Velbert. Zu teuer, zu unkoordiniert, zu undurchdacht: Viele Velberter Vereine fühlen sich bei der Umsetzung der DFB-Jugendreform im Stich gelassen:
In Niederberg stehen die Verantwortlichen der Vereine den Neuerungen im Jugendfußball eher kritisch gegenüber. Problematisch findet Bobby Schwarz aus dem Jugendvorstand des SC Velbert, dass auf vier Tore gespielt wird. „Da wissen die Kinder oft nicht, wo sie hinlaufen sollen“, hat er festgestellt. Zudem macht er auf die finanzielle Seite aufmerksam: „Wenn auf drei Feldern gespielt wird, dann werden schon zwölf kleine Tore benötigt. Die Anschaffung muss dann auch erstmal bezahlt werden. Da kommt man dann schnell auf eine Summe von 3000 Euro.“
Auch interessant
Aber dem ehemaligen Stürmer sind die kleinen Tore ohnehin ein Dorn im Auge. „“Ich finde es besser, wenn die Kinder auf größere Tore schießen. Das macht ihnen sicherlich mehr Spaß als auf die kleinen Tore häufiger vorbeizuschießen“, glaubt er. Dass die Ergebnisse keine Bedeutung mehr haben sollen, kann er auch nicht wirklich nachvollziehen. „In der Schule schreiben die Kinder auch nicht immer nur Einsen und Zweien, damit müssen sie da auch leben. Und im Fußball muss man auch mit Niederlagen umgehen können“, findet Schwarz.
Tore sind für die Vereine eine kostspielig Angelegenheit
Ähnliche Argumente trägt auch Werner Wenzler, Jugendleiter der SSVg 09/12 Heiligenhaus, vor. „Die Kleinspielformen finde ich gut, lasse ich im Training immer schon machen.“ Aber er weist auch auf die Kostenfrage hin. „Richtig stabile Tore, die nicht so schnell kaputt gehen, sind kostspielig. Wenn der DFB das so will, soll er sich auch an den Kosten beteiligen“, fordert Wenzler.
Aber Wenzler hat noch ein weiteres Problem erkannt. „Die meisten Vereine haben für eine Jugendmannschaft oft nur einen Übungsleiter. Wenn aber gleichzeitig auf drei Spielfeldern gespielt wird, wie soll sichergestellt werden, dass der Trainer alles unter Kontrolle hat“, fragt der SSVg-Jugendleiter.
- Jugendfußball: Regeln, Kritik: Das steckt hinter der Jugendfußball-Reform
- Pro: Warum die Reformen im Jugendfußball unumgänglich sind
- Contra: Funino ist toll, aber ein falsches Versprechen
„Typisch für die heutige Zeit, dass der Leistungsdruck durch Ergebnisse genommen werden soll. Die Experten, die sich das ausgedacht haben, sollen mal mit den Kindern sprechen, die wollen sich doch messen. Was beim DFB ausklamüsert wurde, ist doch reine Theorie“, meint Wenzler.
Trainer sind mit Änderungen nicht einverstanden
Auch interessant
Genau wie Schwarz hat er auch auf Kreisebene festgestellt, dass viele Trainer mit den Neuerungen nicht so ganz einverstanden sind. Das ist auch der Eindruck, den Michael Zellin, Jugendleiter des SV Union Velbert, gewonnen hat. Die Unioner arbeiten mit einem Dienstleister für Jugendfußball zusammen und haben viele Anschaffungen bereits im Vorfeld getätigt.
Oliver Limbach, Sportlicher Leiter der Jugend der SSVg Velbert, findet, dass die Änderungen wie alles im Leben zwei Seiten haben. „Das ist so runtergerotzt worden und nicht zu Ende gedacht, damit lässt der DFB die Vereine jetzt alleine. Wir haben Tore für 2500 Euro angeschafft, aber das wird immer noch nicht ausreichen“, glaubt Limbach.
Mehr Sport aus Velbert & Heiligenhaus