Witten. Großes Interview mit den Trainern von TuRa Rüdinghausen, des SV Herbede und der DJK TuS Ruhrtal. Einer verrät einen Zugang und träumt von Haaland.
TuRa Rüdinghausen: 32 Punkte, Platz zwei. DJK Ruhrtal Witten: 32 Punkte, Rang drei. SV Herbede: 29 Zähler, Position vier. Selten waren drei Wittener Mannschaften in der Kreisliga A so eng beieinander, selten war der Aufstiegskampf so spannend.
Im Interview sprechen Jan Kastel, Trainer des SV Herbede, Maik Knapp, Coach bei Ruhrtal und Holger Stemmann, Trainer von TuRa Rüdinghausen über die Leistungsdichte im Wittener Fußball, die Qualitäten der Teams und das Verbesserungspotenzial.
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Drei Mannschaften aus Witten in der Kreisliga A oben dabei, drei Teams aus Witten in der Bezirksliga unten mit drin. Ist die Leistungsdichte im Wittener Fußball so eng wie noch nie?
Jan Kastel: Ja, ich glaube, so eine Leistungsdichte hatten wir noch nie. Es gab immer ein, zwei Ausreißer. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass es mal so eng war.
Maik Knapp: Ich glaube auch, dass es das noch nicht wirklich gab. Im Moment ist das Feld sehr eng beieinander. Deshalb ist es auch schwer, Spieler von den anderen Wittener Vereinen zu bekommen.
Holger Stemmann: Ich kann zur Vergangenheit wenig sagen, weil ich noch der neue hier bin. Aber die aktuelle Situation ist super spannend, das macht richtig Spaß.
Und dennoch könnte es sein, dass am Ende alle drei Teams in die Röhre schauen. Zum Herbstmeister kürte sich ohne eine einzige Niederlage Hedefspor Hattingen.
Holger Stemmann: Aber es ist ja erst Halbzeit!
Jan Kastel: Genau, ich würde sogar sagen, dass Hedefspor da nicht oben bleibt, sondern dass eine Wittener Mannschaft aufsteigt.
Holger Stemmann: Wenn wir ein halbes Jahr weiterdenken und dann wieder so ein Bild haben, würden wir uns schon ärgern.
Zumal TuRa Rüdinghausen mit elf Gegentoren die beste Defensive der Liga hat. Was ist das Geheimnis?
Holger Stemmann: Das gibt es nicht. Es ist einfach so, dass wir bei Ballbesitz des Gegners niemanden erlauben, sich von der Defensivarbeit zu befreien. Es gibt ja auch Ideen, einen oder zwei Spieler vorne zu parken, um einen Vorteil bei einem möglichen Konter zu haben. Das wollen wir aber nicht, wir wollen mit allen elf Leuten den Ball erobern.
Beim SV Herbede steht die Defensive auch ordentlich. Auffällig ist aber vor allem die Offensive. 47 Mal ließ es die Mannschaft schon klingeln – und das, obwohl kein einziger Spieler in der Torjägerliste ganz oben dabei ist. Wie geht das denn?
Jan Kastel: Das ist unserem breiten Kader geschuldet. Ich glaube, wir sind die Mannschaft, die in der Liga am meisten durchrotiert. Und alle Spieler sind auf eine gewisse Weise torgefährlich. Wir haben eine klare Spielidee mit Ball, wollen mit hochstehenden Außenverteidigern spielen und dementsprechend schnell über Außen in den gegnerischen Strafraum kommen. Vorne wollen wir die Box besetzen. Dann ist jeder in der Lage, Tore zu schießen.
Ruhrtal hat mit 15 Gegentoren die drittbeste Bilanz der Liga. 38 geschossene Tore sind die viertbeste Ausbeute. Aber wo ist Ruhrtal denn die beste Mannschaft der Liga?
Maik Knapp: Wir haben die letzten drei Spiele leider sehr viele Gegentore kassiert. Vorher hatten wir die beste Abwehr der Liga. Die Ausfälle von Marc Heinrich und Spielern im defensiven Mittelfeld konnten wir aber nicht auffangen. Zuletzt gab es zwei Niederlagen, das darf man sich in so einer ausgeglichenen Liga nicht erlauben. Die beste Mannschaft sind wir nicht, sonst wären wir Erster.
Es gibt also Verbesserungspotenzial für die Rückrunde? Wo vor allem?
Maik Knapp: Unsere Chancenverwertung ist schwierig. Zum Beispiel das Spiel gegen Herbede: Da haben wir echt viele Chancen liegengelassen. Und das ist dann auch spielentscheidend. Oft sind wir in Führung gegangen, haben den Deckel aber nicht draufgemacht und den Gegner so im Spiel gelassen. Wenn man ein zweites oder drittes Tor schießt, hat der Gegner oft keinen Bock mehr. Dafür brauchen wir den Killerinstinkt, aber wir haben keinen richtigen Killer vorne drin. Wir sind auf der Suche nach einem, aber das ist wohl jede Mannschaft. Wir haben in den vermeintlichen leichteren Spielen unsere Hausaufgaben gemacht. In den Spitzenspielen bekommt man aber nur zwei, drei Chancen. Und die muss man dann nutzen.
Jan Kastel: Ich kann mich Knappis Worten nur anschließen. Ich weiß gar nicht, wie viele Akteure nach manchen Spielen vor mir standen und sich fragten, wie wir die Partie nicht gewinnen konnten. Wir haben ein sehr dominantes Spiel, schaffen es aber nicht, die Tore zu schießen. Das hört sich bei 47 Treffern zwar seltsam an, aber es ist ein großes Problem. Eigentlich haben wir die Leute dafür, wir hatten aber auch viele Verletzte. Wenn wir es schaffen, unser dominantes Spiel auch in Tore umzumünzen, haben wir auch eine realistische Chance, unter die ersten drei zu kommen.
Holger Stemmann: Das Problem haben wir alle. Bei uns ist Fabian Deppe vorne und danach kommen schon Abwehrspieler. Wenn TuRa am Ende oben stehen soll und will, muss TuRa konstanter werden. Wir haben Punkte gegen Gegner liegengelassen, bei denen das nicht hätte sein müssen. In Spitzenspielen waren wir gut, da haben wir zurecht gepunktet. Aber in den anderen Spielen haben wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Das ärgert uns noch heute.
Manchmal hilft da ein Blick über den Tellerrand. Was können sich ihre Mannschaften von den anderen Wittenern abschauen?
Maik Knapp: Wir würden gerne ein, zwei Spieler von TuRa und Herbede verpflichten (lacht). Spaß beiseite, Herbede hat mit dem großen Kader etwas gebraucht, kommt jetzt aber ins Rollen. Und nun kommt auch Kastellos Philosophie durch. Er ist ein bärenstarker Trainer – die nächste Runde geht auf dich, Kastello (lacht).
Jan Kastel: Kein Problem. Ruhrtal hat sich spielerisch stark weiterentwickelt. Und mit den Jungs von TuRa durfte ich lange selbst arbeiten. Holger hat diese Mentalität von ihnen noch einmal intensiviert. Aber man ist Trainer einer Mannschaft, um die eigenen Ideen durchzubringen. Es gibt immer Dinge, auf die man mal schaut. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich bis auf die direkten Duelle, nicht ein einziges Spiel von Ruhrtal oder TuRa gesehen habe. Ich glaube, sonst müsste ich zuhause auch ausziehen – ohne die Kinder (lacht).
Holger Stemmann: Sie haben das schon richtig gesagt. Man guckt schon immer mal rüber, aber du musst am Ende mit deiner Mannschaft arbeiten und hast deine eigenen Ideen vom Fußball. Das Abgucken hält sich da in Grenzen. Allerdings war Ruhrtal bis auf die letzten Spieltage die konstanteste Mannschaft der Liga. Da gucke ich schon ein bisschen neidisch hin.
Die Verbesserungspotenziale wurden benannt. Sollen bei der Chancenverwertung auch externe Zugänge helfen?
Jan Kastel: Nein, man kommt zwar immer ins Gespräch und ich habe auch mit zwei potenziellen Stürmern gesprochen. Ich war aber nicht derjenige, der sie angerufen hat. Wir sind nicht aktiv unterwegs, ich setze auf die Spieler, die wir haben.
Maik Knapp: Wir haben ja Luan Maloku vom FSV Witten verpflichtet. Ihn wollten wir schon am Anfang der Saison haben. Er ist mir schon in der Jugend aufgefallen und hatte schon da eine gute Quote. Ansonsten ist es aber auch einfach schwer, einen guten Stürmer zu finden. Gerade im Winter.
Holger Stemmann: Das sehe ich auch so. Im Winter wäre es ein Zufallstreffer. Wir können bei Julian Mangerich vom TuS Stockum Vollzug vermelden. Er ist ein Heimkehrer. Ansonsten sind auch wir nicht aktiv auf der Suche. Wenn Erling Haaland allerdings vorbeikommen möchte, kann er das gerne tun...