Velbert/Gelsenkirchen. Seit dem Sommer 2020 ist Triathlet Fabian Karst auch Athletik-Trainer des Klubs. Neben der körperlichen Fitness vermittelt er auch mentale Stärke
Wenn es etwas gibt, das Sportler in dieser Zeit besonders trainieren können, in einer Zeit, in der sie nicht auf den Fußball- oder Sportplatz dürfen, nicht ins Fitnessstudio, nicht in Schwimmbäder oder sonst eine Einrichtung, in der sie sich körperlich fit halten können, dann ist es die mentale Stärke, das Durchhaltevermögen, konzentriert und fokussiert zu bleiben, wenn noch lange kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen ist. Auch dann dranzubleiben, wenn die Bedingungen alles andere als optimal sind. Sich alleine am Riemen zu reißen, wenn die Mannschaft um einen herum fehlt.
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Einer, der sich bestens damit auskennt, ist Fabian Karst. Der 29-Jährige ist nicht nur ein mental starker Leistungssportler, er ist auch Athletik-Trainer der Oberliga-Fußballern der SSVg Velbert. Die Kicker macht er auch in der Corona-Zeit fit, seine Erfahrungen als Triathlet helfen dabei ungemein. Und auch sein eigenes großes Ziel verliert der Ausdauer-Spezialist nicht aus den Augen: Den Ironman auf Hawaii.
Posten im Sommer übernommen
Besonders in Zeiten von Corona ist es bis dahin noch ein weiter Weg. „Na klar, die Situation ist gerade für alle nicht so einfach“, sagt Fabian Karst, der im Sommer vergangenen Jahres den Posten des Athletik-Trainers bei der SSVg übernommen hat. So wirklich oft gesehen hat der die Spieler seit dem allerdings nicht. „Wichtig war, dass wir uns am Anfang alle persönlich kennengelernt haben und ich meine Trainingsphilosophie vermitteln konnte“, sagt er. Das mache die virtuelle Kommunikation jetzt bedeutend einfacher.
Alles andere als einfach ist es aber, derzeit die Fitness der Fußballer zu steuern. „Die Spieler bekommen von mir Trainingspläne, klar. Wir stehen oft in Kontakt“, sagt der Triathlet, der auch das Wissen aus seinem Beruf als Physiotherapeut ins Training einfließen lässt. „Wir wissen ja nicht, wann es wirklich wieder losgeht, ob es wieder losgeht. Da muss man genau schauen, wie die Belastung momentan sein sollte.“ Folglich erstellt er Trainingspläne, die die Spieler bestmöglich auf das Fitnesslevel bringen, so dass ein Trainingsstart mit Ball und Mannschaft sofort möglich ist.
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„Jetzt zu überpowern bringt gar nichts, denn in absehbarer Zeit finden keine Spiele statt“, so Karst. „Aber“, betont er, „es dürfen in dieser Zeit auch keine Defizite in einem Bereich entstehen.“
Sein Tipp richtet sich auch an alle anderen Fußballer, die sich derzeit fit halten. „Das Training sollte regelmäßig auch der Belastung eines Fußballspiels entsprechen.“ Heißt: Wer nur joggen geht, stärkt vielleicht seine Ausdauer und sein Herz-Kreislauf-System, Sehnen, Bänder und Muskeln sind dann aber nicht auf die kurzen Antritte, Richtungswechsel und Sprünge vorbereitet.
Ganzheitliches Training ist wichtig
„Da kann es wirklich schnell zu Verletzungen kommen. Darum sollten diese Aspekte auch ständiger Bestandteil des Trainings sein“, rät der Athletik-Trainer der SSVg, der besonders darauf auch in Zukunft ein Augenmerk bei seinem Klub legen will. Denn Weniges ist bitterer, als wichtige Spieler durch Verletzungen zu verlieren, die durch gute physische Vorbereitung hätten verhindert werden können.
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Dass die derzeitige Situation besonders für Mannschaftssportler eine große Herausforderung ist, betont Fabian Karst: „Normalerweise findet ein Großteil des Trainings zusammen mit dem Team statt, man unterstützt sich, feuert sich an, hat Trainer an der Seite, die motivieren, Tipps geben. Das ist etwas völlig anderes, als beispielsweise den Wecker eine Stunde früher zu stellen und alleine morgens im Regen vor der Arbeit zu trainieren“, berichtet er. „Zumal ja derzeit noch nicht einmal klar ist, für was und wann genau trainiert wird.“
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Aber genau in diesem Punkt kann der Athletik-Trainer dann auch zum Mental-Trainer werden, denn als Triathlet sind Fabian Karst diese Bedingungen bestens bekannt. Disziplin und eine strukturierter Trainingsplan sind die Voraussetzungen, um seinen Sport überhaupt betreiben zu können. Kampfgeist, mentale Stärke und Durchhaltevermögen, die Basis, um erfolgreich zu sein.
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Karsts letzter Wettkampf liegt bereits ein halbes Jahr zurück: Der war im September 2020 in Ratingen. Es war auch der einzige Wettkampf des gesamten Jahres für ihn und das in einer Zeit, in der er sich in Bestform befunden und die Qualifikation für den Ironman angepeilt hatte. Anfang 2020, noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Europa, konnte der Gelsenkirchener Sportler vom Laufwerk Ruhr sein Ziel schon nah vor Augen sehen. „Die Form hat auf jeden Fall gepasst“, so Karst. Doch dann kam alles anders.
Ironman-WM unklar
Jetzt, mehr als ein Jahr später, ist nicht klar, ob es in 2021 überhaupt eine Ironman-WM auf Hawaii geben wird, ob in diesem Jahr überhaupt irgendwelche Triathlon-Wettkämpfe stattfinden werden. Trotzdem trainiert Karst fokussiert weiter. Seit Monaten schon muss er dabei auf das Laufen und Radfahren setzen, weil die Schwimmbäder geschlossen haben. Aus dem Triathleten ist momentan also ein Duathlet geworden. Und trotzdem hält er seinen Traum im Blick.
„Ich bin kein Experte in Sache Fußball-Taktik, aber wenn ich den Jungs als Athletik-Trainer zusätzlich noch eins mit auf den Weg geben kann, dann ist es, die Zähne zusammen zu beißen, sich zu fokussieren und durchzuziehen.“