Heiligenhaus. Die SSVg Heiligenhaus stand vor eineinhalb Jahren vor Problemen. Seitdem hat sich viel getan - sportlich wie strukturell. Zudem kommen zwei Neue.
Es ist noch nicht einmal 18 Monate her, da stand die Fußballabteilung der SSVg Heiligenhaus vor einer ungewissen Zukunft, vielleicht sogar vor einem Scherbenhaufen. Die Landesligamannschaft konnte den Abstieg in die Bezirksliga nicht verhindern und löste sich danach auf, kein Spieler des Kaders blieb dem Verein erhalten.
Kurz zuvor hatte ein neuer Vorstand mit Wolfgang Müller an der Spitze die Verantwortung für den Klub übernommen und sah sich vor einer großen Herausforderung. „Unser Verein hat 1400 Mitglieder, aber nur 45 Prozent davon gehören der Fußballabteilung an, da ist die äußere Wahrnehmung eine andere als die Ist-Situation. Letztlich ist es uns gelungen, den Verein zusammenzuhalten, denn wir konnten die Mitglieder überzeugen, die Überschüsse aus anderen Abteilungen für den kostenintensiven Fußball zu verwenden. Zudem hat uns unser Sponsor, ein Traditionsunternehmen aus Heiligenhaus, das seinen Sitz nach Velbert verlegt hat, trotz des Umzugs weiterhin die Treue gehalten“, schilderte der Funktionär diese schwierige Zeit, in der auch große finanzielle Einschnitte nötig wurden.
SSVg Heiligenhaus hat den Etat um die Hälfte gekürzt
So musste der bisherige Etat um die Hälfte gekürzt und damit eine komplett neue Mannschaft zusammengestellt werden. Dieser Aufgabe nahmen sich Mehmet-Ali Aydemir und Monrem Orahhou an, die fortan als Trainer fungierten. Dazu stieß wenig später Anil Celik, der die Position des Sportlichen Leiters übernahm.
„Wir wussten, dass es eine Mammutaufgabe war, von Null auf Hundert ein komplettes Aufgebot zusammenzustellen. So haben wir auch nicht die Ruhe verloren, als wir die ersten zwölf Spiele verloren haben“, berichtet Müller. „Letztlich hat die Mannschaft die Wende geschafft und ich glaube, dass sie auch ohne den pandemiebedingten Saisonabbruch ohne Absteiger den Klassenerhalt geschafft hätte“, sagte er.
Lokale Identität soll nun im Vordergrund stehen - plus zwei Neulinge
Er verweist darauf, dass die aktuelle Mannschaft nun einen großen Bezug zur Stadt hat. „Ungefähr 80 Prozent unserer Spieler sind Heiligenhauser“, stellt er klar. „Wir wollen nicht mehr die älteren Spieler, die nur zu uns kommen, um Geld zu verdienen und dann schnell wieder weg sind. Die Fußballabteilung hatte in den vergangenen Jahren bedeutend bessere finanzielle Möglichkeiten und hat es nicht geschafft, die Mannschaft in der Landesliga zu etablieren. Wir haben jetzt einige erfahrene Spieler bei uns und setzen dazu auf frische, junge Kräfte. Das sind die Ameisen, die arbeiten“, schildert Anil Celik das neue Konzept.
Er kündigt an, dass nach der Pause zwei weitere 19-Jährige dazustoßen werden. Dabei handelt es sich um Jaehyeok Park, einem Außenbahnspieler für das Mittelfeld, der zuletzt in der Niederrheinliga für die U19 der DJK Arminia Klosterhardt aktiv war, und Gjilf Shabani, einen Angreifer, der vom VfB Hilden kommt und dort ebenfalls mit der U19 in der zweithöchsten Spielklasse spielte.
„Beide sind technisch, aber auch kämpferisch stark, was für unsere Spielweise sehr wichtig ist. Beide sind nicht nur Ergänzungen, sondern Verstärkungen“, glaubt Trainer Monrem Orahhou.
„In vollständiger Besetzung fürchten wir keine Mannschaft der Liga“
Er ist einer Meinung mit dem Sportlichen Leiter, dass die Mannschaft für die Zeit nach der Pause gut aufgestellt ist. „Unser Saisonziel ist ein gesicherter Mittelfeldplatz und genau da stehen wir jetzt auch. Für uns kam die Unterbrechung zur falschen Zeit, denn nachdem wir zeitweise die Ausfälle von bis zu zehn Spielern kompensieren mussten, wären wir jetzt wieder komplett gewesen. In vollständiger Besetzung fürchten wir keine Mannschaft der Liga“, zeigt sich der Coach selbstbewusst.
„Wir haben eine gute Mannschaft, die ohne Abstiegssorgen im Mittelfeld landen sollte“, glaubt auch Celik, der sich aber nicht nur um das Bezirksligateam kümmert. „Unser Zwei-Jahres-Plan sieht vor, dass wir dann mit der zweiten Mannschaft in die Kreisliga A aufsteigen, um einen guten Unterbau zu haben. Und mit der dritten Mannschaft können wir dann auch wirklich allen Akteuren, die aus der A-Jugend aufrücken, eine Spielmöglichkeit bieten“, verrät der Sportliche Leiter und führt weiter aus: „Es hat bei der SSVg an Strukturen gefehlt und die bauen wir jetzt nach und nach auf, dazu gehört auch die Jugendarbeit.“
Auch in der Jugendabteilung hat sich etwas getan
Bei seinem Amtsantritt hat Wolfgang Müller große Lücken in der Jugendabteilung festgestellt. „Nach der D-Jugend konnte man bei uns nicht mehr Fußball spielen“, erinnert er sich. „Mittlerweile gibt es aber wieder eine U19 mit einem Kader von 24 Spielern, die den Sprung in die Leistungsklasse schaffen soll, und auch eine U15. Nur eine U 7 müssen wir jetzt noch aufbauen“, berichtet der Sportliche Leiter.
Insgesamt sieht der 1. Vorsitzende seinen Verein aber wieder auf einem guten Weg. „Wir dürfen nicht vergessen, was unsere Hauptaufgabe ist, nämlich den Heiligenhauser Bürgern zu ermöglichen, Sport zu treiben, nicht nur allein Fußball. Im Fußball haben wir jetzt aber wieder eine Bezirksligamannschaft als Aushängeschild, die ohne Weiteres in der Klasse mitspielen kann. Wir setzen jetzt auch verstärkt auf Qualität und unterstützen, dass die Trainer ihre Lizenzen erwerben. Zudem möchten wir einen Abteilungsleiter für den Jugendbereich installieren. Das Anforderungsprofil dafür werden wir zeitnahe erstellen“, kündigt Müller an.
Der drohende Absturz des Vereins, insbesondere der Fußballabteilung, scheint erfolgreich abgewendet zu sein, als einziger fußballspielender Klub in der fast 27.000 Einwohner zählenden Stadt hat die SSVg nun offenbar wieder beste Aussichten, an alte Erfolge anzuknüpfen.
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