Heiligenhaus. In der F-Jugend begann Deniz Top bei der SSVg Heiligenhaus. Später gelang ein Aufstieg, es gab aber auch ein blutendes Herz. Nun sagt er Adieu.
Wenn Deniz Top über die SSVg Heiligenhaus spricht, merkt man sofort, dass er keine dieser Fußballfloskeln bemüht, die so häufig von den Profis abgeschaut sind. „Die SSVg“, sagt der Realschullehrer, „ist und bleibt mein Heimatverein. Ich werde sie immer verfolgen und dem Klub mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es ist mein Kindheitsklub.“
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Nun sind selbst das Worte, die nicht zum ersten Male bedeutungsschwanger aus Munde eines Amateurkickers kommen, Deniz Top sind sie allerdings uneingeschränkt abzunehmen. Die SSVg Heiligenhaus war es, bei der er in der F-Jugend die ersten Schritte in Fußballschuhen machte und der Verein ist es auch nun, bei dem er mit fast 37 Jahren eben diese an den Nagel hängt.
Bei der SSVg Heiligenhaus war Peter Müller der erste Trainer von Deniz Top
Dabei erlaubte sich Top sicherlich den einen oder anderen Seitensprung, doch im Herzen blieb er immer treu. „Ich war auch schon ein Fußball-Vagabund“, gibt Top zu, als er auf seine Karrierestationen zurückblickt.
„Ich habe 1991 in Heiligenhaus unter Peter Müller angefangen. Er ist mittlerweile 93 Jahre alt und war mein erster Trainer. Er ist eine Institution in der Stadt und eine absolute Persönlichkeit auf und neben dem Platz“, sagt Top, der in der Jugend noch Stürmer war und im Laufe seiner Karriere immer weiter nach hinten rutschte – bis in die Innenverteidigung.
Der Vater unterstützte den Traum immer
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Bis zur C-Jugend blieb er im heimischen Nest, dann zog es ihn weg, in höhere Gefilde. Bei Borussia Velbert, dem Vorgängerclub des heutigen SC Velbert spielte er in der Niederrheinliga. Ebenso beim 1. FC Wülfrath und beim ETB Schwarz-Weiß Essen in der B-Jugend, ehe es in der ältesten Jugendklasse zu Rot-Weiß Oberhausen ging.
All diese Wege waren freilich nur machbar, weil Deniz Top auf die Unterstützung seines Vaters zählen konnte, der quasi als Zweitjob zum Teilzeit-Chauffeur wurde. „Mein Vater ist absoluter Fußballfan und liebt seine Kinder über alles. Er war stets eine große Hilfe und hat meinen Traum mitverfolgt. Er war immer dabei, hat seine drei Söhne nie im Regen stehen lassen und von A nach B kutschiert. Dafür bin ich sehr dankbar“, so Top.
Der Profitraum platzt, es folgen viele Stationen - auch der SC und die SSVg Velbert
Bei RWO hoffte der Heiligenhauser zwischenzeitlich auf eine Profikarriere, immerhin spielte der Ruhrgebietsklub damals in der 2. Bundesliga. „Das war schon ein Ziel für mich“, gibt er zu, relativiert aber auch direkt selbstkritisch: „Wenn man etwas älter ist, weiß man, dass sich junge Spieler nicht immer adäquat einschätzen können.“
Statt in den Profibereich ging es zurück in den Amateurfußball. Top warf sich unter anderem in der NRW-Liga und der Verbandsliga in Zweikämpfe, hielt die Knochen für die SSVg Velbert, den 1. FC Wülfrath, den SC Velbert, den SV Hilden-Nord, die SG Unterrath und Germania Ratingen hin, ehe ihn das Heimweh ebenso wie die Lust am Projekt Heiligenhaus wieder packte.
Zurück bei der SSVg Heiligenhaus und hoch in die Landesliga
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Mit Ende 20 streifte er sich wieder das Trikot seines Heimatvereins über. „Ich habe mit Hidayet Aydogan viel Zeit verbracht, wir hatten gemeinsam in Heiligenhaus angefangen, Fußball zu spielen und unser Ziel war, dass wir unsere Karriere auch dort gemeinsam ausklingen lassen. Daraus wurden dann allerdings sechs weitere Jahre“, sagt Top und lacht.
Zwei Spielzeiten kickte er mit der SSVg zunächst in der Bezirksliga und übernahm in dieser Zeit auch außerhalb des Platzes immer mehr Verantwortung. Wie schon bereits bei der SG Unterrath agierte Top als spielender Trainer beziehungsweise Assistent.
„Ich bin nach und nach mehr in eine Führungsrolle und eine Funktionärstätigkeit reingerückt. Dadurch, dass ich in meiner Seniorenzeit viel rumgekommen bin, konnten wir damals einige Oberligaspieler aus Ratingen loseisen und wurden auch mit dem Aufstieg in die Landesliga belohnt.“
Als Trainer der Nachfolger von Dietmar Grabotin
In der hielt sich die SSVg vier Spielzeiten lang, spielte dort von der Saison 2015/2016 bis zur Spielzeit 2018/2019. Deniz Top nahm die ersten drei Saisons davon sogar die Rolle als spielender Trainer ein.
„Ich durfte ehrenwerterweise die Nachfolge von Dietmar Grabotin antreten. Er war mein Mentor, der mir sehr viel mitgegeben hat. Auch Heinz Dedenbach als erster Vorsitzender und Bernd Wagner als Sportlicher Leiter waren tragende Säulen und haben mir stets vertraut“, erinnert sich Top, der seinen Lieblingsklub dann allerdings „schweren Herzens zu einem Zeitpunkt, zu dem wir noch große Pläne hatten“, wie er selbst sagt, aus beruflichen Gründen verlassen musste.
Das Referendariat forderte seinen Tribut und Top zog sich achtzehn Monate lang zu Rot-Weiß Lintorf in die Kreisliga A zurück.
„Mir ist aus der Ferne das Herz geblutet“
Es waren eineinhalb Jahre, in denen Top stets mit Sorgenfalten in seine Heimat blicken musste. Denn das Projekt, das er dort mit aufgebaut hatte, zerfiel in alle Einzelteile. Die SSVg stieg aus der Landesliga ab, es gab mehrere Trainerwechsel und auch der damalige Vorstand ging.
„Da ist mir aus der Ferne das Herz geblutet. Alle Spieler, die ich mit geholt hatte, verließen den Verein, die Zeit, die ich investiert hatte, war unermesslich. Da lagen viele Scherben“, sagt Top, für den das der bitterste Moment seiner Karriere war, obwohl er gar nicht mehr direkt beteiligt war.
Das Schreckensszenario Kreisliga sollte abgewendet werden
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In der Stunde des Niederschlags erinnerte sich sein alter Verein wieder an den jahrelangen Antreiber und fragte Top, ob er nicht bereit wäre zurückzukehren, das sportliche Chaos wieder aufzuräumen. Der Heiligenhauser folgte erneut dem Ruf seines Herzens und stieg zur Saison 2019/2020 wieder am Sportfeld ein.
Seine Mission war klar: „Wir wollten das drohende Untergangsszenario, von der Landesliga bis in die Kreisliga durchgereicht zu werden, abwenden. Und das haben wir geschafft“, sagt er. Sicherlich hätte da in der ersten Spielzeit auch der Abbruch durch die Coronakrise geholfen, auch wenn sich Top sicher ist, dass sein Team den Klassenerhalt auch aus eigener Kraft geschafft hätte.
In der jüngst annullierten Saison stand sein Team nach sieben Partien im Mittelfeld der Tabelle und machte einen relativ stabilen Eindruck.
Die nächste Aufgabe ist die SG Unterrath
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Für Top genau der richtige Moment, nun wirklich Adieu zum aktiven Spiel auf dem Feld zu sagen und seine Karriere als Spieler mit nun fast 37 Jahren zu beenden.
„Nachdem wir es geschafft haben, die Mannschaft wieder bezirksligatauglich aufzustellen, sehe ich meine Mission als beendet an“, sagt er, ohne zu verleugnen, dass auch sein Alter bei der Entscheidung eine Rolle gespielt hat: „Sicherlich hat dazu beigetragen, dass der Spielbetrieb seit Monaten ruht. Mit 36 Jahren kann man einschätzen, dass die Verletzungsgefahr steigen wird. Und ich möchte wirklich nicht durch eine Blessur abdanken.“
Zumal die nächsten Aufgaben bereits auf den treuen Fußball-Vagabunden warten. „Ich übernehme zur neuen Saison die SG Unterrath als Trainer in der Landesliga. Das ist ein ambitionierter Klub und eine schöne Aufgabe. Ich freue mich auf diese Herausforderung“, so Top, der dann jedoch stets nach Abpfiff der eigenen Spiele sein Smartphone rausholen wird, um das Ergebnis der SSVg Heiligenhaus zu prüfen.
„Das steht natürlich außer Frage. Ich hatte hier immer eine schöne Zeit und wünsche allen Beteiligten weiterhin viel Erfolg“.
Möglicherweise gibt es noch ein Abschiedsspiel
Ganz ausgeschlossen ist es übrigens noch nicht, dass Deniz Top nicht doch noch einmal das Trikot der SSVg überstreifen wird. Denn der Klub hat bereits angedeutet, dass es ein Abschiedsspiel für den langjährigen Begleiter und Gestalter geben soll.
Für ihn selbst wäre das „natürlich eine große Ehre. Es zeigt, dass ich dann wohl auch einiges richtig gemacht habe. Dann würde ich viele alte Weggefährten einladen, wir würden ein All-Star-Team gegen die aktuelle Mannschaft spielen lassen und ich würde eventuell zur Pause die Seiten wechseln“, so Top.
Möglicherweise ja sogar wieder mit Peter Müller an der Seitenlinie. So, wie alles begann.
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