Witten. Der Portugal SV und die DJK Ruhrtal Witten kooperierten. Doch nun ist die Stimmung vergiftet. Es ist von gestellten Beinen und Drohungen die Rede.

Es herrscht dicke Luft auf dem Husemannsportplatz, und es ist mehr als nur ein kleiner Nachbarschaftsstreit. Der Portugal SV Witten und die DJK TuS Ruhrtal sind sich momentan gar nicht grün. Es ist die Rede von gestellten Beinen, Drohungen und permanentem Ärger. Ursprung der Entzweiung ist der Jugendbereich.

Dabei dribbelten die beiden Klubs vor dieser Saison aufeinander zu, schlossen auf Initiative von Ruhrtal eine Kooperation bei der B- und der C-Jugend ab. Weil der PSV keine B-Jugend stellen konnte, aber ein paar Spieler in dem Alter hatte, wurden diese mit einem Zweitspielrecht ausgestattet und konnten so im Trikot von Ruhrtal auflaufen. Das Gleiche passierte in umgekehrter Richtung bei der C-Jugend. Mittlerweile ist diese Zusammenarbeit aufgekündigt, die Spieler wieder bei ihrem Heimatverein.

Denn der PSV klagt an: „Während der Hinrunde wurde mit unserem C-Jugend-Trainer gesprochen, dass er zu Ruhrtal kommen soll und Kinder mitbringen soll. Das ist hinter unserem Rücken gelaufen. Wir haben daraufhin den C-Jugendtrainer entlassen, und nun sind er und acht Spieler bei der DJK. Wir müssen jetzt kämpfen, dass unsere C-Jugend überhaupt die Restserie überlebt, weil es zu wenig Kinder sind“, sagt Enrico Deffner, Jugendleiter beim PSV.

Ebenfalls habe es Avancen bei der D-Jugend gegeben. „Dort hat uns der Cheftrainer mitgeteilt, dass er aufhören wird und dass wir einen neuen Trainer suchen müssen. Das haben wir getan, der Co-Trainer war damit aber nicht zufrieden und ist ebenfalls schon jetzt gegangen“, so Deffner. Angeblich seien Eltern mit vorgefertigten Abmeldungen aufgesucht und Kinder per Handynachrichten zu einem Wechsel überredet worden.

Portugal SV Witten schreibt einen offenen Brief an den Fußballkreis

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Dies führte dazu, dass sich der Portugal SV mit einem offenen Brief sogar an den Fußballkreis Bochum wandte, der bisher nicht reagierte.

„Wir stehen diesem aggressiven Verhalten seitens eines Vereins, der uns um Zusammenarbeit gebeten hat, fassungslos gegenüber. Neid, Misstrauen und überzogenes Konkurrenzdenken in Verbindung mit egoistischem Verdrängungswettbewerb sind an die Stelle von sportliche fairem Verhalten getreten. Dieser Umgang untereinander und mit unserem schönen Hobby Fußball, in das wir viel Zeit und Herzblut investieren, führt zu einer zunehmenden Eskalation, deren Leidtragende am Ende die Kinder sind“, heißt es in diesem Brief, welcher im Namen des Vorstandes verfasst ist.

Enrico Deffner findet die Situation traurig: „Wir haben das Gefühl, dass Ruhrtal uns vom Husemannsportplatz verdrängen möchte, und als ob sie uns immer ein Bein stellen wollen.“ Auch ein klärendes Gespräch der Jugendleitungen führte zu keinem Erfolg. Deffner: „Sie haben alles abgestritten. Unsere Trainer seien von alleine dorthin gegangen und es wäre legitim, dass Kinder mitgehen.“

DJK TuS Ruhrtal Witten wehrt sich gegen die Vorwürfe

Dies bestätigen auch Ruhrtals Abteilungsleiter Thorsten Prior sowie Jugendleiter Thorsten Steppat.

„Wir finden es sehr bedauerlich, dass sich der PSV von uns so behandelt fühlt und uns vorwirft, dass wir massiv Trainer und Kinder abwerben, was den Anschein erweckt, dass sie kaputt gehen und wir profitieren. Das kann ich grundsätzlich verneinen. Es ist weder unsere Absicht, noch haben wir das gemacht. Es gibt niemanden Offiziellen von uns, der aktiv auf Kinder und Trainer zugegangen ist“, sagt Prior, der den Auslöser der Posse in der Entlassung des C-Jugend-Trainers beim PSV sieht.

Thorsten Prior (links), Abteilungsleiter bei der DJK TuS Ruhrtal Witten, kann die Vorwürfe des Portugal SV Witten nur teilweise verstehen.
Thorsten Prior (links), Abteilungsleiter bei der DJK TuS Ruhrtal Witten, kann die Vorwürfe des Portugal SV Witten nur teilweise verstehen. © Biene Hagel / FUNKE Foto Services | Biene Hagel

„Mit ihm haben wir Gespräche geführt, ihn aber nicht abgeworben. Jeder Verein sucht nach ehrenamtlichen Trainern. Leider ist es völlig normal, dass einzelne Kinder mitwollen, wenn Trainer den Verein wechseln, aber auch, dass die Trainer dann wen ansprechen. Das ist nicht okay und auch nicht in unserem Sinne, kann man aber leider nicht immer verhindern. Uns ist das auch schon einmal passiert“, so Prior.

Entlassung des Trainers der Anstoß des Konfliktes?

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Auch Steppat, der selbst mal beim PSV war und im Unfrieden ging, sagt, dass der C-Jugend-Trainer von sich aus auf Ruhrtal zugegangen sei und über einen Wechsel im Sommer sprechen wollte. „Da habe ich ihm gesagt, dass wir reden können. Als er rausgeschmissen wurde, hat er gefragt, ob er schon im Winter kommen könne. Ich meinte, als Co-Trainer irgendwo oder interimsweise sei das kein Problem. Als er sagte, es möchten ein paar Spieler mitkommen, meinte ich, dass ich das nicht ändern könne“, erinnert sich Prior, der etwaige Abmeldekarten entschieden verneint.

„Das sind wir nicht und das werden wir niemals sein. Da wäre ich als Jugendleiter auch strikt dagegen gewesen, das ist gegen unsere Philosophie. Wenn Fragen der Eltern kamen, haben wir geholfen. Aber wir haben nicht einen einzigen vom PSV angesprochen“, so Prior.

Emotionales Friedensgespräch ohne Erfolg

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Die Stimmung ist vergiftet, der PSV fühlt sich ungerecht behandelt, Ruhrtal zu Unrecht an den Pranger gestellt. Auch das ist ein Grund, warum der Friedensgipfel nicht das erwünschte Ergebnis fand.

Prior: „Wir haben das Gespräch initiiert. Es ist aber so verlaufen, dass wir sogar mit Drohungen konfrontiert wurden. Ich mache seit 27 Jahren Vorstandsarbeit bei Ruhrtal und habe das so noch nicht erlebt. Haben wir ordentlich transparent kommuniziert? Vermutlich nicht. Das gilt es zu verbessern. Aber wir haben nicht die Absicht, den Portugal SV kaputtzumachen und wollen nicht, dass es eskaliert.“

Wenn es das nicht schon längst ist.

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