Heidelberg. In überragender Manier siegt Gregor Eigenbrodt (KSV Witten) beim DRB-Kaderturnier, hat nun beste Chancen auf die Teilnahme an der Kadetten-EM.

Das wichtigste Lob am Wochenende kam aus berufenem Munde. Beim Kaderturnier des Deutschen Ringer-Bundes (DRB), bei dem sich herauskristallisieren sollte, wer für einen Start bei der Kadetten-Europameisterschaft im Juni im bulgarischen Samokov infrage kommt, hatte Gregor Eigenbrodt vom KSV Witten 07 mit seinem Triumph auch einen bleibenden Eindruck beim Bundestrainer hinterlassen.

„Marcel Ewald ist nach Gregors Turniersieg zu mir gekommen und hat mir gesagt, dass er mit Gregors Leistungen sehr zufrieden war und dass wir in der Corona-Pause offensichtlich viel richtig gemacht haben“, berichtete KSV-Jugendtrainer Klaus Eigenbrodt, der als Vater des 17-Jährigen an diesem Samstag in Heidelberg gar nicht stolzer hätte sein können. Denn was die Nominierung für die Kadetten-EM anbelangt, so wird der Nachwuchs-Bundestrainer in der 71-Kilo-Klasse wohl kaum am Wittener Top-Talent vorbeikommen.

Auftaktsieg gegen bisherigen Angstgegner ist der „Dosenöffner“

Rund 15 Monate kein richtiger Wettkampf - da war das Turnier in Baden-Württemberg für Gregor Eigenbrodt weit mehr als nur eine Standortbestimmung. Wie so viele andere junge Ringer auch, so genoss der KSV-Athlet, der in der kommenden Saison auch in der Bundesliga-Mannschaft der Wittener zum Einsatz kommen soll, das sportliche „Comeback“ auf der Matte. Dabei erwischte er in der Qualifikationsrunde im Freistil-Wettbewerb der 71-kg-Kategorie gleich ein schwieriges Los.

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Denn gegen Raphael Kinsfater (Radolfzell) hatte er bei zwei zurückliegenden DM-Turnieren jeweils Niederlagen einstecken müssen. „Der ist schon so etwas wie sein Angstgegner“, wusste Klaus Eigenbrodt zu berichten. Doch der Wittener war bestens vorbereitet, zeigte einen bärenstarken Kampf und schaltete Kinsfater vorzeitig nach 3:30 Minuten technisch überlegen mit einem 10:0 aus. „Betrachtet man im Nachhinein das gesamte Turnier, dann war das quasi der Dosenöffner für Gregor.“ Damit war der Knoten jedenfalls geplatzt.

Im Viertelfinale machte es der KSV-Ringer ähnlich souverän, ließ Simon Buller (AV Speyer) nicht den Hauch einer Chance und stand nach gut drei Minuten als 10:0-Sieger fest. Selbst im Halbfinale wurde er vom unbequemen Til Butterbach (KV Riegelsberg) vor keine allzu große Hürde gestellt. Mit einer sehr konzentrierten Vorstellung sammelte Gregor Eigenbrodt einen Zähler nach dem anderen, schaffte kurz vor Schluss das 11:0 und dabei sogar noch einen Schultersieg.

Reife Leistung und ein Turniersieg mit 37:0-Punkten

Somit trafen die beiden wohl besten DRB-Ringer dieser Gewichtsklasse im Endkampf aufeinander. Marat Kardanov vom hessischen Club VfL Wolfhagen gehört ebenso wie Gregor Eigenbrodt dem Nachwuchs-Bundeskader an. „Der ist körperlich enorm stark, eine ziemlich imposante Erscheinung“, so Klaus Eigenbrodt. Doch sein Sohn kämpfte taktisch enorm clever, seine „kontrollierte Offensive“ zeitigte bald den erhofften Erfolg. Zur Pause hieß es 1:0 für den Wittener, der dann das Tempo anzog, bald auf 2:0 erhöhte und nun klar am Drücker war. Spätestens nach der ersten Zweier-Wertung zum 4:0 war Kardanov gezwungen, mehr Risiko zu gehen. Das nutzte Gregor Eigenbrodt, stellte per Konter auf 6:0 und brachte diesen Vorsprung sicher nach Hause. „Das war eine ziemlich reife Leistung“, lobte sein Vater.

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Bundestrainer Marcel Ewald lud den Turniersieger schließlich zum Vorbereitungslehrgang für die EM vom 30. Mai bis zum 2. Juni ein, der dann wieder am Olympiastützpunkt in Heidelberg stattfinden wird. „Ich wusste, dass die Basis für Gregor seine starke Fitness sein würde. Er ist in der Lage, in den letzten Minuten noch mal richtig Dampf zu machen“, so Clubtrainer Klaus Eigenbrodt.

Wittens Neuzugang Calvin Stiller verliert NRW-Duell

Für dessen Sohn Justus (65 kg; Freistil) war das Turnier am Samstag vorzeitig beendet. „Die Auslosung meinte es wirklich nicht gut mit ihm, da kann man Justus keinen Vorwurf machen“, so Klaus Eigenbrodt. Denn sein Sprössling bekam es gleich mit dem Deutschen Meister von 2018, Oleg Bartel (Magdeburg) zu tun. Gegen den hatte Justus Eigenbrodt Anfang 2020 schon einmal gerungen, kassierte seinerzeit eine sehr deutliche Niederlage. Diesmal ging das Duell mit 6:2 an den Ringer aus Sachsen-Anhalt, der am Ende Dritter wurde. Da Bartel das Finale verpasste, war für den jungen Wittener das Turnier vorzeitig beendet.

Am Sonntag gingen die Greco-Spezialisten auf die Matte. Mit Neuzugang Calvin Stiller hatte der KSV Witten 07 hier in der 60-kg-Klasse ein weiteres Eisen im Feuer. In Runde eins aber unterlag der Lüner trotz einer couragierten Leistung gegen Timo Schaffrinna (Neuss) mit 2:4 und schied somit aus, weil der Rheinländer es nicht bis ins Finale schaffte. Stiller ringt in der Regel noch in der 55-kg-Kategorie, somit fehlte es ihm eine Gewichtsklasse höher noch ein wenig an Substanz.