Witten. Unruhe beim KSV Witten. Präsident Martin Sesjak tritt von seinem Amt zurück, kritisiert den Vorstand wegen der Schelte für Trainer Adam Juretzko.

Obwohl es sportlich in diesem Jahr keine Schlagzeilen rund um die Bundesliga-Ringer des KSV Witten 07 gibt, kommt der Verein nicht wirklich zur Ruhe. Nach wie vor beschäftigen die Vorkommnisse rund um den positiven Coronatest eines Sportlers, den der KSV für die neue Saison verpflichtet hatte, den siebenmaligen Deutschen Meister. Der steht jetzt ohne zwei wichtige Funktionäre da - hinter den Kulissen ging es zuletzt offenbar nicht immer allzu beschaulich zu.

Schon vor einigen Wochen hatte Christoph Pröpper sein Amt als Vorsitzender des Förderkreises niedergelegt. Sechs Jahre lang war der frühere Fußballer dort tätig, hatte sich tief in seine Arbeit rund um die Finanzierung des KSV-Etats hineingekniet und war mit verantwortlich dafür, dass die Wittener für die Serie 2020/21 ein sehr schlagkräftiges Team beisammen hatten. Zuletzt war Pröpper maßgeblich an der Verpflichtung des mehrmaligen Deutschen Meisters im Schwergewicht, Eduard Popp, beteiligt. Doch mit der Arbeit des Vorstandes war der Chef des Förderkreises offenbar nicht immer einverstanden, trat daher zurück. Zu den genauen Gründen wollte sich der Unternehmer nicht äußern.

KSV-Ringer-Ikone Juretzko „demontiert“

Anders die Situation bei Martin Sesjak (55), bis zuletzt Präsident des KSV Witten 07 - und nicht zuletzt auch Hauptinvestor des Ringer-Bundesligisten. Anfang 2019 hatte Sesjak, dessen Vater schon Förderer des Traditionsvereins war, vollmundig das Ziel ausgegeben, mit dem KSV bis 2023 die Deutsche Meisterschaft wieder an die Ruhr holen zu wollen. Doch daraus wird nun wohl nichts, denn Reibereien mit dem Clubvorstand um den Vorsitzenden Thomas Altstadt bewogen Unternehmer Sesjak nun, seinen Posten ebenso zur Verfügung zu stellen. „Der aktuelle Vorstand gibt kein gutes Bild ab“ , wählt der Wittener deutliche Worte. „Thomas Altstadt ist mit Adam Juretzko völlig respektlos umgegangen. Das kann ich so nicht gut heißen“, so Sesjak. „So geht man mit einem verdienten Sportler nicht um, die menschliche Komponente kam da viel zu kurz. Eine Wittener Ringer-Ikone wurde hier demontiert.“

Der KSV-Vorsitzende hatte Bundesliga-Coach Juretzko als Hauptschuldigen ausgemacht, als sich der besagte mit Covid-19 infizierte Ringer statt auf das Ergebnis seines Tests zu warten unter die übrigen Sportler im Leistungszentrum Ostermannhalle gemischt hatte, u. a. gemeinsam mit mehreren Ringern saunierte. Daraufhin mussten mehrere KSV-Akteure (und auch Vorsitzender Altstadt) in Quarantäne. Die Folge des Corona-Chaos: Der Wittener Club zog sich vorzeitig aus der Bundesliga zurück. „Man hat da ja noch Glück gehabt, dass die Saison letztlich komplett abgesagt wurde“, so Martin Sesjak. Dies sei vor allem aus finanzieller Hinsicht wichtig, denn „jetzt geht man nicht mit einem satten Verlust aus diesem Jahr und hat sogar noch ein Polster für die Saison 2021. Es ist wirklich schade, wir hätten in diesem Jahr mit der neuen Mannschaft mindestens die Chance auf die Halbfinal-Teilnahme gehabt.“

Nicht mehr Präsident des KSV Witten: Unternehmer Martin Sesjak.
Nicht mehr Präsident des KSV Witten: Unternehmer Martin Sesjak. © Volker Hartmann

Martin Sesjak übt heftige Kritik an Vorsitzendem Thomas Altstadt

Dass Altstadt den zehnmaligen nationalen Titelträger Adam Juretzko (49) clubintern an den Pranger gestellt habe, ging Martin Sesjak mächtig gegen den Strich. „Man kann doch nicht die gesamte Schuld auf ihn abladen. Wer soll denn sonst künftig für diesen Verein stehen? Alle Welt in der Ringerszene kennt und schätzt Juretzko, vor allem im täglichen Training mit den jungen Sportlern ist er kaum zu ersetzen. Ohne das Ringen kann Adam Juretzko nicht leben“, sagt der ehemalige Clubpräsident.

Der KSV-Vorstand ging sogar so weit, bereits am 9. Oktober Adam Juretzko für das Trainingszentrum Hallenverbot zu erteilen. Angesprochen darauf hatte Thomas Altstadt in einem WAZ-Bericht drei Wochen später geleugnet, dass ein solches Verbot existiere. Inzwischen droht der Club dem 49-Jährigen, dem nach eigenem Bekunden bis zuletzt noch keine konkrete Äußerung des KSV-Vorstandes darüber vorlag, ob er nun nicht mehr als Trainer dort arbeiten dürfe, sogar mit einem Vereinsausschluss, sollte er die Halle noch einmal betreten.

Dies alles hatte Martin Sesjak veranlasst, seine Tätigkeit zu beenden. „Auch als Sponsor werde ich nicht mehr zur Verfügung stehen. Ich halte die aktuell handelnden Personen an der Vereinsspitze für zu schwach, das Projekt beim KSV Witten zu stemmen. “ Laut Sesjak habe Thomas Altstadt „die großen Visionen, die wir hatten, gar nicht mitgetragen. Ihm ist es vielleicht lieber, der Club ringt in einer unteren Liga.“ Auch der generelle Umgang mit den Leistungssportlern beim Bundesligisten sei „nicht professionell“ gewesen, sagt Sesjak, der einen guten Kontakt zu den Aktiven des KSV pflegte. „Dieser Club braucht dringend einen neuen Vorstand. Es geht hier ja auch darum, eine sportliche Glaubwürdigkeit aufzubauen.“ Sollte sich die Situation mittelfristig ändern und andere Protagonisten die Vereinsgeschäfte übernehmen, wäre Martin Sesjak nach eigenem Bekunden durchaus wieder bereit, mitzuarbeiten.

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