Bochum. Drei gegen drei, kleine Tore, keine Tabelle: Die DFB-Reform im Kinderfußball sorgt für Debatten. Bochumer Jugendleiter haben eine klare Meinung.
Mehr Ballkontakte oder Verlieren verlernen? Um die neuen Spielformen in der G- bis E-Jugend gibt es große Diskussionen. Was sagen Bochumer Vereine?
Der Deutsche Fußball Bund (DFB) reformiert den Kinderfußball: Ab 2024 sollen Kinder in G-, F- und E-Jugend durch die neuen Spielformen wie drei gegen drei ohne Torhüter (Funino) zu mehr aktiver Spielzeit und mehr Ballkontakten kommen. Die Reformen sorgen für große Diskussionen, bekannte Fußball-Funktionäre äußerten sich kritisch. Doch wie sieht die Bochumer Fußballlandschaft – wo zurzeit schon in der G- und F-Jugend nach den neuen Regeln gespielt wird – die Reform?
Kinderfußball-Reform: Für Berg „wichtig und notwendig”
Robin Berg, Sportvorstand beim SC Weitmar 45, ist begeistert über die neuen Spielformen: „In unserem Verein haben wir schon vor zehn Jahren über solche Themen gesprochen, Überlegungen gehabt, wie Kinder an mehr Ballkontakte kommen. Die Reform ist wichtig und notwendig.”
Auch Ingo Michels, Jugendleiter bei der DJK TuS Hordel, ist grundsätzlich zufrieden: „Es ist gut, dass die Kinder mehr und häufiger spielen können. Von zwölf Kindern können nicht nur sechs spielen, sondern alle zwölf gleichzeitig – in kleineren Teams und auf mehrere Felder verteilt.” Allerdings findet er es schade, dass es keine sichtbare Wertung mehr gibt. Die Kinder müssten das Verlieren lernen.
Ähnlich sieht das Bernd Cirkel, der Jugendleiter der CSV Sportfreunde Linden. Er sei anfangs skeptisch gewesen, fände es bei den Minikickern und in der F-Jugend aber eine „wunderbare Geschichte”. In der E-Jugend würde er aber gerne bei der aktuellen Spielform bleiben: „Irgendwann muss die Leistungsorientierung anfangen. Die Kinder sollen Tabellen sehen, das sind wichtige Anreize.”
CSV Lindens Jugendleiter: „Ohne Eltern ist nichts möglich”
Eine Herausforderung, die alle drei sehen: das Personal. Es seien am Spieltag nicht mehr nur ein oder zwei Betreuer notwendig, sondern jedes Feld müsse beaufsichtigt werden, so Michels vom TuS Hordel. Das seien schnell mal vier oder fünf Personen, also doppelt so viele wie früher. „Die Vereine leiden unter dem personellen Aufwand. Ohne Eltern ist nichts möglich”, sagt Bernd Cirkel vom CSV. Für Robin Berg aus Weitmar ist dies etwas Positives: „Es gibt nichts Besseres, als engagierte Eltern als Trainer zu haben – wenn das Engagement positiv und nicht überambitioniert ist.”
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Kleine Tore: Selbstverständlich oder problematisch?
Nicht nur personell, auch finanziell verlangen die neuen Spielformen einiges von den Vereinen ab. Bis zu vier kleine Tore pro Spielfeld sind notwendig für Funino. Bei mehreren Spielfeldern wird also schnell eine zweistellige Anzahl an Toren benötigt. In Hordel kein Problem: „Ein gut geführter Verein sollte die Kosten stemmen können”, sagt Michels. Bernd Cirkel aus Linden sieht das anders: „Man muss zusätzliches Geld ausgeben. Unser Verein war dazu in der Lage, in anderen Vereinen kann das echt zu Problemen führen.”
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Die drei Jugendchefs loben die Unterstützung und Vorbereitung durch den Kreis Bochum: „Das war alles sehr transparent, der Kreis hat offen kommuniziert und es gab Schulungen für die Vereine”, so Berg vom SC Weitmar 45.
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Positive Stimmung bei Kindern und Eltern
Insgesamt halten die drei Funktionäre die Reformen für sinnvoll. Die Kinder hätten mehr Spaß, weil sie häufiger spielen könnten: „Viele kennen die Spielformen schon aus dem Training. Die sind glücklich, wenn sie auf dem Platz stehen. Da sind die Rahmenbedingungen fast egal”, sagt Cirkel. Robin Berg beobachtete noch einen weiteren interessanten Punkt: „Gefühlt ist die Stimmung unter den Eltern besser und beruhigter.”