Jugendleiterin Daniela Kortengräber vom SV Herbede und Lars Natt vom TuS Stockum sehen den Ansatzpunkt des fehlenden Wettkampfgedankens nicht so kritisch: „Bei den G- und F-Jugendlichen wurden schon seit Jahren keine Ergebnisse mehr eingetragen, es gibt auch keine Liga in dem Sinne. Das gibt es erst ab der E-Jugend. Außerdem kann jedes Kind die Tore mitzählen, sodass der Wettkampfgedanke ja trotzdem besteht.“
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Allerdings kritisieren Kortengräber und Nockenberg die zusätzliche Organisation und die Kosten, die zum Beispiel durch den Einsatz von zusätzlichen Minitoren entstehen: „Wir haben das Glück, dass wir zusätzlich zum großen Platz auch noch ein kleines Feld haben. Das Glück hat nicht jeder. Außerdem müssen wir uns immer mit den gegnerischen Trainern kurzschließen, wie viele Kinder mitkommen, um dann gleich viele Spieler zu haben“, so Nockenberg.
SV Herbedes Jugendleiterin verweist auf eine Kehrtwende im Umgang mit den Eltern
„Die zusätzlichen Minitore gehen auch ins Geld. Zwar sagt der Verband, dass wir auch auf Hütchen spielen können, aber wenn man ehrlich ist, wollen die Kinder auf Tore spielen. Außerdem brauchen wir jetzt wieder mehr Hilfe von den Eltern, da ein Trainer alleine nicht mehrere Felder betreuen kann, obwohl in den letzten Jahren versucht wurde, die Eltern mehr vom Spielfeld fernzuhalten. Die Menschen, die das entscheiden, müssen verstehen, dass Trainer nicht vom Himmel fallen und wir alle ehrenamtlich arbeiten“, wird Kortengräber deutlich. Sie fühlt sich genau wie Nockenberg in puncto Organisation und Kosten vom DFB allein gelassen.
Andere Erfahrungen schildert Natt: „Ich habe bisher das Gefühl, dass die Kinder die Spielform immer mehr mögen. Ich habe auch den Eindruck, dass der Kreis Bochum bei Fragen und Problemen immer ein offenes Ohr für uns hat.“ Die Reform spaltet also weiterhin den Fußball. In einem sind sich jedoch alle einig: Perfekt ausgereift sind die Pläne noch lange nicht.